Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Seefahrerin

Was für ein fulminantes Buch!

Von: Marie V aus Falkensee
01.03.2021

Poetisch und mit einer unsagbaren Wortgewandtheit fasst die Autorin den Alltag auf der offenen See zusammen. Eine gewaltige Sprache zieht den Leser tief in das Buch hinein, zum Fischfang auf einen Fischkutter namens Rebel. Denn dort heuert die junge Lili an, was für eine starke, tolle Frau. Ohne Papiere von Frankreich nach Alaska gekommen um die Freiheit zu suchen, muss sie von den Männern an Bord der Rebel viel einstecken. Sie arbeitet bis zur Erschöpfung, aber sie lässt sich nicht unterkriegen und reift im Verlauf des Romans zu einer Frau heran, die das Meer nicht mehr loslässt. Nicht nur die eigentlich zarte Lili, sondern alle Charaktere an Bord, sowie die in den Bars am Hafen von Kodiak, sind authentische, starke Personen, mit immerzu wechselnder Sympathie und Unsympathie meinerseits. Zeitweise sind sie so ursympathisch, dann wieder nicht, und dann wieder doch. Leiden kann ich sie letztendlich alle. Man kennt ihre Geschichten, die zwar manchmal nur kurz angerissen werden, aber trotzdem versteht man ihre Taten, es ist plausibel, dass sie sich so verhalten, wie sie es eben tun. Sie alle haben ihre Schwächen, auf See und an Land fließt viel Alkohol, Drogen sind auch ein Problem, aber sie wachsen einem ans Herz wie eine Familie. Eine raue Sprache verleiht dem Buch die Atmosphäre, die es Braucht, gemixt mit viel Seemannssprache. Die Autorin weiß wovon sie schreibt und versteht die Kunst, lebensnah zu erzählen. Poulain erzählt ungeschönt vom Alltag auf einem Kutter, verlangt dem Leser viel ab, auch einen starken Magen. Nicht selten sind die Haare verklebt von Tran, das Deck überzogen von Fischblut. Harsche Worte fliegen in einer Tortur übers Deck, doch die Herzen der Seemänner sind dann doch ganz sanft. Lili romantisiert die Seefahrt, muss sich dabei nicht nur einmal anhören, dass man keine Erlebnistouristen wie sie in Kodiak will. Aber sie erlebt auch die wuchtige Gefahr an Bord ihres Kutters bei starkem Seegang, lernt sie zu lieben und verfällt ihr. Während sie Fische ausnimmt, isst sie aus Hunger und Zeitmangel rohe Rogensäcke und schlagende Heilbuttherzen, die Fischherzen schlagen in ihr weiter, sie wird eine wahre Seefahrerin. Die zweite Hälfte des Buches ist leider etwas schwächer, eine Liebesgeschichte zu einem ehemaligen Crewmitglied der Rebel bahnt sich nebensächlich an, doch Lili will weiterhin mit ihren Männern Fische fangen, während er sich nach Hawaii absetzt. Die Liebesgeschichte im Buch hätte nicht unbedingt sein müssen, ich liebe es aber trotzdem, es ist so vollkommen. Ein Buch für alle, die auch mal die raue und umbarmherzige Seite der See kennenlernen und vor Alaskas Küste mit charakterstarken, abgestumpften Seemännern auf Fischfang gehen wollen. Leseempfehlung, für mich ein Lesehighlight!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.