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Rezension zu
Slow

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die Kunst der langen Weile

Von: YukBook
26.07.2016

„Wie die Zeit vergeht“ ist so ein Spruch, der einem schnell auf der Zunge liegt, wenn man nach langer Zeit seiner Freunde wieder trifft oder feststellt, dass das Jahr schon wieder vorbei ist. Aber warum eigentlich? Die Zeit vergeht doch immer im gleichen Tempo. Winfried Hille hat für diese und ähnliche Fragen Antworten, die man in seinem aktuellen Buch „Slow – Die Entscheidung für ein entschleunigtes Leben“ nachlesen kann. Die alten Griechen, so erfahren wir, hatten genau aus dem Grund zwei Begriffe für Zeit. ‚Chronos‘ stand für die äußere, physikalische Zeit, während ‚Kairos‘ die innere, von eigenem Erleben geprägte Zeit beschrieb. Der Autor zeigt uns, wie wir Letzteres, also Kairos wieder neu für uns entdecken und uns auf das Wesentliche zurückbesinnen können. Er untersucht das Phänomen Zeit und Zeitgefühl aus verschiedenen Blickwinkeln, in dem er Schriftsteller und Zeitforscher, Ärzte und Philosophen zu Wort kommen lässt. Sehr gut gefiel mir, dass der Autor jedes Kapitel mit einer Reihe von Fragen abschließt, die dazu anregen, einen Bezug zum eigenen Alltag herzustellen und unsere eigenen Gewohnheiten zu prüfen. Wie oft ertappe ich mich tatsächlich dabei, dass ich besinnungslos „To-Do-Listen“ abarbeite und dabei Genuss und Lebensfreude auf der Strecke bleiben. Zielorientiert und effizient zu arbeiten steckt so tief in mir, dass ich vermutlich andere neue Chancen, die sich auftun, schlichtweg übersehe. Winfried Hille führt dies darauf zurück, dass wir in der heutigen Gesellschaft ständig auf ökonomische Effizienz und Selbstoptimierung getrimmt sind. Statt Eile und Multitasking empfiehlt er uns, mehr Müßiggang und Erlebnistiefe zuzulassen. Nichts tun kann nämlich entgegen unserem Verständnis durchaus produktiv sein, weil es den Geisteszustand schärft. Winfried Hille, der in Freiburg lebt, war mir bisher als Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift "bewusster leben" bekannt. Sein ganzheitliches Konzept des Slow Living, das verschiedene Bereiche wie Familie, Beruf, Ernährung und Reisen umfasst, überzeugt auch deshalb, weil er den Leser mit Bedacht und in ruhigem Ton an das Thema heranführt und ihn Stück für Stück dazu ermutigt, öfters innezuhalten und der Laune des Augenblicks zu folgen. Damit scheint er den Nerv der Zeit zu treffen: Erst vor einigen Tagen las ich, dass immer mehr Slow Reading Clubs entstehen, die sich der konzentrierten Buchlektüre widmen.

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