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Rezension zu
Wunder gibt es immer wieder

Als die Bilder laufen lernten

Von: katikatharinenhof
14.06.2023

Evas Traum ist es, die Stars und Sternchen der Fernsehwelt mit ihren Kreationen einzukleiden, doch ihr Vater hat ganz andere Pläne mit ihr. Statt sie in ihrem Berufswunsch zu unterstützen, tut er das Ganze als Firlefanz ab und legt Eva Steine in den Weg, wann und wo immer er kann. Doch der Traum könnte wahr werden, als Eva zufällig als Komparsin bei den Dreharbeiten zum ersten Sissi-Film einen Chance erhält und Gerdago ihre Entwürfe zeigen kann. Zunächst scheint auch alles glatt zu gehen, bis Evas Vater Wind von allem bekommt. Aber Träume sind dazu da, um sie zu verwirklichen und nicht, um sie in den Wind zu schreiben.... Schon mit den ersten Seiten habe ich mich Herz über Kopf in dieses Buch verliebt und bin mitten in der wunderschönen Filmkulisse zum ersten Sissi-Film. Ich sehe das wuselige Treiben am Filmset, höre das Rascheln der bauschigen Kleider und ein Hauch von Theaterschminke liegt in der Luft. Eva wird mir gleich zur guten Freundin und es fällt mir leicht, mich an ihre Ballerinas zu heften und mit ihr die konservativen 50er Jahre zu erleben, aus dessen engem gesellschaftlichen Korsett sie sich freischwimmen will. Vater Axel ist der Vorzeigepatriarch und er hat schon leichte tyrannische Züge, denn wie er seine Frau Annemie knechtet und klein hält, lässt die Wur in mir hochkochen . Annemie kuscht immer brav und fügt sich ganz in das Weltbild, das die Bräuteschule zu diesem Zeitpunkt vermittelt und vorlegt. Zum Glück hat sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft gewandelt. Mit dem Einzug des Fernsehens in die deutschen Wohnzimmer bekommt Unterhaltung plötzlich einen ganz anderen Stellenwert und ich sehe die Showgrößen von damals direkt vor mit - Peter Frankenfeld in seinem karierten Sakko, Robert Lembke, wenn er den Heiermann im Sparschein klimpern lässt und natürlich Romy Schneider, die als Kaiserin Sissi Weltruhm erlangt. Filmkulissen werden lebendig, das Klappern der Schreibmaschinentypen in den Sekretariaten des WDR klingt durch die Seiten (hier habe ich die Titelmelodie von "Büro, Büro" im Ohr) und mittendrin Eva, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Sie tut alles, um ihren Traum zu verwirklichen und scheut sich nicht, sich gegen ihren Vater aufzulehnen. Ich habe mehr als einmal vor Wut die Fäuste beim Lesen geballt, vor Zorn die Haare gerauft und mit Eva Tränen der Enttäuschung geweint, denn der Schreibstil von Beate Sauer ist nicht nur sehr plakativ, sondern auch mitreißend und überraschend. Die Autorin macht Evas großen Traum zur Herzensangelegenheit der Leser;innen, lässt sie an Evas Stelle fühlen, leiden, hoffen und lieben und zieht ihnen so Evas Ballerinas an, um die Welt der 1950er Jahre mit ihren Augen zu sehen. Auch haben die Lesenden Annemie einiges an Wissen voraus und das schürt natürlich die Neugier, ob Evas Mutter noch von ihrem großen Geheimnis erfährt. Auch macht Annemie eine wunderbare Wandlung durch und nimmt sich ein Beispiel an ihrer Tochter. So viel Energie und Durchsetzungswillen hätte wohl niemand hinter der stillen Fassade vermutet. Der Roman ist wirklich ein großartiger Auftakt zur Fernsehschwestern-Saga, der Heißhunger auf mehr Geschichten aus der Film- & Fernsehwelt macht und ich bin mehr als gespannt, wie es weitergehen wird.

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