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Rezension zu
Das geheime Leben der Bäume

Perfekte Kommunikation

Von: Bri
19.02.2016

Sie sind langsam im Wachsen, absolute Gemeinschaftswesen und trotzdem manchmal egoistisch. Sie gehen Verbindungen über das Leben hinaus ein, denn ist man einmal im Netzwerk des Wurzelgeflechtes eingebunden, so hat man seine Aufgaben. Kranke werden in ihrer Genesung unterstützt, denn ihr Tod könnte eine Lücke in die Gemeinschaft reißen, die den anderen Individuen direkten Schaden zufügen könnte. Und selbst nach dem eigenen Tod übernimmt so mancher Stumpf noch Aufgaben für die Gemeinschaft, wie zum Beispiel die Weiterleitung von Wasser. Die Kleinen werden in ihrem Wachstum von den Erwachsenen zwar eingeschränkt und zurück gehalten, doch auch in ihrem Sinne. Zu schnelles Wachstum bedeutet Instabilität. Aber nicht nur innerhalb der eigenen Sippschaft sind diese Verbindungen zu finden. Es werden durchaus auch Verbindungen zu anderen Familien und sogar zu Lebewesen anderer Gattungen aufgenommen. Natürlich nicht aus Eigennutz und manchmal liefern sie sich durch solche eine Verbindung auch auf Gedeih und Verderb aus. Das klingt alles sehr menschlich, in manchen Punkten idyllisch und häufig sehr wünschenswert. Sie, von denen hier die Rede ist, sind BÄUME. Und sie führen ein geheimes Leben, das wir jetzt dank Peter Wohllebens Buch "Das geheime Leben der Bäume" auch - zumindest in Teilen - sehen können. Peter Wohlleben ist kein Fantasyautor oder Esoteriker, sondern Förster. Irgendwann in seinem verbeamteten Leben kam der Zeitpunkt, an dem er sich fragte, ob er den Wald, die Bäume, die Pflanzen, die uns zwar ob ihrer Anwesenheit vertraut, doch in ihrem eigenen Wesen noch so fremd sind, weiterhin als Produktionsfaktor, als Wirtschaftsgut behandeln wollte. Die klare Antwort darauf lautete NEIN. So schüttelte er 2006 - glücklicherweise unterstützte ihn die Gemeinde, in der sein derzeitiges Forstgebiet liegt dabei - die Zwänge des Beamtentums ab und kann nun das tun, was ihm eine Leidenschaft ist: den Wald hegen und pflegen und vor Ausbeutung - denn das ist es, was die Forstwirtschaft tatsächlich tut - schützen. Und dieses Anliegen sollte nicht nur ihm wichtig sein. Kennen wir doch - gerade die Großstädter unter uns werden das bejahen - die wohltuende und entspannende Wirkung eines Waldspaziergangs. Geht man aufmerksam durch den Wald, dann spürt man etwas von dem Leben, das hier pulsiert. Hat man aber Wohllebens Buch gelesen, sieht man die Bäume und ihre ganze Existenz mit ganz anderen Augen. Natürlich geht es auch hier nicht ohne Konkurrenz oder Verdrängung ab - aber diese ist natürlich und nicht von Menschenhand gemacht. Und weil die Bäume - um nur einen Aspekt ihrer Wichtigkeit für uns zu nennen - den Sauerstoff, den wir alle zum Leben benötigen produzieren sollten wir tunlichst dafür sorgen, dass nicht nur mehr Urwälder irgendwelchen Gewinn orientierten Vorhaben zum Opfer fallen. Denn eines ist klar: richtige Urwälder gibt es Deutschland nicht mehr. Wir müssen dafür sorgen, dass sich das wieder ändert. "Das geheime Leben der Wälder" ist nicht Wohllebens erstes Buch über den Zustand des Waldes, doch es scheint das bekannteste und erfolgreichste zu sein. Anfeindungen bleiben dabei natürlich von Seiten der offiziellen "Forstwirtschaft" sowie von Jagdbefürwortern nicht aus. Interessenkonflikt nennt man das wohl - doch wenn man den gesunden Menschenverstand benutzt, dann ist eines ganz klar: Der Wald ist nicht dazu da, damit wir ihn ausbeuten. Die grünen Lungen dieses Planeten sind notwendig, um uns eine lebenswerte Atmosphäre zu erhalten. Und diese Erkenntnis bringt Wohlleben fast schon poetisch zu Papier. Kurze Kapitel mit eingängigen Überschriften lassen Assoziationen nur wild wuchern. Unterfüttert mit den Forschungsergebnissen verschiedener Wissenschaftler zeigt er auf, wie wenig wir noch von den Pflanzen wissen. Und wie wunderbar deren Kommunikation untereinander, miteinander und zueinander funktioniert. Davon können wir Menschen noch viel lernen.

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