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Rezension zu
Den Mund voll ungesagter Dinge

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sehr süße Liebesgeschichte

Von: MissGoldblatt
06.03.2017

Es ist schon ein Weilchen, ja, fast ein ganzes Jahr her, als mich Anne Freytag mit „Mein bester letzter Sommer“ begeistern und in emotionale Untiefen stürzen konnte. Ich war deswegen so gespannt, als es dann hieß, dass sie ein neues Jugendbuch veröffentlicht. Meine Öhrchen fingen schon fast an zu schlackern, als es dann auch noch hieß, dass es um ein junges lesbisches Mädchen gehen würde. In Zeiten von lauten Stimmen unter den Bloggern, die Diversität und Authentizität fordern, hat man es als Autor nicht immer leicht, den jeweiligen Ansprüchen der Leser und/oder Bloggern gerecht zu werden. Und gerade wenn es um Gay und Lesbian Romance geht, kann es unglaublich schwierig werden den richtigen Ton für die breite Masse zu finden. Wenn es nach mir geht, hat Anne Freytag das mit Den Mund voll ungesagter Dinge geschafft. Sie hat wieder ein sehr junges Buch, mit einer ebenso jungen Protagonistin erschaffen, die es einem nicht immer leicht macht, sie vollkommen zu mögen. Und der eine oder andere Vergleich zu dem Film „Blau ist eine warme Farbe“ bleibt nicht aus. Denn Sophie und Alex scheinen den beiden Mädchen aus dem Film manchmal zu ähnlich. In der Hinsicht kamen mir manchmal die Gedanken inwieweit die Idee zum Buch Den Mund voll ungesagter Dinge eigenständig war. Jeder der den Film kennt, kann sich da ein eigenes Bild machen. Ich mag da nicht zu viel vorweg nehmen, finde aber persönlich, dass ein gewisser Abschnitt und bestimmte Aspekte der Autorin offensichtlich als Inspirationsquelle gedient haben. Aber es sei auch dazu gesagt, dass sich beide Geschichten im weiteren Verlauf ungemein stark unterscheiden, deswegen sollte man das Buch nicht vorschnell verurteilen. Als Leser leben wir das Leben der Sophie. Ein junges Mädchen, kurz vor dem Abitur. Seit sie denken kann gibt es nur sie und ihren Vater. Dieses Bild wird jäh zerbrochen, als Sophie und ihr Vater zu Lena, der Freundin des Vaters, nach München ziehen. Das ruft so ein paar Spannungen und Probleme auf den Plan, die hier und da im Verlauf der Geschichte eingestreut werden. Mal mehr, mal weniger. Zum einen sind da die inneren Konflikte, die Sophie mit sich selbst ausmacht. Nämlich die Enttäuschung, dass ihre Mutter sie als kleines Baby verlassen und sie mit dem Vater allein gelassen hat; die Trauer darüber, dass diese besondere Zweisamkeit zwischen ihr und dem Vater durch Lena gestört wird und sie sich plötzlich tatsächlich in einer intakten Familie wiederfindet. Dass dabei ein Schulwechsel ansteht und ihr bester Freund Lukas in Paris verweilt, macht die Sache nicht unbedingt besser. Was passiert mit einer Freundschaft, wenn eine dritte Person, in Form eines Partners, auftaucht? Was passiert mit der Familiendynamik, wenn sich zwei Patchwork-artig zusammenschließen? Wann spürt man denn, dass man homosexuell ist und nicht vielleicht bisexuell? All diese Fragen tauchen in dem Buch auf. Und sie werden nicht immer 100%-ig beantwortet, aber das ist, meiner Meinung nach, auch nicht die Aufgabe der Autorin. Obwohl Sophie wirklich nicht die Art Protagonist ist, dem die Sonne aus’m Arsch scheint, habe ich sehr schnell eine Sympathie für sie entwickelt. Vielleicht auch gerade weil sie etwas sperrig, zynisch und düster ist. Hier und da ist die Interaktion mit Sophie zwar etwas klischeehaft und ich könnte mir auch gut vorstellen, dass das den einen oder anderen Leser etwas nervt, aber wenn man Sophie offen gegenüber tritt und dem Buch mehr als 100 Seiten Zeit lässt sich zu entfalten, wird man mit einer wunderbaren jungen Liebesgeschichte belohnt. Die 400 Seiten des Buches haben sich für mich unfassbar leicht und zügig gelesen und obwohl es insgesamt auch ein eher ruhigeres Buch ist (bis auf die kleinen, fast schon obligatorischen Dramaspitzen), hatte ich permanent über die vier Tage in denen ich das Buch gelesen habe, enorme Lust weiterzulesen. An der Stelle auch noch ein kleines Lob an Frau Freytag, dass sie sich getraut hat, lesbische Liebesszenen oder auch einfach weibliche Körper im Detail zu beschreiben und dem Leser nicht irgendetwas schwammiges vor die Füße geklatscht hat. Das hatte in dem Zusammenhang eine wunderbare Eindringlichkeit und auf besondere Weise, etwas Intimes. Und damit meine ich nicht auf sexueller Ebene. Sondern es hat gewisse Szenen atmosphärisch bereichert. Und dazu kam, dass ich Sophies Gedanken zu ihrer Anziehung zu Alex nachvollziehen konnte und deswegen unglaublich authentisch fand. Niemand der heterosexuell ist, kann sich zu 100 % in die Gedanken- und Gefühlswelt eines homosexuellen einklinken. Aber die Autorin ist dem, denke ich, sehr nahe gekommen. Denn diese innere Zerrissenheit, die Ungläubigkeit und das eigene Anzweifeln seiner Gedanken und auch die Schilderung eben die Bequemlichkeit und Komfortzone eines „normalen“ heterosexuellen Lebens zu verlassen kamen hier sehr glaubwürdig rüber. Natürlich tauchen auch Probleme und Stolpersteine zu diesem Thema auf, zum Beispiel befindet sich Alex in der Beziehung zu einem Jungen. Allerdings fand ich es schon erfrischend gut ein Buch über eine junge Liebe zwischen zwei Mädchen zu lesen. Rundherum ist Den Mund voll ungesagter Dinge eine Geschichte aus dem alltäglichen Leben eines jungen Menschen. Zauberhaft geschrieben mit Anne Freytags gefühlvollem und leichtem Schreibstil. Wenn auch das Ende letztendlich sehr schnell kam. Fazit Ich habe das Gefühl dem Buch gar nicht richtig gerecht zu werden in dieser Rezension. Ich kann das Buch nur empfehlen. Es hat mich emotional nicht so durchgerüttelt wie Anne Freytags letztes Jugendbuch, allerdings hätte ich das hier auch als fehlplatziert empfunden. Den Mund voll ungesagter Dinge ist nicht gänzlich unkitschig, allerdings war hielt es sich noch im Rahmen, weswegen ich die gesamte Geschichte eher als süß und erfrischend empfand.

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