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Rezension zu
Ganz große Kunst

Mit Pinsel und Zunge gleich flink dabei

Von: Christoph Hahn aus Piesport
28.11.2023

Normalerweise würde Otto als professioneller Spaßmacher in die Geschichte eingehen. Niemand würde so bald vermuten, dass Herr Waalkes ein ziemlich ernsthafter Zeitgenosse und mit mit Pinsel und Leinwand ebenso fix unterwegs ist wie mit dem Mundwerk. Genau hinschauen müssten die Leute halt. Der Vollerwerbs-Ostfriese kann das jedenfalls. Muss ein Maler wie er ja auch können, um so virtuos wie er mit den Stilen und Gesten der Kunstgeschichte jonglieren zu können. Das jedenfalls zeigt das Buch „Otto Waalkes: Ganz große Kunst – 75 Meisterwärke“ (nur echt mit ä). Erschienen ist der 176 Seiten starke Band im Münchener Verlag Heyne, einem unternehmen der Penguin-Random-House-Gruppe. Otto ist rasend populär, und mit seinen 75 Lebensjahren denkt der gebürtige Emdener noch immer nicht daran, in den Schonwaschgang eines Ruheständlers herunter zu schalten. Mit der Zunge jedenfalls ist Waalkes noch immer rasend schnell unterwegs und sucht sein Publikum kreuz und quer durchs Land heim. Schnelligkeit oder besser: Beweglichkeit im Geist und an der Staffelei zeigt der Wahlhamburger auch mit seinen „Meisterwärken“, passenderweise so viele an der Zahl wie er aktuell Lebensjahre zählt. An der Alster und gleichermaßen, wie gelegentliche Visiten beweisen, in Emden erweist sich der flinke Herr Waalkes als daheim. Ebenso zuhause ist er in der Kunstgeschichte. Miró, Spitzweg, Matisse und Kollegen macht er sich bis in die letzten Feinheiten an. Weniger wohlwollende Menschen würden dabei das viel gehörte Stichwort von der „kulturellen Aneignung“ in die Runde werfen. Otto kennt da wenig Hemmungen. Darum macht er so gut wie jedes Bild mit seinem ganz speziellen Identifikationssymbol als Schöpfung von seiner Hand kenntlich, denn immer wieder tritt ein Ottifant in Erscheinung, ganz unübersehbar. Gefälscht wird hier nichts – ist alles echt Waalkes. Wie ein Tema con variazioni in der klassischen Musik springt wie ein tollkühner Artist von Stil zu Stil und macht dabei immer wieder die Kunst zum Schelmenstreich. Bei Spitzwegs „Der arme Poet“ liegt selbstverständlich er zu Bette und trägt dabei wie ein moderner Hermes (der Gott der Diebe) die geflügelte Kappe. Dem Ernst des Museumsbetriebes setzt er seinen virtuosen Unernst entgegen. Warum? Weil er es kann! Zum Gesamtkunstwerk wird das Buch durch das Vorwort und die anderen Texte von Dennis Scheck und Bernd Eilert. Der Literaturpapst und legitime Nachfolger der großen Sigrid Löffler beweist dabei einen ähnlichen kongenialen Witz wie der Frankfurter Autor und feinsinnige Humorist. Jeder von ihnen verschafft den „Meisterwärken“ eine weitere Ebene und macht so dieses Buch zu einer runden Sache.

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