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Rezension zu
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Von: ShalimaMoon
05.10.2016

Ich bin ein großer Fan von Charlotte Link und habe so ziemlich jedes Buch von ihr im Regal stehen (ausgenommen ihre Pferdekinderbücher). So konnte ich auch nicht wiederstehen ihr neustes Buch direkt zu verschlingen. Simon wollte eigentlich über Weihnachten mit seinen Kindern im Ferienhaus seines Vaters in Südfrankreich Urlaub machen. Doch seine Kinder sagen ihm ab, seine neue Freundin trennt sich von ihm und dazu regnet es pausenlos. Trotzdem schlendert er am Strand entlang und trifft dort auf Nathalie, die offensichtlich in Schwierigkeiten steckt. Die Entscheidung ihr zu helfen, soll Simon schnell bereuen, denn Nathalie ist irgendwie in Verstrickungen, die bis nach Bulgarien reichen verwickelt. Das Charlotte Link sehr wandelbar ist, hat sie bereits mehrfach bewiesen. Zunächst gestartet mit Gesellschaftsromanen, wie ihrer gefeierten „Sturmzeit“-Trilogie, entdeckte sie schnell die psychologischen Spannungsromane für sich. Hier bekam der fleißige Leser mehrere Charaktere bzw. ganze Familien präsentiert, die in irgendeiner verstrickten Geschichte steckten, die der Leser entschlüsseln musste. Gerne wurde hier auch ein Ausflug in die entfernte Vergangenheit verschiedener Figuren entführt. Diese Ausflüge kamen danach immer weniger vor, aber das tat der Spannung keinen Abbruch und Link entdeckte sich erneut neu. Mit ihrem letzten Werk „Die Betrogene“ versuchte sich Link nun zum ersten Mal in Richtung Kriminalroman. Aber auch hier entstand eine enge Verbindung zu den Figuren, wir lernten viel über sie, ihre Stärken, ihre Schwächen, ihre Ecken und Kanten. Doch irgendwo fehlte der Geschichte so ein bisschen das typische Linkkalkül. Dies sollte sich jedoch am Ende doch noch zeigen und so lässt sich „die Betrogene“ als Versuch Richtung Krimi abstempeln, kommt jedoch nicht mehr an die früheren Werke heran. Nun präsentiert uns Charlotte Link ihr neustes Werk und auch diesmal handelt es sich wieder um einen Kriminalroman. Simon ist der typische Versager. Geschieden und doch lässt er sich von seiner Ex-Frau auf der Nase rumtanzen, was die Kinder betrifft. Sein Vater sagt ihm offen ins Gesicht, dass er ihn für einen Versager hält und trotzdem versucht Simon noch immer die Anerkennung des Vaters zu bekommen. Doch aus dem geplanten Weihnachtsurlaub mit seinen Kindern im Ferienhaus des Vaters in Südfrankreich wird nichts, denn seine Ex-Frau und deren neuer Freund beschließen, dass die Kinder lieber bei ihnen in Deutschland bleiben sollen. Und so fährt Simon alleine, denn seine neue Freundin hat er damit verschreckt, dass er sie vor den Kindern verheimlicht und daher nicht mit nach Frankreich nehmen wollte. In dieser trostlosen Ausgangslage trifft er am Strand auf die verzweifelte und heruntergekommende Nathalie. Eigentlich hätte er einfach weitergehen müssen, aber ausgerechnet diesmal trifft Simon eine Entscheidung, die seine nahe Zukunft stark beeinflussen sollte. Denn Nathalie ist auf der Flucht. Vor wem, dass weiß sie selbst nicht. Sie hat lediglich eine Warnung ihres Freundes Jérôme bekommen. Beide sollen erst später erfahren, dass sie irgendwie in das Visier eines Menschenhändlerrings gekommen sind, die keine Skrupel haben. Die Geschichte führt bis nach Bulgarien und erzählt neben Simons und Nathalies Geschichte auch die zweiter verzweifelter Familien, die glauben ihre schönen Töchter könnten im Westen ein gutes Leben bekommen. Die Thematik von Menschenhändlern ist bereits in mehreren Büchern und Filmen behandelt worden. Link schafft es trotzdem der ganzen Geschichte eine eigene Richtung zu geben. Denn hier sind es keine Helden, die auf eigene Faust den Ring bekämpfen wollen. Hier sind es die Alltagshelden, die für sich oder für ihre Familien kämpfen. Dabei treten eine Vielzahl von Charakteren auf, deren Verbindung wieder einmal erst gesucht werden muss. Wie für einen Krimi üblich hat auch hier die Polizei eine große Rolle, jedoch nicht so groß, wie in anderen Krimis üblich. Dadurch behalten die Charaktere noch ihre Handlungsfreiheit und können dieses Buch weitgehend selbst gestalten. Doch während Links ältere Bücher sich durch sorgfältig charakterisierte Figuren auszeichnen, hinter denen mehr steckt, als man auf dem ersten Blick denken mag, spiegeln die Figuren diesmal die klassischen Schwarz/Weiß-Klitschees wieder. Jeder Charakter bekommt praktisch nur 1-2 Eigenschaften und handelt nur nach diesen. Kein Variieren, keine ausgeprägten Charakterzüge, keine Überraschungen. Daher wird aber leider auch die komplette Handlung vollständig vorhersehbar. Bis auf 1-2 Wendungen in Bulgarien, kann der Leser bereits am Anfang das Ende vorhersagen. Hier fehlt einfach eine überraschende Handlung der Charaktere. Trotzdem muss man sagen, dass Link es durch ihren sehr flüssigen Schreibstil trotzdem schafft, einen für 2-3 Tage an das Buch zu fesseln, ehe man die knapp 600 Seiten verschlungen hat. Das ist wieder eine gewaltige Verbesserung zu „die Betrogene“, in der man sich durch viele Seiten durchquälen muss, ehe das Buch in Fahrt kommt. „Die Entscheidung“ hat keine einzige Länge, jede Handlung und Figur hat irgendwo seine Berechtigung, um auf das große Finale zuzusteuern. Wobei hier jedoch noch ein großer Kritikpunkt liegt: das sehr knappe und kurz gehaltene große Finale. Ein brutaler Menschenhändlerring, die nichts zu verlieren haben, und doch ist die Lösung am Ende zu einfach. Hier fühlt man sich am Ende um die Mühe eines Showdown betrogen. Liebe Frau Link, als ein großer Fan ihrer Werke, verstehe ich, dass sie einmal etwas neues ausprobieren wollten und sich nun den Krimis zuwenden. Aber bitte geben sie ihren Charakteren trotzdem genug Tiefe, bitte bauen sie wieder Überraschungen in die Handlung ein und bitte bleiben sie sich selbst dabei treu. Beim Lesen von „Die Entscheidung“ wäre ich nicht darauf gekommen, dass sie dieses Buch schrieben. Ihre unverkennbare Handschrift hat einfach gefehlt! Ich freue mich trotzdem schon jetzt auf ihr nächstes Werk!

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