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Rezension zu
Aller Anfang fällt vom Himmel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine nahegehende Geschichte

Von: Monika Stutzke
24.08.2016

Korbinian Gerhard wohnt seit 8 Jahren allein in einer viel zu großen Wohnung. Die Wohnung hatte seinerzeit seine Frau ausgesucht und eingerichtet, er hat nichts verändert, ihre Zimmer jedoch hat er nach ihrem Tod abgeschlossen und nie wieder betreten. Er ist Grundschullehrer, ein Einzelgänger und unterläuft in seinem Leben einem geordneten Plan. Ordnung ist für ihn die Richtlinie, Abweichungen sind nicht gut, also gibt es keine. Seit dem Tod seiner Frau geht er morgens zur Schule und anschließen in eine Gaststätte das Tagesgericht essen, ohne dass er es extra aussuchen muss. Er ist festgefahren in seiner Einsamkeit und in seinem Leben. Eines Tages trifft er auf Billa, einem Mädchen, das vor einem Supermarkt zusammengesunken sitzt. Er kauft ihr etwas zu essen und merkt später nicht, dass sie ihm nach Hause folgt. Als es ihm bewusst wird, gestattet er ihr, im Hausflur zu nächtigen. Aber so ganz geheuer ist ihm die Sache nicht und er bittet seine Schwester um Hilfe. Es dauert auch nicht lange und sie steht bei ihm auf der Matte und stellt fest, dass das Mädchen Fieber hat und es nicht sein kann, dass sie dort im Flur übernachtet. Kurzerhand zieht sie für ein paar Tage zu ihrem Bruder, das Mädchen Billa ebenfalls. Eine Entscheidung, die Leben veränderte... Solange das Mädchen krank ist, geht das schon mal, denkt sich Korbinian. Auch dass seine Schwester vorerst mit bei ihm einzieht, findet er ok, denn das Gerede, was entstehen würde, wenn er als Grundschullehrer ein junges Mädchen bei sich aufnimmt, mag er sich gar nicht erst vorstellen. Es ist aber tatsächlich so, dass er sich stellenweise wie ein Fremdkörper in seiner Wohnung vorkommt. Die beiden Frauen okkupieren die Wohnung, seine tägliche Routine wurde empfindlich gestört und er sehnt den Tag herbei, an dem er wieder für sich allein ist und er der Einsamkeit frönen kann. Obwohl Korbinians Schwester in der Nähe lebt und einen Buchhandel betreibt, verbindet ihn sonst nichts mit ihr. Er hat keine Ahnung, wie sie lebt und was für ein Mensch sie ist. Sie haben sich irgendwann zwischen der Kinderzeit und dem Heute verloren. Keine Telefonate, keine Besuche, keine Kontakte und doch ist sie sofort zur Stelle, als er sie um Hilfe bittet. Jeder der Protagonisten hat sein Päckchen zu tragen, keiner von ihnen hat es leicht. Die Probleme der einzelnen kommen erst nach und nach ans Licht. Obwohl sie völlig verschieden sind, kommen sie sich näher, verstehen sich. Sie sind füreinander da. Was anfangs undenkbar erscheint, das Korbinian aus seinem Schneckenhaus herauskommt, das passiert. Die Autorin hat verletzliche Protagonisten geschaffen, die ihren Weg gehen. Aber auch die Personen, die am Rande mitmischen, sind sehr gut und treffend gezeichnet. Der Kneipenwirt, der beobachtet und gut zuhören kann sowie die Freunde von Billa. Bei denen war ich mir lange nicht schlüssig, ob ich sie mag oder nicht, wechselte meine Sympathie mit Antipathie. Es ist eine wunderbar nahegehende Geschichte über Menschen, die einsam sind, nicht wegsehen und für einander da sind. Die ihre Bedürfnisse zugunsten anderer zurückstellen, was ihnen nicht leicht fällt. Der Roman hat mich noch eine ganze Zeit nicht losgelassen, ich habe mich gefragt, wie ich wohl reagiert hätte. Ein wunderbares Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.

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