Rezension zu
Der Markisenmann
Bemerkenswert eindringlich erzählt und in jedem einzelnen Moment ungemein lesenswert
Nachdem er sich Maria und dem Pubertier überwiegend humoresk genähert hatte, zeigte Herr Kühn ja aber auch schon Jan Weilers ernsthafte Seite. Größtenteils ernsthaft erweist er sich auch hier, wenngleich er sich noch einmal eine weitere Herausforderung gesucht (und bravourös gemeistert) hat, indem er diesmal nicht aus der Sicht eines mittelalten Mannes, sondern eines 15jährigen Mädchens erzählt. Und seine Leserschaft mitten ins Ruhrgebiet führt – und zwar in keinen, der neuwertig auf Kultur umgestrickten Bereiche, sondern Mitten in ein Gewerbegebiet in Duisburg Meiderich. Großartig, wie er sowohl die abgehangene Atmosphäre seines Schauplatzes einfängt, wie er auch sämtliche Haupt- wie Nebenfiguren mit einem Hauch Skurrilität, ganz nah am echten Leben und vor allem mit viel Herz ausstattet. Dabei gelingt ihm das Kunststück, ganz nah an der vordergründigen Tristesse so mancher Situation zu bleiben und sie dennoch, ohne jede falsche Nostalgie, in einem reizvollen Licht erscheinen zu lassen. Und auch erzählerisch schlägt er einen ebenso weiten, wie rundum überzeugenden Bogen vom Erwachsenwerden, dem stillen Stoizismus des Alltags bis zu fatalen Nachwirkungen der real existenten DDR mit all ihren (un)rechtlichen Ausprägungen. Bemerkenswert eindringlich erzählt und in jedem einzelnen Moment ungemein lesenswert.
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