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Rezension zu
Skalpelltanz

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Blutig, erstaunlich gut durchdacht und trotz unterschwelliger Vorhersehbarkeit als Gesamtpaket durchaus unterhaltsam

Von: Schattenkämpferin
05.09.2015

Jonas Lerman ist ein gefeierter und erfolgreicher Autor und der Schöpfer von Carl Cederfeldt. Nachdem dieser ihm eines Tages seltsame Bilder übermittelt hat, konnte Jonas einfach nicht mehr aufhören zu schreiben und brachte so seine ersten Thriller auf den Markt. Doch dann versiegten die Botschaften auf einmal und Jonas entschied sich, es mal mit einer anderen, wenn auch nicht weniger blutigen Geschichte, jedoch einem anderen Protagonisten zu versuchen. Und obwohl seine Fans ein wenig enttäuscht sind, verkauft sich auch der Nachtjäger erstaunlich gut. Allerdings steht Jonas vor einem anderen Problem – die Bilder, die ihn zum Schreiben inspirierten, sind die Grundlage seiner Arbeit und nun steckt der Autor mitten in einer schlimmen Schreibkrise, aus der er nicht herausfindet, aller Tricks und Rituale zum Trotz. Und genauso plötzlich, wie sie verschwanden, kehren die Bilder mit einem Mal wieder zurück und Jonas kann sich kaum bremsen. Doch dann geschehen seltsame Dinge in seinem direkten Umfeld und, was noch schlimmer ist, seine gerade erst nieder geschriebenen Morde werden Wirklichkeit. Anscheinend hat sich jemand Carl Cederfeldt zum Vorbild genommen und stellt die Geschichten eins zu eins nach – auf Kosten der Leben junger Mädchen und Jonas‘ Nerven. Oder ist es gar kein Nachahmer, sondern Carl selbst, der Jonas heimsucht und sich an ihm rächen möchte? "Wir haben alle Momente im Leben, in denen wir in gewohnten Gedankenmustern feststecken und nicht weiterkommen. Da kann es nützlich sein, wenn jemand diese Muster durchbricht und alles auf den Kopf stellt. Und wenn es sein muss, kreative Prozesse in Gang setzt, die ein wenig ins Stocken geraten sind." (Seite 84) Wie es scheint, verstehen sich die Schweden nicht nur auf das Herstellen von Möbeln, sondern auch auf das Schreiben von sehr blutigen Thrillern, die dem Leser das Fürchten lehren. Auch Jenny Milewski fährt mit ihrem Debüt "Skalpelltanz" ziemlich harte Geschütze auf und schafft es, dem Genre neues Leben einzuhauchen. Dabei bedient sie sich nicht unbedingt neuer Ideen, sondern modernisiert vielmehr Altbekanntes und Bewährtes. Außerdem bewegt sich die Autorin hart an der Grenze zum Horror, denn ihre Gewaltszenen sind sehr anschaulich und detailreich beschrieben. Genau das macht den Roman allerdings auch zu einem besonderen Schmankerl, der nach etwas schwer zugänglichem Anfangsgeplänkel voll mitreißt. Zwar verliert sich Jenny Mileswki zwischendurch immer mal wieder in ausschweifenden Erzählungen und Beschreibungen, doch dies kann sie mit den relevanten Szenen durchaus wieder ausgleichen. Geschickt flechtet sie verschiedene Kapitel aus den Büchern des Protagonisten in den Handlungsstrang ein und zeigt dabei auf, dass die Parallelen zwischen Fiktion und Realität oftmals verschwommen sein können. Dieses Verwirrspiel bringt nicht nur den Hauptcharakter fast zum Verzweifeln, sondern kann auch dem Leser so manches Stirnrunzeln entlocken. Auch erschreckende Momente kommen in Skalpelltanz nicht zu kurz und mehr als einmal fragt man sich, ob man nicht selbst in dieser Situation völlig durchdrehen würde. "Vielleicht ist ja das innerste Wesen des Bösen gar nichts Vorhandenes, sondern vielmehr etwas, das nicht da ist. Das Fehlen von guten Eigenschaften, die das Loch kitten können." (Seite 234) Wo die Handlung zu wünschen übrig lässt, weil an sich nicht wirklich viel passiert, kann man Jenny Milewski bei der Gestaltung ihrer Charaktere ohne Bedenken die volle Punktzahl anrechnen. Es dauert zwar einige Zeit, bis man ganz dahinter kommt, in welche Richtung sich die ganze Geschichte wahrscheinlich entwickeln wird, doch wenn man am Ball bleibt und sich mit der Zeit einfach mitreißen lässt, wird man mit einem explosionsartigen Finale überrascht. Und dieses lässt auch noch genügend Spielraum für eine mögliche Fortsetzung, auch wenn diese vielleicht nur im Kopf des Lesers stattfindet. Die vielen losen Fäden, die am Ende zusammenlaufen und ein sinnvolles Ganzes ergeben, unterstützen nur das von der Autorin angedachte Verwirrspiel und geben dem Leser zwischendurch immer wieder die Möglichkeit, seine eigenen Vermutungen nochmals über den Haufen zu werfen. Und obwohl lange Zeit alles auf nur eine einzige Möglichkeit hinweist, läuft es letztendlich doch auf etwas anderes hinaus – der Überraschungsmoment ist in diesem Fall definitiv auf Seiten der Autorin. Und wer weiß, ob man nicht schon bald wieder von Frau Milewski und Herrn Lerman hört oder liest. Fazit: Mit "Skalpelltanz" erreicht der nächste, vermutlich erfolgreiche Schweden-Thriller den deutschen Buchmarkt. Und Jenny Milewski steht ihren Kollegen in nichts nach – ihr Debüt ist blutig, erstaunlich gut durchdacht und kann trotz unterschwelliger Vorhersehbarkeit als Gesamtpaket durchaus unterhalten. Definitiv ein Buch, das von der Autorin überzeugen kann und Lust auf weitere blutige Geschichten aus Schweden macht. Man darf gespannt sein, was diese Feder noch so niederschreiben wird. Wertung: 4 von 5 Schwertpaaren Handlung: 3.5 / 5 Charaktere: 5 / 5 Lesespaß: 4 / 5 Preis/Leistung: 4 / 5

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