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Rezension zu
Italienische Nächte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Reise nach Apulien

Von: dressesandplaces.com
18.12.2015

Man schreibt das Jahr 1921, als die Engländerin Clare mit ihrem Stiefsohn Pip nach Apulien reist. Ihr Mann hat dort einen Architekten-Auftrag erhalten und holt die beiden zu sich. Während Clare mit ihrer Familie bei dem reichen Grundbesitzer Leandro Cardetto lebt, sind die Arbeiter vor den Mauern des Palazzos vom Ersten Weltkrieg und Armut gezeichnet. Apulien ist von der Pracht und Gelehrtheit Venedigs, Florenz’ und Roms entfernt. Es ist ein karges, verbranntes Land; eine andere Welt, in der Hunger und Gewalt an der Tagesordnung stehen. Eine Welt, in der die einzige Möglichkeit, ein Stück Mozzarella zu essen, darin besteht, es zu stehlen. Eine Welt, in der Menschen auf offener Straße fast totgeschlagen werden und das Ganze ohne Konsequenzen bleibt. Es herrscht Krieg zwischen Arm und Reich. „Clare wendet sich ab und schaut hinaus auf den makellos blauen Himmel und die grellen weißen Mauern im strahlenden Sommerschein. Sie erwartet beinahe, irgendein Anzeichen dieser Gewalttaten zu sehen, wie eine Rauchsäule am Horizont. Sie erwartet beinahe zu spüren, wie der Boden unter den schweren Schritten von Kummer, Hass und Tod erbebt.“ S. 339 Clare ist schwer schockiert von den Verhältnissen in Apulien und zudem in ihrer Ehe mit Boyd nicht unbedingt glücklich. Sie sind seit 10 Jahren verheiratet und Clare wünscht sich sehnlich ein Kind, was Boyd entschieden ablehnt. Zugleich gibt er sich ihr gegenüber distanziert, und sie hat das Gefühl, niemals gegen Boyds Liebe zu seiner verstorbenen ersten Frau anzukommen. Eines Tages lernt Clare Ettore kennen, Cardettos Neffen, der der Arbeiterbewegung angehört und nur widerwillig die Hilfe seines reichen Onkels annimmt und kurzzeitig in der Villa einzieht, um sich auszukurieren. Während vor den Mauern des Anwesens ein Bürgerkrieg entbrennt, entwickelt sich zwischen den beiden eine Beziehung, die nicht sein darf. Über den Tagen schwebt die Tragik und in der Ferne grollt schon das Unheil. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sichtweise von Clare und Ettore beschrieben, wobei jeweils eine personale Erzählsperspektive verwendet wird. So werden die unterschiedlichen Welten der gutbürgerlichen Clare und des armen Ettores kontrastvoll dargestellt. Die Personen sind komplex und lassen sich nicht einfach in „gut“ und „böse“ unterteilen, was zu einem überraschenden Ende beiträgt. Obwohl der Roman im Jahre 1921 spielt, ist die Geschichte komplett im Präsens verfasst. Katherine Webb schreibt sehr detailreich und atmosphärisch. „Diese Party ist eine Form von Wahnsinn: Sie lachen, während die Decke bröckelt, und tanzen, während der Boden unter ihren Füßen wegbricht.“ S. 460 Teilweise ist ihr Schreibstil wunderbar poetisch, stellenweise aber auch immer wieder langatmig und ermüdend zu lesen. Die einzelnen Kapitel sind sehr umfangreich. Einzelne Tage gehen ineinander über, ohne dass ein Absatz verwendet wird. Wirkliche Spannung kommt erst auf den letzten 150 Seiten auf, aber wer es schafft, sich durch den Anfang des Buches durchzukämpfen, wird mit einem überraschenden und aufwühlenden Ende belohnt. „Die Landschaft hat sich nicht verändert, und das allein erscheint ihr unwirklich, hat sie doch das Gefühl, dass gewaltige Erdbeben ihr Leben in Trümmer gelegt haben. Sie erwartet, rauchende Ruinen zu sehen, gewaltige Risse im Boden. Doch vor ihr liegt das flache, weite Land mit seinem braunen Gras und den verkohlten Stoppelfeldern, denselben knorrigen Olivenbäumen, die schon Generationen von Menschenleben haben erlöschen sehen wie die Sterne im Morgengrauen.“ S. 530 Fazit: „Italienische Nächte“ ist ein aufwühlendes Buch über Italiens Sorgenregionen, über Arbeiterkämpfe, Verrat und eine Liebe ohne Zukunft. Für Italien- sowie Geschichtsinteressierte ein interessantes Leseerlebnis!

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