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Rezension zu
Becoming Steve Jobs

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Biographie mit einem Schwerpunkt auf der persönlichen Entwicklungsgeschichte

Von: Michael Lehmann-Pape
01.02.2016

Brent Schlender war von Anfang an dabei. Nicht als „IT-Genie“ oder Mitarbeiter des Steve Jobs, sondern als Journalist mit dem Schwerpunkt Computertechnik. Er hat dieses Interview zwischen Steve Jobs und Bill Gates geführt, damals im Haus von Jobs (was schon ein Schlaglicht auf die Persönlichkeit Jobs fallen lässt, denn natürlich war es ihm fast ein Zwang, den großen, ihn zu diesem Zeitpunkt deutlich zurücklassenden, Konkurrenten „anreisen“ zu lassen). Er hat die Anfänge von Apple mit dokumentiert, die Entwicklungen der IT Branche minutiös begleitet, Steve Jobs bei seinem „NeXT“ Versuch beobachtet, Schlender hatte Zugang und besitzt einen langen Zeitraum an direkten Erfahrungen und persönlichen Begegnungen, die er für seine Biographie über Steve Jobs nutzen kann. Und nutzt. Das seine Motive darin liegen, das in seinen Augen einseitige und falsches Bild über Steve Jobs richtig zu stellen, das, vor allem, die „gereifte Seite“ des Mannes ihm oft zu kurz kommt (gezielt sicher auf die erste Biographie über Jobs von Isaacson), das ist zwar nicht in aller Breite richtig (es gibt durchaus auch differenzierte Charakterisierungen des Apple Gründers), aber tatsächlich findet sich im Buch ein sehr breiter Schwerpunkt der Beschreibung der Veränderungen im Verhalten Jobs als Unternehmer, die sich vor allem in der Phase seines Scheiterns bei und mit NeXt als Reifungsprozess deuten lassen. Ob hier aber tatsächlich eine „Persönlichkeitsveränderung“ stattgefunden hat, wie es die Autoren fas suggerieren, oder „nur“ ein „technisches Lernen durch unternehmerisches Scheitern“, das bleibt auch nach der Lektüre dieses Buches dahingestellt. Allerdings gilt auch, das ein reines „rein waschen“ ebenfalls nicht die letzte Intention dieser Biographie ist. Die Überheblichkeit, der oft rüde Umgangston mit Mitarbeitern, die sture Verbissenheit, all das erwähnt Schlender ebenfalls und sieht dies auch im „späten Jobs“ noch als Teile der Persönlichkeit. Das aber eine höhere Teamfähigkeit, eine gewisse Demut durch das Scheitern, eine Bereitschaft, anderen kreativen Freiraum zu lassen und eine private „Verankerung“ durch Heirat und Familie dann zu njenem „Jobs“ führten, der in der Lage war, im zweiten Anlauf Apple zur wertvollsten Firma der Welt mit zu gestalten, das liest sich sehr informativ und fundiert im Buch. Das im Kern eine komplette Biographie darstellt. Und dies über die Person Steve Jobs heraus in Teilen auf eine Biographie der Entwicklung von Personal Computern hinaus erweitert. So sind es die fundierten, sehr gelungenen Verweise auf die unterschiedlichen Herangehensweisen von Jobs, Apple, SUN und eben Microsoft, die dem Leser ein klares Bild der verschiedenen Ansätze der Entwicklungen vermitteln und die verschiedenen Ziele der Unternehmen und Personen, die den Alltag der gegenwärtigen Gesellschaft so immens geprägt haben, in ihren Wurzeln mit aufzeigen. Wobei natürlich in der Mitte der Querverbindungen und der Entwicklungen Steve Jobs verbleibt, keineswegs schweifen die Autoren ab, sondern halten immer ihr „Objekt“ fest im Blick. Was sich an der ausführlichen Darlegung der Arbeit mit Pixar im Buch niederschlägt. Hier gelingt es, die Talente und kreativen Seiten Jobs als Unternehmensführer, gepaart mit einem festen Glauben an seine Ideen und einer regelrechten Lust, gegen Konkurrenz anzutreten, außerhalb von Apple und direkter Consumer-Technik aufzuzeigen. Insgesamt aber zeigen die Autoren wenig wirklich neues Material. Der Versuch, die sympathischen Seiten, die menschliche verbundenen Ebene von Steve Jobs mehr in den Vordergrund zu rücken, ist dem Buch zwar deutlich abzuspüren, aber letztlich können auch die Autoren nicht ändern, was eben Steve Jobs tatsächlich in den Erfahrungen vieler direkt Betroffener überwiegend ausmachte. Einer, der sich teilweise zu kümmern schien, aber im Kern viel mehr fallen und hinter sich ließ, als aus menschlicher Nähe er bewahrt hätte. Kühle Distanz, Vorrang der Arbeit, absoluter Perfektionist, eine, später vielleicht tatsächlich sich relativierende, Unbelehrbarkeit in sachlichen Entscheidungen, hohes Konkurrenzdenken und das Beenden von Freundschaften ohne mit der Wimper zu zucken. Jene auch in diesem Buch verwendete Geschichte aus den Frühtagen, in der es um das Teilen eines Bonus geht, spricht da fast durchgehend Bände in diesem außerordentlichen Leben. Dem durchaus ein Reifen und Lernen als Unternehmer attestiert werden kann. Wer aber hätte dies nicht durchlaufen, nach den Erfahrungen eines komplett scheiternden Unternehmens, bei dem einen alle alten Weggefährten nicht mit besten Gefühlen verlassen? Als Ergänzung und mit anderer, menschlicher, freundlicherer Darstellung des „späten Jobs“, in den vielen, gut informierten Fakten und im flüssigen Stil eine lesenswerte Ergänzung z.B. zum von Jobs selbst autorisierten Biographen Isaacsons.

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