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Rezension zu
Gezeitenkinder

Wer nicht hören will, muss fühlen …

Von: Diane Jordan aus Pinneberg
27.03.2023

Ich darf den Roman „Gezeitenkinder“ von Luise Diekhoff lesen und freue mich sehr darüber. Meine Lese-Zeitreise beginnt mit einem spannenden Prolog 1945, dann befinde ich mich auf der Norderney-Fähre, Ende April 1962 und merke bei den ersten Zeilen, dassss mir dieses Buch unter die Haut geht und mich packt. Vorsichtshalber packe ich mir schon mal ein paar Taschentücher in Griffnähe …. Das Cover ist ansprechend gestaltet. Als Betrachter sieht man betreute Jugendliche, im Stil der 60ziger Jahre, in einem Ruderboot. Die Szene ist in schwarzweiß und teil entsättigt. Das Wasser/ die Wellen sind stilisiert und abstrahiert, aber die wesentlichen Grundstrukturen kann man auf den ersten Blick erkennen. Der Plot ist spannend und die Charaktere der Romanfiguren sind gut wiedergegeben. Luise Diekhoff erzählt die Geschichte ihres historischen Romans aus drei Perspektiven. Zum einen lernt man als Leser die jungen Kinderpflegerinnen Hanna und Evi kennen, die ihre erste Stelle im Kindererholungsheim Strandhafer auf Norderney antreten. Dann folgt die Sichtweise von Rita, einem trotzigen, hartnäckigen und einsamen Mädchen, dass sich im Heim erholen soll. Und den nächsten Einblick gewährt uns dann Hausmeister Wilko, der als Kalfaktor gewissenhaft Hilfsdienste vor Ort verrichtet. Als Leser taucht man Seite um Seite in die fantastisch recherchierte Geschichte ein. Luise Diekhoff schildert packend und unter die Haut gehend, die damaligen Geschehnisse und Methoden. Der Begriff „Schwarze Pädagogik“ sagte mir erst so gar nichts. Allerdings bin ich mit Jahrgang 1967 in dieser Zeit aufgewachsen und auch Sprüche wie „Wer nicht hören will, muss fühlen“ sind mir aus dieser Zeit bekannt. Nun habe ich für diese Erziehungsmethoden auch den passenden Begriff. Die Autorin schafft es vortrefflich, die bitteren Erfahrungen die die Kinder und Jugendlichen im Kindererholungsheim Strandhafer mit Strafen, Kontrolle, Gewalt oder Demütigungen erdulden mussten, packend und eindringlich wiederzugeben. Aber auch die fiesen Einschüchterungen, die mit der Absicht verbunden waren, Kinder und Jugendliche völlig unterzuordnen, werden eindringlich und anschaulich zum Leser transportiert. Ich bin schockiert und die Darstellungen gehen mir unter die Haut und mitten ins Herz. Auch das Schicksal der verschleppten und ausgebeuteten Zwangsarbeiter greift Diekhoff gekonnt auf. Der Roman hat so eine ungeheure Spannungskurve, einschließlich der hässlichen Fratze Nationalsozialismus und man mag das Buch kaum aus der Hand legen, um zu erfahren, was dort alles Tragisches und Schreckliches geschehen ist. …. „Nicht die Wahrheit zu sagen, ohne direkt zu lügen – das hatte Evi Hanna in ihrer Kindheit beigebracht. Ganz einfach sei das, hatte sie erklärt, man müsse nur sorgfältig die Worte wählen und seinem Gegenüber, ohne zu blinzeln, in die Augen blicken.“ (S.329) …. Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich lange kein so tolles Buch mehr gelesen habe, was mich so gepackt und beeindruckt hat. Das Zeitzeugnis und die Zeitreise in die 60ziger Jahre ist so packend und realistisch geschrieben, dass ich zeitweise das Gefühl hatte das alles selbst gesehen und erlebt zu haben inklusiv dem „Angsttraum Kindererholungsheim“ mit seinen rigiden Erziehungsmaßnahmen! Fazit: ***** Der Roman „Gezeitenkinder“ von Luise Diekhoff ist im Heyne Verlag erschienen. Das gebundene Buch hat 400 Seiten, die mein absolutes Lese-Highlight für 2023 sind und wärmstens von mir empfohlen werden, vielleicht sogar als eindringliche Schullektüre oder als packenden TV-Film

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