Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Buchempfehlung: Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands

Von: Juli
16.05.2017

„Es ist verrückt, alle Rosen zu hassen, nur weil eine Rose dich gestochen hat, alle Träume aufzugeben, nur weil einer sich nicht erfüllt hat.“ Diesen Spruch von Antoine de Saint-Exupéry stellt Salvatore Basile seinem Buch „Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands“ vorweg und gibt damit schon den roten Faden seines Romans, den er 2016 in der Verlagsgruppe Random House GmbH veröffentlichte, vor. Was würdest du tun, wenn der Mensch, den du am meisten liebst, dich im Stich lässt? Wenn deine Mutter dich schon als Kind verlässt, dein Vater zu trinken beginnt, dein bester Freund wegzieht? Michele Airone, dem italienischen Protagonisten des Werkes ist genau das geschehen. Im Epilog wird beschrieben, wie er das letzte Mal seine Mutter sieht, bevor sie sich mitsamt seinem Tagebuch in einen Zug setzt und für immer verschwindet. Er ist zu diesem Zeitpunkt 9 Jahre alt und hat sie bis zu seinem 30. Lebensjahr, in dem die eigentliche Handlung startet, nie wieder gesehen. Die Verletzung sitzt tief. Sein Vater ist ihm keine große Stütze, er ist verbittert und zerbricht an dem Verlust, trinkt immer mehr und vergnügt sich regelmäßig mit Prostituierten. Das Einzige, was ihm Sicherheit gibt, ist die tägliche Routine und die ihn umgebenden Gegenstände. Als Micheles Vater stirbt, erbt er den Beruf des Zug- und Bahnhofwarts von Miniera di Mare sowie die Wohnung, die ihm deshalb zur Verfügung gestellt wird und kommuniziert schlussendlich so gut wie gar nicht mehr mit anderen Menschen. Er sammelt die Gegenstände, die Menschen im Zug vergessen haben in seiner Stube, sortiert sie säuberlich und erfreut sich an ihnen. Diese Sachen können Michele nicht verletzen, sie geben ihm das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Er unterhält sich mit ihnen und lebt mit ihnen zusammen. Sie werden schon zu Beginn der Handlung personalisiert, denn sie warten auch auf ihn, wenn er von der Arbeit kommt. Diese Routine würde wohl bis an Micheles Lebensende so weitergehen… Bis eines Tages Elena in Micheles Lebens tritt. Sie hat im Zug einen Gegenstand verloren, eine Puppe mit Namen Milú, die sie eines abends wieder abholen möchte. Michele ist zunächst vollkommen überfordert, noch nie wurde etwas wieder von ihm abgeholt und zudem hat Elena eine sehr offene fast schon übergriffige Art, sich in sein Leben zu drängen. Er verletzt sich an seinem in der Zwischenzeit verbrannten heißen Essen und Elena verarztet ihn. Am nächsten Morgen scheint er sie zu vermissen und auch sie möchte sich mit ihm wiedertreffen. Zunächst um ihn darüber zu befragen, warum er die Gegenstände nicht im Fundbüro abgibt aber auch, um mit ihm zu essen. Michele jedoch bekommt Panik, zu groß ist seine Angst davor, wieder verletzt zu werden und schließt sie aus. Und plötzlich findet er sein altes Tagebuch in einem seiner Züge wieder. Noch ein Punkt, der sein routiniertes eingeigeltes Weltbild erschüttert und eine massive Veränderung herbeiruft. So nimmt Michele doch wieder Kontakt zu Elena auf, um sie zu dem Tagebuch zu befragen. Sie ist zwar zunächst enttäuscht, weil sie sich mehr erhofft hat, unterstützt ihn jedoch und schlägt vor, dass Michele anfängt, seine Mutter zu suchen. Stück für Stück beschleicht dem aufmerksamen Leser auch das Gefühl, dass auch mit Elena etwas nicht stimmt, dass auch sie ein Geheimnis mit sich herum trägt, dass es zu lüften gilt. Und so macht sich Michele entgegen seines jahrelang eingeübten normalen abweisenden Verhaltens auf den Weg, um seine Mutter zu finden. Auf seiner Reise begegnen ihm die verschiedensten Menschen. So begegnet er wunderbar netten Menschen, die ihn einladen, sich seine Geschichte anhören und ihn unterstützen aber auch Gaunern, die es nur auf sein Geld