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Rezension zu
Frühling der Revolution

Ein beeindruckendes Werk

Von: Textopfer
03.03.2024

Eine europäische Revolution Der australische Historiker Christopher Clark ist uns aus den Medien bestens bekannt und oft neigen wir dazu, solchen Medienstars in der Oberflächlichkeit vieler medialer Darstellungen von Geschichte, ihre Wissenschaftlichkeit abzusprechen. Doch schon in „Schlafwandler“ hatte er über seine Darstellung, Europas Weg in den 1. Weltkrieg, seine wunderbaren handwerklichen Fähigkeiten der Geschichtsschreibung auf moderne Art fabelhaft bewiesen. Akribisch, fleißig und umfassend sind seine Darstellungen! „Frühling der Revolutionen“ ist nun sein neustes umfassendes Werk. Christopher Clark macht nun endlich den Schritt, denn dieses Thema, diese Revolution (oder vielleicht eher der Versuch einer Revolution) war: Eine europäische Revolution! Eine Identifikation der verschiedenen Bevölkerungen über Grenzen hinweg mit dem Gedanken einer gemeinsamen Identität bezüglich der gewünschten Rechte für jeden Menschen, einer Unabhängig von seiner Herkunft und eines gemeinsamen Wunsches, nämlich Regierungen selbst zu wählen (egal ob als konstitutionelle Monarchie oder rein parlamentarisch, mit einem Zensuswahlrecht oder als Basisdemokratie). Und so spielt sein Revolutionsbuch auf den vielen verschiedenen Bühnen Europas: In Polen Spanien, Italien, Schweiz, Ungarn und vielen mehr und in Städten wie Paris, Berlin, Brüssel und, und... Europa beginnt zu brodeln, bis die Dämme brechen, ja bis zur Explosion oder wie der Untertitel im Buch sagt: Krawall mit Ansage. Blickwinkel schärfen In seinen einleitenden Worten artikuliert Clark sehr deutlich, was wohl für viele Menschen der schwere Zugang zu diesem Thema ist und auch für ihn lange war: „Komplexität und Scheitern, das ist eine unattraktive Kombination“. Schon dieser Satz machte mir das Buch sofort sympathisch, denn die Revolution 1848, die wir gerne oft als allein „Deutsche Revolution“ bezeichnen, ist in ihren Ereignissen, wirr, unübersichtlich, unterschiedlich, schwer zu bewerten und in ihrem Ergebnis dann (für uns Demokraten) sehr frustrierend. Sie macht deutlich was geschieht, wenn man den Mächtigen zu sehr vertraut und ihnen nicht ihre Machtmittel nimmt. Doch Clark schreibt ein Buch das versöhnlich ist, das die - vor allem – europäische Tragweite der Ereignisse des Vormärz, der Jahre 1848/49 und der anschließenden Jahre, die für viele Flucht, Haft und Repressalien bedeuteten, darstellt. Gerade diese Nachwirkungen, z.B. Flucht vieler Revolutionäre nach Übersee und ihren politischen Einfluss dort, lässt die Revolution bei weitem nicht nur als gescheitert, sondern als ein Ereignis mit hohem globalem Einfluss erkennen. Diese Sichtweise gibt ihr einen anderen Stellenwert als der übliche Blick auf ein gescheitertes demokratisches Projekt. Ein beeindruckendes Werk Christopher Clark hat ein dynamisches, mitreisendes und beeindruckendes Werk geschrieben, denn er hat etwas über die europäische Revolution von 1848 zu sagen. Sein wahnsinnig umfangreich recherchiertes Buch macht deutlich, dass der Gedanke der Freiheit grenzübergreifend war, weil die Ursachen und Beweggründe der Menschen zu Beginn des 19.Jahrhunderts bei weitem nicht nur national verankert waren. Und alle Ereignisse, selbst in den entlegensten Teilen Europas, beeinflussten sich in ihren Dynamiken gegenseitig. Die neuen logistischen Geschwindigkeiten, die Vielfalt der Tagespresse und sonstigen Druckwerke, machten dies möglich. Diese neuen Medien informierten und beeinflussen Menschen, ihre Meinungen, Pläne und Handlungen. Wir sollten - bei aller Sicht auf die Werte als „deutschen Revolution“ - im 21.Jahrhundert endgültig dieser Sichtweise folgen. Dies macht uns das Buch des australischen Historikers auf charmante und intensive Art deutlich. Vielleicht eine Sichtweise, die man von „Außen“ eher erhält, als als Europäer.

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