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Rezension zu
DIE WAHRHEIT

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

"Die Wahrheit" oder Lüge? Melanie Raabe inszeniert erneut ein atemberaubendes Duell - nur das Ende irritiert mich komplett

Von: Petra Molitor
13.11.2016

Nach ihrem Debüt "Die Falle", einem auf dem internationalen Markt bestverkaufen Thriller der letzten Jahre, legt die Kölnerin Melanie Raabe mit "Die Wahrheit", 2016 im btb-Verlag erschienen, den Nachfolger vor. Nachdem ich "Die Falle" quasi verschlungen hatte, war ich natürlich sehr gespannt, was ihr neues Buch zu bieten hat. Grundsätzlich erstmal: Ich wurde nicht enttäuscht. Mehr dazu gleich. Kurz zum Inhalt: Philipp Petersen, vermögender Erbe eines Hamburger Imperiums, verschwindet spurlos während einer Geschäftsreise nach Kolumbien. 7 lange Jahre, in denen es nicht den geringsten Anhaltspunkt auf seinen Verbleib gibt. 7 Jahre, in dem seine Frau Sarah mit dem gemeinsamen Sohn Leo auf sich alleine gestellt ist. 7 Jahre Hoffen und Bangen, Verzweiflung, Resignation und doch auch der Wille zum Weiterleben. Gerade, als Sarah beginnt, sich von den Dämonen der Vergangenheit zu lösen, geschieht das Unfassbare: Philipp ist gefunden worden. Freude mischt sich mit Panik. Und zwar zu Recht: Denn der vermeintliche Ehemann ist für Sarah ein vollkommen Fremder. Ein spannendes Katz- und Mausspiel beginnt - geschildert in zwei Handlungssträngen. Mein Leseeindruck: Wie für "Die Falle" habe ich auch für "Die Wahrheit" nur ein paar Stunden gebraucht. Melanie Raabes Bücher packen mich in einer Art und Weise, die ich bisher selten erlebt habe. Es ist ihr Schreibstil, der mich ihre Werke nicht mehr aus der Hand lesen lässt. Spannnend ist er, natürlich, aber für mein Empfinden teilweise auch poetisch. Sie kreiert Sätze mit einer solchen Durchschlagskraft, das ich sie teilweise mehrfach lesen muss, damit ich sie verstehe. Sie verwendet Ausdrücke, die ich in einem solchen Kontext nicht unbedingt erwarten würde. Sie überrascht mich immer wieder mit Wortkonstruktionen, die einfach nicht dem Mainstream entsprechen. Kurz gesagt: Ich liebe ihre "Schreibe". Ihre Bücher sind psychologisch sehr anspruchsvoll, die Spannung ist vom ersten bis zum letzten Satz auf einem sehr hohen Niveau. Für mich kann ihr momentan in diesem Genre in Deutschland niemand wirklich das Wasser reichen. Und doch gibt es nach diesem Loblied tatsächlich auch Kritik von meiner Seite. Das Ende des Buches, die Auflösung der großen Scharade, hat mich enttäuscht. Ja, es ist so. Das Ende ist dem so packenden Vorangegangenen unwürdig. Es zerstört den Bann, in den mich "Die Wahrheit" so schnell gezogen hatte und lässt mich mit vielen offenen Fragen zurück. Das Ende ist übermäßig konstruiert und nicht im Ansatz glaubhaft. Stunden, nachdem ich das Buch beendet habe, schwirren mir immer noch zahlreiche Fragen im Kopf herum, auf die ich keine Antwort finde. Frage ich mich immer noch, ob ich irgendwo etwas Entscheidendes überlesen habe. Nein, ich glaube nicht. Schlussendlich bleiben in der Haupthandlung, als auch an den Nebenschauplätzen wie dem augenscheinlich furchtbaren Ereignis, das Sarah und Phillip aus der Vergangenheit einholt, viele Ungereimtheiten zurück. Das finde ich so schade, denn das Buch hätte durchaus das Potential zu einem Meilenstein deutscher Spannungsliteratur. Trotzdem - weil "Die Wahrheit" mich vom ersten Moment an komplett elektrisiert und bis auf die geschilderten Umstände bestens unterhalten hat, vergebe ich 4 von 5 Sternen.

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