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Rezension zu
Die Raben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

[Rezension] “Die Raben” von Tomas Bannerhed

Von: Buchstabenträumerin
21.10.2015

Mit “Die Raben” von Tomas Bannerhed habe ich mich ein wenig länger und vor allem intensiver beschäftigt. Das Buch erschien mir wie ein abstraktes Gemälde, das man Stunde um Stunde betrachtet, nur um noch mehr Facetten, Interpretationsmöglichkeiten und Bedeutungen zu entdecken. So musste ich mich sozusagen erstmal mit der Bildsprache vertraut machen. Und es hat bis über die Mitte des Buches hinaus gedauert, bis ich sie verstanden hatte… Mit über 400 Seiten ist es ein recht viele Seiten starkes Buch. Und jede dieser Seiten erzählt eine komplexe Geschichte, verfügt über eine reiche Bilderwelt und vielschichtige Charaktere. Da muss man sich einfach intensiver mit auseinanderzusetzen. Die Geschichte wird aus der Sicht des zwölfjährigen Klas erzählt. Er lebt mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder auf einem Bauernhof in Småland. Sein Vater schuftet schon sein ganzes Leben auf dem Hof, so wie sein Großvater vor ihm. Von seinem Sohn erwartet er, dass er ebenso mit anpackt. Doch Klas interessiert sich viel mehr für Vögel und streift alleine durch die Wälder. Verantwortung möchte er nicht übernehmen, er ängstigt sich regelrecht davor. Ebenso große Angst hat er von seinem Vater, der im Laufe der Geschichte immer verrückter wird. Tomas Bannerhed beschreibt dieses karge, harte Leben aus der Sicht des jungen Klas. Die Welt der Erwachsenen sieht der Leser also aus dem Blickwinkel eines Kindes, so dass diese teilweise überdimensional bedrohlich und unbegreiflich wirkt. Die Stimmung ist düster, schwül und stickig. Gleichzeitig erlaubt diese Perspektive aber auch feine Beobachtungen der Natur, wenn Klas in seine Vogelwelt versunken ist. Hier tut sich eine faszinierende Welt vor dem Leser auf, auch wenn man sich – wie ich – eher weniger für Vögel interessiert. Interessant ist insbesondere die Beziehung zwischen Klas und seinem Vater. Sie ist von Klas starker Abneigung gezeichnet, Arbeit auf dem Hof zu übernehmen – und wiederum der Wut des Vaters darüber. Klas Ängste sind stark und werden in Träumen und Fantasien ausgelebt, die sich immer wieder mit der Realität vermischen. Zwischen den beiden steht seit jeher die Mutter. Sie versucht zu vermitteln und allen gerecht zu werden. Für das sensible Miteinander der Familie hat Bannerhed die richtigen Worte gefunden. Jedes ist klug gesetzt und verfehlt seine Wirkung nicht. Überhaupt bin ich ziemlich begeistert von dem Sprachgebrauch. Die Kreativität, die Bilder, die wunderschönen Beschreibungen der Natur – das alles hielt mich auf den ersten 200 Seiten “bei der Stange”. Denn wie gesagt, der Anfang war schwierig und etwas träge. Doch wer weiter liest, wird mit ausgefeilten Beobachtungen und einer dann plötzlich äußerst spannenden Geschichte belohnt.

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