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Rezension zu
Felix Blom. Der Schatten von Berlin

Der Grabräuber

Von: hasirasi2
17.11.2023

„Denkst du manchmal daran … wieder in dein altes Leben zurückzukehren?“ (S. 22) Berlin, 1879: Seit 8 Monaten schlagen sich die frühere Prostituierte Mathilde Voss und der ehemalige Meisterdieb Felix Blom mit ihrer Detektei durch, aber sie nehmen kaum Geld ein. Jetzt soll auch noch das abbruchreife Haus, in dem sie wohnen und arbeiten, einem teuren Neubau weichen. Also brauchen sie dringend solvente Kundschaft. Zum Glück bekommen sie den Auftrag herauszufinden, wer den Sarg eines kürzlich verstorbenen Archäologen in einer verschlossenen Gruft aufgebrochen hat, ohne dann etwas daraus zu stehlen. Die Spuren führen ausgerechnet zu Bloms Ziehvater Lugowski, einem Gangsterboss, mit dem er eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte, weil ihm seine Freiheit mehr wert ist. „Müdigkeit, Hunger und Kälte sind Regungen, der man problemlos Herr wird, wenn man sie einem höheren Ziel unterordnet.“ (S. 101) Zur gleichen Zeit bekommt die Berliner Kripo einen neuen Chef. Kommissar Heinrich Schlesinger war die letzten 3 Jahre Großwildjäger in Afrika und vorher der jüngste Kriminalkommissar Frankfurts. Im Gegensatz zu seinem mürrischen Assistenten Bruno Harting scheint Schlesinger mit allen Wassern gewaschen. Ihm können auch die perfiden Morde nichts anhaben, die er als erstes untersuchen muss und die ihn Bloms Wege kreuzen lassen. „Der Schatten von Berlin“ ist der zweite Band der Reihe um Felix Blom, kann aber unabhängig vom ersten gelesen werden, da die Fälle in sich abgeschlossen sind. Alex Beer hat Felix und Mathilde hier zwei zähe Gegenspieler zur Seite gestellt, die, ohne es zu wissen, im gleichen Fall ermitteln, denn der Aufbruch des Sarges und die Morde hängen unmittelbar zusammen. Außerdem hat sich Harting auf Blom eingeschossen und will ihn unbedingt wieder hinter Schloss und Riegel bringen. Dabei schießt manchmal übers Ziel hinaus, dann greift Schlesinger wieder ein: „Nicht dass Sie vor lauter Blom den wahren Täter übersehen.“ (S. 204) Mathilde und Blom stehen vor einem Scheideweg. Während Mathilde um jeden Preis „sauber bleiben“ und ein ehrbares Leben führen will, juckt es Blom in den Fingern, in seinen alten Beruf zurückzukehren. Er vermisst das bequeme Leben mit all seinen Annehmlichkeiten. Außerdem will er endlich Auguste heiraten, deren Vater strikt dagegen ist. Mathilde hingegen trauert ihrem Traum hinterher, Jura zu studieren, aber das war Frauen ja verboten. Überhaupt scheinen sie sich in verschiedenen Richtungen zu entwickeln: Während Blom nur seine Situation verbessern und (wieder) reich werden will, möchte Mathilde, dass es allen besser geht. Wie schon im ersten Band besticht der Krimi durch die vielfältigen, liebevoll ausgearbeiteten und lebensnahen Protagonisten. Selbst die Nebenfiguren sind interessant und man weiß nie, wann und in welcher Situation man ihnen wiederbegegnet. Auch das Setting des alten Berlins mit seinen Armenvierteln, Eckkneipen und verlassenen Fabrikgeländen hat mir wieder gut gefallen. Blom, Mathilde, Schlesinger und Harting geraten bei ihren Ermittlungen zwischen die Fronten zweier rivalisierender Banden. Außerdem macht die Polizei Jagd auf Sozialdemokraten, die für die beiden Anschläge auf den Kaiser verantwortlich gemacht wurden und man dadurch einen Grund hatte, sie mittels Verbannung loszuwerden. Diese politischen Hintergründe waren extrem spannend, zumal sie sich auch auf Blom auswirkten. Ich muss zugeben, dass ich auch diesmal bis zum Ende keinen wirklichen Verdacht hatte, wer warum der Täter ist, weil mich die Vielzahl der Beteiligten und deren Zugehörigkeiten etwas verwirrt haben. Und auch, wenn der Fall an sich am Ende schlüssig und die Auflösung geradezu spektakulär war, passte für mich das Motiv des Mörders nicht ganz. Trotzdem ist es wieder ein sehr spannender Krimi mit viel Lokalkolorit und ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Fall von Felix Blom.

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