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Rezension zu
Die Schwester

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Undurchschaubare Beziehungsgeflechte

Von: Michael Lehmann-Pape
25.07.2016

Hochzeitstag. Ferien in Mexiko. Der Höhepunkt das Abendessen mit Freunden (zumindest dachte Caroline das damals von den meisten der Anwesenden). Der Festtisch mit Blick auf den Balkon der Suite. Traute Nähe zu ihrem attraktiven Mann. Da ist es doch nicht ganz so schlimm, wenn der Babysitter kurzfristig nicht kommt. Alle halbe Stunde nach den Kindern sehen und sich am Leben freuen, das wird gehen. Tut es nicht. Denn zwischen halb Zehn Uhr abeneds und kurz nach zehn Uhr verschwindet die zweijährige Samantha aus ihrem Kinderbett. 15 Jahre später trägt Caroline immer noch schwer an diesem Geschehen, dass nie aufgeklärt werden konnte. Inzwischen geschieden, ihr Mann mit neuer Familie und neuen Kindern, sie selbst im „Dauerkampf“ nicht nur mit ihrer pubertierenden Tochter Michelle (ein in diesem Buch hervorragend und bis ins Letzte passend dargestelltes Ringen zwischen Liebe und Reibung, zwischen beidseitigem Trauma und Nähe und Distanz). Und das sind bei weitem nicht die einzigen Kämpfe, die das Leben der Mutter bestimmen. Damals in all den Aufregungen und Pressekonferenzen hat sei Fehler gemacht. Trägt bis in die Gegenwart hinein an ihrem schlechten Image in der Öffentlichkeit. Was gerade wieder aktuell wird, denn der 15. Jahrestag nähert sich und mit ihm auch die Reporter vor der Haustür und die breite Darstellung in den Medien. Zur Ruhe kommt Caroline nicht, ist sie seitdem nicht wieder gekommen. Da erhält sie einen Anruf. Von einem jungen, 17jährigen Mädchen. Ein Anruf, der ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellen wird. Denn während sie in der Gegenwart hofft und bangt, ob diese Stimme am Telefon tatsächlich ihrer damals verschwundenen Tochter gehören könnte, führt Fielding den Leser in Rückblicken zurück zum damaligen Geschehen und dem, was in den Jahren danach geschah. Ein Gang zurück, den in der Gegenwart auch Caroline antreten wird. Mit sehr überraschenden Ergebnissen bis hin zu einer kongenialen und in Länge und Tiefe genau richtig geschilderten Auflösung dessen, was wirklich geschehen ist. Wobei das eigentlich spannende und den Leser mitreißende dieses Romans die vielfach auf den Punkt geschilderten Beziehungen sind. Deren Tiefenschärfe Fielding nicht nur im Blick auf das Mit- und Gegeneinander von Caroline und ihrer „übriggebliebenen“ Tochter wunderbar ins Licht rückt, sondern auch die Person der Mutter Carolines und deren „inneres System“ ebenso tragend im Roman ausführt, wie das zu ihrem geschiedenen Ehemann, zum Bruder, zur ehemaligen Schwägerin in deren letzten Stunden. Beziehungen, die ebenso in der geschilderten Dynamik überzeugen, wie in den sorgfältig gezeichneten, differenzierten Figuren. Ein Gemisch, das in diesem Roman den Leser von Anfang an durch die klare Sprache und das hohe Tempo gefangen nimmt und bis zum Ende nicht mehr auslässt.

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