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Rezension zu
Tragödie auf einem Landfriedhof

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wiederentdeckt

Von: Michael Lehmann-Pape
07.01.2016

Auch wenn der Mord zunächst nicht auf einem Friedhof geschehen zu sein scheint, unbestreitbar ist Arne Sandell tot. Und nicht nur verschwunden, wie seine Frau zunächst meint. Und der Roman ist ja noch lang, zu diesem Zeitpunkt, vielleicht findet sich da noch Gelegenheit, auf dem Friedhof des Dorfes Entdeckungen zu machen. Jene Ehefrau zunächst, die bei dem verwitweten, aufrechten Pfarrer voll scheinbar unerschütterlicher Haltung das ein oder andere an Gedanken, Gefühlen auszulösen scheint. Das zumindest schwant dem Leser und diese Ahnung wird natürlich ehrvorgerufen durch die ganz hervorragenden, bildkräftigen Assoziationen, die Maria Lang mittels ihres schriftstellerischen Könnens mit wenigen Federstrichen und Buchstaben zeichnet. Hier eine kleine, angedeutete Beschreibung der aufgelösten Ehefrau, dort ein Verweis auf das Kleid, dass sie trägt und dass dem Anlass im Dorf wenig angemessen erscheint und dann ein kleiner Gefühlswall, der über die kantigen Gesichtszüge des Pfarrers zu huschen scheint. Und schon ist der Leser mittendrin in einem klassisch konzipierten Krimi, wie ihn Agatha Christie auch nicht besser geschrieben hätte. Alle Elemente dieser zwar alten, aber nicht altertümlich wirkenden Kunst verwendet Maria Lang. Ein geographischer übersichtlicher Ort (und Tatort), ein englisches Dorf (wie einen Orient Express oder ein Hotel am Nil oder dutzende andere Orte in anderen, klassischen Kriminalromanen). Eine überschaubare, aber nicht zu knappe Anzahl an beteiligten Personen (ein gutes Dutzend). Beziehungen untereinander, die zunächst nicht offenkundig vorliegen, aber im Lauf der Zeit mehr und mehr zu Tage treten. Mit offenkundigen Motiven für einen Mord, mit verdeckten, aber nicht minder schwerwiegenden Motiven, mit überraschenden Wendungen bis eben hin zum Schluss, in dem ebenso klassisch die (Laien-) Ermittlerin Puck Bure (mit Unterstützung ihres Mannes), die Verhältnisse offenlegen und den Täter bezichtigen wird. Stimmungsvoll eingebunden in die knackig kalte Weihnachtszeit, beginnend am Heiligen Abend und mit vielfachen Untiefen und einem allezeit mitratenden Leser (dem es Lang nicht einfach machen wird, selbst auf den Täter, die Täterin zu kommen). Wobei diese klassischen Elemente alleine natürlich nicht einen guten Krimi bereits garantieren. Die klare Zeichnung der Personen, die Lang nach den ersten gesetzten Ausgangsereignissen zunächst in Ruhe vorstellt, die hintergründigen Verdachtsmomente, die verdeckten Linien zwischen so manchen zunächst harmlos wirkenden Charakteren, das Zusammenspiel von Begierden und der obersten Priorität, Haltung zu bewahren (aber eben nicht für jeden im Umfeld), all das ergibt ein lebendiges, sehr ruhig geschildertes und, vom Stil her, einfach schön zu lesendes Ganzes, in dem die einzelnen Puzzlesteine der Ereignisse mit Liebe und Akribie gestaltet werden. Keine Handys, keine Forensik, keine DNA, keine computergestützten Ermittlungen, sondern eine solide „Handarbeit“, in der die Frage nach Täter und Motiv die wichtigsten Elemente des Falles sind (und nicht das technische Beiwerk oder die menschlichen Abgründe mancher moderner Ermittler). Rundum zum Genuss zu empfehlen.

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