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Rezension zu
Die Buchbinderin von Oxford

Ein Buch über Bücher im ersten Weltkrieg

Von: Raeubertochter76
17.02.2024

Es ist wieder ein sehr ruhiger, aber dennoch unterhaltsamer und informativer Roman geworden, der vor allem durch die Figuren, das Setting und die Atmosphäre besticht. Peggy und Maude mochte ich von der ersten Seite an. Der Protagonistin hat die Autorin eine tiefe Liebe zur Literatur mitgegeben, die deutlich spürbar ist. Über Maudes Besonderheit erfahren wir nichts Konkretes; eigentlich nur, dass sie ausschließlich in Wörtern bzw. Redewendungen spricht, die sie schon einmal bei jemand anderem gehört hat. Peggy scheint jedenfalls zu glauben, dass man sie nicht für längere Zeit unbeaufsichtigt lassen darf. Daher habe ich zunächst das Gefühl, dass Maude allein nicht zurechtkommt, doch nach und nach wird klar, dass es eher Peggy ist, die sich nicht traut, ihre Schwester loszulassen und sich stattdessen lieber hinter der gefühlten Verantwortung für Maude versteckt. Ihre Beziehung ist stark und gleichzeitig kompliziert, was die Autorin sehr gut transportiert. Ich habe die beiden gern auf dem Weg in die Unabhängigkeit begleitet und zugesehen, wie sie beide neue Freund*innen gewinnen. Während das traditionelle Handwerk des Buchbindens sehr präzise beschrieben wird (ich hatte beim Lesen wirklich das Gefühl, ich würde Peggy und Maude beim Falzen über die Schulter schauen und musste erst einmal nachschauen, was Kollationieren bedeutet…), baut Pip Williams den ersten Weltkrieg sowie die damalige Frauenbewegung eher über Situationen mit ein, in denen sich ihre Figuren wiederfinden. Durch die privilegierte Studentin Gwen, mit der sich Peggy anfreundet, werden gesellschaftliche Unterschiede angesprochen. Über Peggys und Maudes mütterliche Freundin Tilda, die sich in London zur Kriegskrankenschwester ausbilden lässt, bekommen wir die bedrückende Stimmung in den Lazaretten mit. In ihren Briefen schildert sie ihre Eindrücke von der Front. Die Folgen des Krieges erfahren wir durch den verwundeten belgischen Soldaten Bastian und durch Lotte, einem Kriegsflüchtling, ebenfalls aus Belgien. Zwischen Peggy und Bastian entwickelt sich zwar eine zarte Liebesgeschichte, doch im Wesentlichen geht es um sie und Maude und damit um zwei Zwillingsschwestern, die nur noch einander haben. Dabei zeichnet Pip Williams so lebensechte Charaktere, dass ich fast vergesse, dass ihrer Fantasie entsprungen sind. Allerdings lässt sie ihre fiktionale Geschichte an realen Schauplätzen spielen. So gibt es die Oxford University Press, aber eben auch das Somerville College. Und es gelingt ihr unglaublich gut, die Atmosphäre der Buchbinderei, des Hausbootes oder Frauencolleges einzufangen.

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