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Rezension zu
Die Entscheidung

Viel Schatten, aber auch viel Licht im neuen Krimi von Charlotte Link. Weniger kurzweilige Kriminalunterhaltungslektüre, als vielmehr ausführlich geratene Gesellschaftsstudie, die mit gewissen Längen behaftet ist, dennoch aber zu unterhalten versteht

Von: Happy-End-Buecher.de- Nicole
25.09.2016

Simon wollte eigentlich die Weihnachtsfeiertage zusammen mit seinen Kindern verbringen und hat seiner neuen Lebensgefährtin dafür abgesagt. Diese ist ziemlich erbost darüber und macht sogleich Schluss mit ihm. Dies ist jedoch nicht der einzige Grund, der Kristina den Schlussstrich ziehen lässt. Simon ist in ihren Augen kein Mann, der weiß was er will. Zu oft lässt er sich von anderen Menschen unterbuttern und ist zu gutmütig, was auch dafür sorgt, dass sein Vater ihn für einen Versager hält. Da aber auch Simons Kinder nicht wirklich Lust auf ihn haben, steht ihm eigentlich ein ereignisloses Fest bevor. Doch dann kreuzen sich Simons und Nathalies Wege. Eigentlich will Simon der jungen, abgemagerten und verwahrlost aussehenden Frau eigentlich nur helfen, die ohne Geld, ohne Papiere und vor allem ohne Schutz in Frankreich gestrandet ist. Doch Simons Hilfe und Fürsorge kommt ihn teuer zu stehen, als er Nathalies Geschichte erfährt. Sie befindet sich nämlich auf der Flucht vor unbekannten Verfolgern, die Nathalies Freund Jerome suchen. Dieser scheint in kriminelle Aktivitäten verstrickt zu sein und hat Nathalie zuvor über Handy gewarnt, dass sie schleunigst aus der gemeinsamen Wohnung verschwinden soll, weil die Verfolger über Leichen gehen. Ausgerechnet ein Mann den Nathalie anschließend zufällig traf und der ihr Freundlichkeit vorheuchelte, wollte ihr in seiner Wohnung Gewalt antun, so dass Nathalie ihn mit einer Flasche niederschlagen musste um sich freizukämpfen. Das ist allerdings bereits einige Tage her. Als Nathalie und Simon an den Ort des Geschehens zurückkehren und den Mann, den Nathalie niedergeschlagen hatte, brutal ermordet auffinden, fehlen auch Nathalies persönliche Sachen, die sie in der Wohnung zurückgelassen hatte. Simon beschließt Nathalie, die sich weigert zur Polizei zu gehen, da diese ebenfalls infiltriert sein soll, mitzunehmen in das Ferienhaus am Meer, das seinem Vater gehört. Doch selbst hier sind sie nicht sicher und Jerome, der sich angeblich mit Nathalie treffen wollte, taucht ebenfalls nicht auf. Als Kristina unverhofft anreist, die ihre barsche Abfuhr Simon gegenüber bereut hat und glaubt, Simon habe eine Affäre mit Nathalie und kurz darauf in dem Ferienhaus eingebrochen wird, fürchten Simon und Nathalie nicht nur um die völlige Eskalation der verfahren Situation, sondern zudem um ihr Leben, denn auch weitere Personen aus Jeromes privatem Umfeld wurden in der Zwischenzeit bereits eliminiert und grausam zugerichtet. Währenddessen ist im fernen Bulgarien eine verzweifelte Mutter auf der Suche nach ihrer Tochter, die als Fotomodel angeworben wurde, von der sich seit ihrer Abreise jedoch alle Spuren ins Nichts verlieren… Die Romane von Charlotte Link stehen für mich für folgende Attribute: Unterhaltsam, unter die Haut gehend, kurzweilig und spannend. Mit ihrem aktuellen Roman konnte mich die Autorin jedoch leider nicht so sehr überzeugen, wie ich es mir im Vorfeld gewünscht hätte. Ich habe mir lange darüber Gedanken gemacht, warum das diesmal so ist. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es vor allem daran liegt, dass hier ein, zwar aufwühlendes Thema, aufgegriffen wurde, welches aber durch zu viele Erzählperspektiven fast zur Nebensache degradiert wurde. Denn Charlotte Link lässt in ihrer Geschichte sehr viele Haupt und Nebenfiguren agieren, die ich leider nicht allesamt interessant genug beschrieben fand, als dass mich dazu ihre persönliche Geschichte interessiert hätte. Und diese erwähnte Besonderheit zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Fast von jeder Person wird der persönliche Hintergrund geschildert, was mir in Bezug auf die Hauptfiguren noch interessant und wichtig erschien; jedoch sorgte diese Eigenart dann auch dafür, dass dies die eigentliche Krimihandlung für meinen Geschmack zu sehr bremste und aus diesem Krimi schon fast eher einen Roman machte, der mehr in Richtung Gesellschaft/Sozialstudie ging. Natürlich muss dieser erwähnte Punkt nicht unbedingt dazu führen, dass die Spannung abhanden kommt, doch leider war es selbst im Zuge der Geschichte so, dass die Krimihandlung recht schleppend voranschritt und man eigentlich recht früh erahnen konnte, welche Rolle die einzelnen Personen spielten und welche Beziehung sie miteinander hatten. Dazu kam, dass ich das eigentliche Heldenpaar, Nathalie und Simon nicht sympathisch fand. Immerhin, zumindest Nathalie zeigte interessante Ecken und Kanten und vor allem Denkweisen, die für einen komplexen Charakter stehen, so dass mich ihr Werdegang interessiert hat. So haben mir die ersten 250 Seiten dieses Romans dann auch etwas besser gefallen, als die übrigen, weil man in diesen sehr viel über die eigenwillige Romanheldin erfährt. Simon dagegen, blieb mir leider zu blass und auch seine Gutmütigkeit allein und sein Mut, den er im Laufe der Zeit entwickelte, reichten mir nicht aus, um ihn zu mögen. Die „Killer“ treten zudem sehr selten in den Fokus des Geschehens und was ich besonders schade fand, (denn Spannung entsteht nun zumeist dadurch, dass man als Leser ständig Zeuge von allem wird und nicht erst sozusagen nüchtern aus dem „off“ darüber informiert wird) war, dass ein sehr wichtiger Handlungsstrang zum Ende offen blieb, der für mich im Vorfeld den Antrieb schaffte, mich ans Buch zu fesseln. Ja fesseln, denn trotz meiner zahlreichen Kritikpunkte hat „Die Entscheidung“, durchaus auch viele positive Aspekte zu bieten. Nathalies „Verwandlung“ im Laufe der Zeit fand ich schon sehr interessant geschildert und auch die Suche einer bulgarischen Mutter, nach ihrer Tochter, konnte mich berühren, natürlich wie auch das eigentliche Thema selbst, den Leser schockiert. Dazu kann Charlotte Link einfach gut schreiben, doch vielleicht wollte sie einfach zuviel, beim Verfassen ihres neuen Romans? Leser, die nicht unbedingt einen höllisch spannenden Krimi benötigen, die eine gewisse Ausführlichkeit im Beschreiben der zahlreichen Akteure nicht schreckt, sollten hier daher durchaus mal einen Blick ins Buch riskieren.

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