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Rezension zu
Anschlag von rechts

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Es geschah nebenan

Von: Patno
30.05.2017

Als ich von der Verlagsgruppe Random House die Ankündigung zu diesem Buch las, war mein Leseinteresse sofort geweckt. Ich fand es mutig, dass Reiner Engelmann sich einem so schwierigen Thema gewidmet hat. "Anschlag von Rechts" ist der Titel seines Jugendbuches, welches Engelmann anhand einer wahren Begebenheit mit einigen fiktionalen Ergänzungen im Mai 2017 veröffentlichte. In einer Kleinstadt irgendwo in Deutschland treffen sich Robert, Matze und Beate zum abendlichen "Rumhängen" Während sich die beiden Männer ordentlich die Kante geben- Beate hatte zu dem Kasten Bier noch 2 Flaschen Weinbrand mitgebracht- bleibt sie den ganzen Abend bei Cola. Dazu wird lautstark rechte Musik gehört. Die drei driften in ausländerfeindliche Gedanken ab, auch inspiriert von sozialen Netzwerken. Alkohol lässt die Hemmschwelle sinken, ein Molotowcocktail wird gebastelt und schon sitzen die drei Freunde im Auto unterwegs in Richtung Flüchtlingsunterkunft. Die Brandflasche wird in ein Fenster geworfen und nur durch einen glücklichen Zufall bleiben alle Hausbewohner unverletzt. Doch der Schock sitzt bei den Geflüchteten tief, haben sie doch gerade erst angefangen, die Schrecken ihrer Flucht zu verarbeiten. Im ersten Teil des Buches stellt der Autor Flüchtlinge verschiedener Länder, ihre Beweggründe und die ganz eigenen Geschichten ihrer langen Reise nach Deutschland vor. Dabei greift er auf Gespräche zurück, die er mit den Opfern des Brandanschlages geführt hat. Das berührte mich sehr. Im zweiten Teil werden die Täter und ihre Familien näher unter die Lupe genommen. Hierzu macht sich der Autor Beobachtungen bei den Gerichtsverhandlungen zu Nutzen und analysierte die Täteraussagen. Es schockierte mich, wie die drei jungen Menschen ihre Tat als Bagatelldelikt angesehen haben. Nach dem Motto : Der Alkohol ist schuld! Ich bin doch nur gefahren. Im dritten Teil geht es dann um den eigentlichen Prozeß und das Urteil. Reiner Engelmann schreibt sachlich und angenehm flüssig. Seine umfassend recherchierte Geschichte hat er spannend inszeniert. Er bedient sich einer einfachen Sprache, die auch für Jugendliche gut verständlich sind. Im hinteren Teil des Buches befindet sich außerdem ein Glossar, in dem szenetypische Symbole, Musik, Kleidungsmarken, Gruppierungen usw. erklärt werden. Die Kernbotschaft des Buches wird deutlich. Reiner Engelmann zeigt mit seiner wahren Geschichte, dass Fremdenhass und rechte Gedanken inzwischen Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens sind. Wie schnell sind junge Menschen von einer Sache zu begeistern und zu beeinflussen, wenn man ihnen Aufmerksamkeit schenkt und sie ernst nimmt. Das stärkt das Selbstbewusstsein und öffnet aber auch bestimmten Gruppierungen Tor und Tür. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieses Buch unterrichtsbegleitend eingesetzt werden kann. Ein interessanter Diskussionsstoff, aufklärend und wachrüttelnd! Meine 5 Sterne- Leseempfehlung - nicht nur für Jugendliche!

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