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Rezension zu
Unsterblich

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Highlight 2016

Von: Harry Hirsch aus Walzbachtal
21.08.2016

Wir schreiben das Jahr 2044. Gott scheint tot und das ewige Leben schon auf Erden möglich. Längst Verstorbene werden virtuell zu neuem Leben erweckt, geliebte Menschen werden virtuell wiederbelebt und die sogenannten Ewigen nehmen weiterhin am Leben der Familie teil. Je mehr Informationen über Menschen vorhanden sind, desto genauer wird das Abbild dieser Person, daher tragen in der Zukunft die meisten Menschen einen sogenannten Datentracker, auf dem alle Informationen gespeichert werden. Benjamin Kari arbeitet als Analyst der Firma Fidelity und prüft, ob die Ewigen den Vorgaben entsprechen und keine Fehler aufweisen. Er ist ein kleiner Beamter ohne Privatleben, ein Voyeur, der sich durch das Leben Verstorbener arbeitet und so erst am Leben teilnimmt. Er ist es auch, der Marlene Dietrichs Ewigen überprüft und freigegeben hat. Als die berühmte Diva plötzlich verschwindet wird Kari beauftragt, die Schauspielerin aufzuspüren und den digitalen Klon gegebenenfalls auf Fehler zu überprüfen. Je länger Marlene Dietrich verschwunden bleibt, desto mehr nährt sich das Gerücht, sie sei gestorben. Eine Unmöglichkeit, denn die Firma Immortal verspricht ewiges Leben und für dieses Versprechen verlangt sie viel Geld. Je weiter Benjamin Kari in die Tiefen von Immortal vordringt, desto mehr zweifelt er an den guten Absichten der Firma und an der Sinnhaftigkeit seiner Arbeit. Als er Eva Lombard kennenlernt, die keinen Tracker trägt, beginnt er, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Kommentar: Als mir dieses Buch von Heyne als Rezensionsexemplar angeboten wurde, stach mir zuerst das Cover ins Auge. Unschwer ist Marlene Dietrich zu erkennen. Als Film- und Science Fiction Fan hat mich ein Buch, das beide Leidenschaften verbindet, natürlich sehr gereizt. Der Bezug auf Filme setzt sich weiter fort. Ben Kari liest ein Buch über Jean Arthur (das es tatsächlich gibt) und benutzt für seine Überprüfungen der Ewigen den Test aus Blade Runner. Diese kleinen Sidekicks setzen sich im ganzen Buch fort und waren für mich ein echtes Highlight. Jens Lubbadeh ist ein wahres Meisterwerk gelungen. Er benutzt die Sprache als Medium wie ein Stargeiger oder Pianist sein Instrument. Er holt alles aus ihr heraus und seine Sätze oder seine Vergleiche sind einfach wunderbar formuliert und immer sehr lebendig und bildhaft. Hier wird deutlich, dass er als Journalist tätig ist und mit der deutschen Sprache virtuos umgehen kann. Die neuen Wortschöpfungen wie criss-cross oder unschickliches exit sind sofort verständlich und so passend, dass man meint, diese Bezeichnungen schon immer gekannt zu haben. Der Autor wirft hier viele Fragen auf, über die es sich nachzudenken lohnt. Die Menschheit ist gespalten. Es gibt Ewige und Verewigungsgegner. Wo bleibt Gott, wenn der Mensch unsterblich wird und als virtueller Klon weiterlebt? Was wird aus der Religion, aus der Kirche, aus dem Glauben? Die Ewigen haben kein eigenes Bewusstsein, sie sind in der Zeit ihrer Wiedergeburt eingefroren. Sind sie Menschen, haben sie eine Seele oder sind sie nur Codes? Die Ewigen wissen nicht, dass sie tot sind, jegliche Erinnerung daran wird ausgemerzt. Ist dies nicht schon eine Manipulation? Inwiefern kann Immortal einen Ewigen manipulieren. Wenn Politiker und andere mächtige Menschen widerbelebt und manipuliert werden, könnte eine Firma wie Immortal die Weltherrschaft übernehmen. Was passiert, wenn jemand die Datenbank hackt und Einfluss auf die Klone nimmt? Wird die Welt nicht stagnieren, wenn längst Verstorbene widerbelebt werden, die keine neuen Ideen mehr entwickeln können? Wo bleibt der Erfindungsreichtum und die Abenteuer- und Entdeckerlust der Menschen, wenn man auf Vergangenes zurückgreift, statt nach vorne zu sehen? Fazit: Das Buch wirkt teilweise sehr beängstigend auf den Leser. Die beschriebene Zukunft ist zu nahe, um unberührt zu bleiben. Die Mischung aus Thriller und SF, aus Vergangenheit und Zukunft macht diese Geschichte sehr glaubhaft.

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