Rezension zu
Wenn jeder dich mag, nimmt keiner dich ernst

Wie Sie Ihren Respekt schneller los sind, als Ihnen lieb ist, beschreibt der Autor Martin Wehrle mit der Metapher eines Kofferdiebstahls gleich zu Anfang. Mit diesem Schachzug gelingt ihm ein genialer Einstieg in sein Buch: „WENN JEDER DICH MAG, NIMMT KEINER DICH ERNST“. Bei dem Einstiegstest im ersten Teil des Buches erfährt der Leser in der Auswertung, welche seiner persönlichen Eigenschaften hilfreich, welche gefährlich sind. Doch was macht das Buch so sympathisch? Welchen Nutzen habe ich als Leserin? Die eigenen Erfahrungen des Autors, sowie viele anschauliche Beispiele aus der Praxis der Karriereberatung bilden die Grundlage. Die sachliche Belegung mit Expertenwissen und seine Erfahrung als Kommunikationstrainer runden das Profil ab. Den Rest erledigt der lebendige Schreibstil eines Autors, der sein Handwerk versteht. Dann geht es zur Sache. Ich erfahre, warum mich negative Artikel mehr ansprechen, wie ich positiv spiegeln kann und wie ich mich mit dem Professoren-Trick sofort gebildeter fühle. Wie auf dem Schachbrett erfahre ich im zweiten und dritten Teil des Buches etwas über Strategie und Taktik; wie Sie Manipulation abwehren und wie Sie bekommen, was Ihnen zusteht. Zugegeben: Ich bin selten sprachlos, aber das eine oder andere Mal verschlägt es mir doch die Sprache oder mein Blutdruck lässt meine Gesichtsfarbe rötlich werden. In diesen Situationen werde ich mich künftig gerne an die eine oder andere Szene im Buch erinnern. So zum Beispiel, an das verbale Attentat auf den Autor bei einem Vortrag. Hätte ich so souverän reagiert? Niemals! Doch jetzt könnte es mir dank seines Buches gelingen. Was war passiert? Ihm war vor vollem Saal unterstellt worden, dass er keine Ahnung von Führung hat und Vorgesetzte nur schlecht macht, nur weil eines seiner Bücher einen ausgefallenen Titel trägt. Wie souverän er sich dann aus der Situation navigiert, zitiere ich gerne durch einen kleinen Ausschnitt: „Ich möchte Ihnen gleich zweifach danken, dass Sie sich zu Wort gemeldet haben.“ (Völlig unerwartete Reaktion: Ich spreche Dank aus, statt mich zu rechtfertigen oder zurückzupoltern.) „Zum einen ist es mir bislang kaum passiert, dass jemand ein komplettes Buch von mir gelesen hat, nur um sich auf einen Vortrag von mir vorzubereiten.“ (Ich streue Humor ein und deute die Lektüre des Buches zu meinen Gunsten – was zu ersten Lachern im Saal führt.) Und zweitens möchte ich Ihnen danken… Ich musste das Buch gleich noch ein zweites Mal lesen und werde die eine oder andere Anwendung gleich einmal in der Praxis erproben. Zum Beispiel den verwirrenden Konter.