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Rezension zu
Schattenelfen - Der Gläserne Kaiser

Bleibt hinter den Erwartungen zurück

Von: Steffi aus Karlsruhe
03.10.2022

Ich habe das Buch sehr schnell durchgehabt und bin wirklich überrascht, wie wenig Tiefgang es besitzt. Mittlerweile sind so viele Charaktere und Handlungsstränge im Buch, dass das volle Potenzial überhaupt nicht mehr ausgeschöpft werden kann meiner Meinung nach. Wohin soll das führen, ohne dass etliche Handlungsstränge zu kurz kommen? Es gibt keine Charakterentwicklung, zumindest keine, welche ich als solche bezeichnen würde. Zu Leynelle komme ich später noch. Die Charaktere blieben für mich unerklärlich und eindimensional. Ich habe nie das Gefühl gehabt, es ginge hier wirklich um Leben und Tod, um Ehre, das Finden zu sich selbst, darum andere aufrichtig von seinen Ansichten zu überzeugen oder sonst ein tragendes Motiv. Das lässt einen als Leserin der ersten Stunde verdammt enttäuscht zurück. Dazu kommen etliche Ungereimtheiten und Logikfehler, Widersprüche zu alten Büchern etc. Herr Hennen, wissen Sie denn selbst nicht mehr, dass Melvyn ein fantastischer Reiter ist (siehe Shandrals Unfall in Elfenlicht) und auch selbst mal einen Hund besessen hat? Im jetzigen Band ist er ein miserabler Reiter und verachtet domestizierte Hunde. Solche Logikfehler finden sich im Buch überall. Alathaia lässt ihre jüngsten Kinder mit Matha Blouta zurück ohne ein Wort der Warnung, obwohl sie weiß, dass dieses Wesen schon ihren Gatten getötet hat. Damien werden mal 80, mal 150 Jahre alt. Eldarian weiß in die Blutkönigin mal von Matha Blouta, mal nicht. Gibt es denn kein Lektorat bei Heyne? Davon abgesehen hoffe ich, dass die zukünftigen Entwicklungen im Krieg den alten Büchern entspricht. Bisher fiel noch kein Wort zu magischen Waffen, der Wesensveränderung der Drachen, der Partizipation der Trolle und und und … Aber Positives gibt es auch, so waren Assanael und Tiranu meine Favoriten in diesem Band. Die Beziehung der beiden ist etwas Besonderes, auch wenn sie bisher wenig Raum bekommen hat. Es gab auch die erste queere (homosexuelle) Figur im Buch, wenn diese auch nur ganz am Rande erwähnt wurde. GRR Martin bekommt es trotz seiner generations-bedingten Prägung und Sozialisierung in seinen Büchern hin, eine realistische Gesellschaft abzubilden (egal ob Fantasy oder nicht, in jeder gesunden Gesellschaft gibt es Diversität und Sexualität jenseits der Heteronormarivität). Hier sollte dringend ausgebaut werden. Als Spiegel-Bestseller-Autor hat man, ob man möchte oder nicht, Verantwortung und Sichtbarkeit von queeren Menschen ist enorm wichtig. Ich hoffe, das Frauenbild in den Büchern wird sich nochmal ändern. Meistens werden weibliche Akteure im ersten Moment mit dem Aussehen oder ihrer Anziehungskraft bewertet. Dann kommen leider manchmal stark patriarchal geprägte Stereotype hinzu. Hier kann vielleicht das ein oder andere feministische Buch gelesen werden und aufzeigen, warum in der Vergangenheit Hennens Frauenbild kritisiert wurde. Er selbst weißt die Kritik ja weit von sich. Der Male Gaze dominiert jedenfalls auch in diesem Band, so bei Leynelle und Melyssana ganz extrem. Eine Frau bekommt Macht und das erste, was ihr einfällt, ist es Männer in Scharen den Kopf zu verdrehen, um genau so an mehr Macht zu kommen oder diese zu erhalten. Dieses Lorelei-Motiv ist einfach nur weltfremd. Ich sage nicht, dass Frauen keine Lust und Laune Geschöpfe sein dürfen und sollen. Aber wenn sich ihre gesamte Entwicklung darauf konzentriert, ist es in meinen Augen einfach nur traurig. Auch Frauen haben Träume, Ziele, Schwächen und Wünsche und Ängste. Darüber erfährt man leider viel zu wenig. Ich bin trotz der Kritik gespannt auf die Fortsetzung!

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