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Rezension zu
Das verlorene Dorf

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schaurig schön

Von: Annabel
20.01.2016

Dieses Buch zu lesen fühlte sich für mich an, wie früh am Morgen bei Nebel im Wald zu sitzen. Melancholisch, kühl, intensiv, etwas schaurig und vor allem erdrückend. Denn schon von Anfang an fällt kaum Licht in Rosalies Leben. Sie ist ein Albino und im Deutschland von 1844 somit eine Missgeburt und für manch einen ganz und gar eine Hexe. Verlassen von ihren Eltern wächst sie in einem Heim auf, kennt weder Freunde noch Zuneigung. Lediglich Schwester Agnes und später Cäcilia, eine Köchin, stehen zu ihr, auch wenn es beide gleichermaßen abschreckt, dass Rosalie regelmäßig Tote zeichnet. Sie ist noch nicht ganz erwachsen, als sie Romar kennenlernt. Ich habe ihn sofort gemocht, denn er ist keiner dieser geleckten, stoppelbärtigen Schönlinge, die man zuhauf in vielen vielen Büchern findet, sondern ein Mann. Ein männlicher Mann. Supermännlich. Außerdem hat er eine sehr warme und empfindsame Art, mit Rosalie umzugehen. Somit ist es kein Wunder, dass sie gar nicht zögert, als er sie bittet, seine Frau zu werden. Die ersten Fragen kommen schon da auf, denn er macht ein riesiges Geheimnis aus dem Ort, an dem er lebt. - Haberatshofen. Das ist ein kleines Dorf, in dem nichtmal 30 Leute leben. Als Rosalie das erste Mal auf die Bewohner trifft, wird sie herzlich in dieses verwunschene, schöne Dorf aufgenommen. Eigentlich wirkt alles perfekt, doch fängt Rosalie schon bald an, Fragen zu stellen. Alles beginnt mit einer angeblichen Totgeburt, auf welche weitere, mysteriöse Tode folgen. Außerdem folgen die Dörfler strengen Regeln, die der jungen Braut ebenfalls nicht ganz geheuer sind. Auch mir stellten sich immer mehr Fragen, weswegen ich Rosalies Geschichte innerhalb von zwei Tagen verschlungen hab. Es ist nicht so, dass man vor Spannung zerfressen und deswegen gehetzt wird, das Buch schnell zu beenden, allerdings hat die Autorin einen derart sanften und trotzdem beklemmenden Schreibstil, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie die Seiten dahinflogen. Ich war beim Lesen wirklich in diesem Dorf, fühlte mich wie eine Augenzeugin. Die Gefühle der Protagonisten färbten auf mich ab und so nahm mich „Das verlorene Dorf“ ganz und gar ein. Ich muss aber sagen: Dieses Buch ist mehr tragisch als gruselig. Eigentlich hatte ich einen gewissen Horror erwartet, stattdessen sind es eher die dunklen Geheimnisse, die der Geschichte die gewisse Würze geben. Zudem sind jene Geister, die in Haberatshofen ihr Unwesen treiben, sehr reale Geister. Und das ist das Gänsehaut verursachende an alledem.- Dass das, was man liest bis zum Ende sehr glaubwürdig bleibt. Denn jene Abgründe traue ich der Menschheit allemal zu. Zwar habe ich das Ende in manchen Teilen vorhersehen können, doch gab die Autorin auch genug Hinweise darauf. Die Spannung bestand letztendlich dann darin, dass man den Verdacht bestätigt bekommen wollte. Trotzdem gab es noch einige Überraschungen und es gefällt mir, dass sogar eine gewisse Frage offen geblieben ist, die wohl jeder für sich beantworten soll.

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