abgesehen hat. Er trifft einen ein blindes Mädchen, dass ihn ganz genau mustert, einen griechischen Ganoven, mit dem er ein Autoabenteuer unternimmt und schließlich einen alten Bekannten, der ihm eine ganz neue Sicht auf das Leben zeigt. Schlussendlich bekommt er einen entscheidenden Hinweis von Elena und macht sich in ein entlegenes Dorf auf, um seine Mutter zu finden. Was er dort findet, überrascht ihn jedoch enorm und lässt sein bisheriges Leben in einem ganz neuem Licht erscheinen. Zum Autor Salvatore Basile ist ein 1955 in Neapel geborener Drehbuchautor und Regisseur, der heute in Rom lebt und arbeitet. Das vorgestellte Buch ist sein erster Roman, den er mit 59 Jahren zu schreiben begann. In einem Interview mit ihm erfährt man, dass der Anlass zum Werk keine autobiografische Elemente enthält, Basile selber hatte eine sehr glückliche Kindheit, seine Inspiration war ein Artikel über einen im Zug vergessenen Gegenstand. Lediglich Pepe, Micheles Schulfreund wurde von einem der Schulfreunde Basiles inspiriert und die Tatsache, dass Michele erst sehr spät loszieht, seine Mutter zu suchen und sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Es wird daher nicht weiter überraschen, dass ich die Geschichte eines Mannes erzähle, der mit seinem Leben spät dran ist, verlorene Gegenstände sammelt und endlich beschließt, auf die Reise zu gehen, um seine Mutter zu suchen, die zwanzig Jahre vorher verschwunden ist. Basile ist großer Fan des Autors Haruki Murakami, von dem ich auch schon einige Bücher gelesen habe. Hierbei wurde mir klar, woher Basiles Interesse für idyllische, märchenhafte Elemente und die Suche des Einzelnen nach dem Inhalt des Lebens, herkomm könnte. Jedoch ist der Inhalt des hier vorgestellten Romans nicht so fantastisch und absurd wie der beispielsweise in „Kafka am Strand“, ganz im Gegenteil die Gedankengänge sind logisch und nachvollziehbar, lediglich das Ende mutet dann doch etwas zu blumig an. Mein Fazit Dieses Buch hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen. Nicht nur das Cover ist dezent und farblich sehr ansprechend gestaltet. Und auch der Autor malt sprachlich wunderbare Bilder, so wird die Verletzung Micheles mit der eines Kriegers oder das erste Eintretens Micheles in die Welt der anderen Menschen mit dem Bau eines Mosaiks verglichen. An einigen Stellen stoppt er die Handlung und erzeugt Atmosphäre, je nachdem wie sich Michele führt extreme Einsamkeit und Eintönigkeit oder Zugehörigkeit. Auch durch die Synästhetik, die Elena in Micheles Welt bringt, erweckt der Autor eine sinnliche Vorstellung im Leser. So hat mich Micheles Schicksal Stück für Stück immer mehr berührt. Ich fieberte mit und fragte mich, wie ich wohl mit solchen Verlusten umgehen würde, was aus mir werden würde. Auch wenn Elena anfangs etwas aufdringlich und aufgedreht erscheint, schließt man ihre offene Art Stück für Stück immer mehr ins Herz und scheint fast die gleichen Fragen zu stellen wie ihre Schwester Milu, mit der sie regelmäßig Dialoge führt. Interessant sind auch die eingeschobenen Tagebuchzitate des jungen Micheles in sehr kindlicher Sprache, die zeigen, wie naiv und verletzlich Micheles Welt war aber auch, mit welchen Dämonen seine Mutter wohl gekämpft hat. Innerlich scheint er ihren Abschied schon geahnt zu haben aber äußerlich wehrt er sich mit allen Mitteln dagegen. Und obwohl die eigentliche Romanhandlung nur 10 Tage dauert, scheint man am Ende Micheles ganzes Leben zusammengefasst zu haben. Am Ende bleibt dem Leser nun, ihm fortan ein glückliches weiteres Leben zu wünschen und das von ganzem Herzen. Fazit Ich kann für das Buch eine absolute Kaufempfehlung geben für Leser, die sich gerne in romantisierte Welten träumen und es mögen die Geheimnisse und Hintergründe der Menschen für Handlungen und Entscheidungen zu ergründen.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.