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Rezension zu
Victory City

Indisches Epos

Von: Britta Buchlingreport
04.07.2023

“Victory City” heißt der neuste Roman von Bestsellerautor Salman Rushdie. Diesen hat er fertiggestellt, kurz bevor er auf einer Veranstaltung angegriffen wurde. Rushdie schreibt darin eine Übersetzung eines fiktiven Versepos rund um die Prophetin Pampa Kampana. Die Geschichte spielt in Südindien im 14 Jahrhundert. In der fiktiven Stadt Bisnaga, einem Schmelztiegel der Kulturen und Religionen, entfaltet sich das Schicksal von Pampa Kampana über die Jahre. Ihre Mutter verbrennt sich bei lebendigem Leib vor ihren Augen, So ist es für Witwen üblich. Von da an wächst in dem jungen Mädchen der Wunsch, dieses Schicksal zu durchbrechen. Und sie wird erhört! Eine Göttin gibt ihr magische Kräfte, die sie u.a 247 Jahre alt werden lassen. Pampa Kampa erhält außerdem drei Wünsche und besondere Samenkörner, aus denen die Stadt Bisnaga schließlich wächst. Victory City – eine Gesellschaft entwickelt sich über die Jahrhunderte Durch Pampas Geschichte fängt Rushdie auf brillante Weise die verwickelte und nuancierte soziale Landschaft unserer Gesellschaft ein und kommentiert Vielfalt, Identität und Multikulturalismus. Pampa ist eine Wanderin durch Zeit und begleitet die verschiedenen Herrscher der Stadt und ihre Entwicklung. Mal ist sie Königin, mal auf der Flucht, mal gilt sie als Hexe. Die Gesellschaft und ihre Werte in der Victory City gegenüber Frauen, Religion, Rasse, Bildung und Klasse variiert mit der Machtübernahme durch verschiedene Führer. Manchmal herrscht Harmonie, weil Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund sehr gut zusammenleben. Dann wird die Saat des Misstrauens gesät und Mauern werden errichtet. Rushdie verwebt gekonnt die verschlungenen Fäden von Politik und Religion miteinander. Gleichzeitig stellt er Fragen auf, die uns bis heute beschäftigen, wie auch der Angriff auf den Autor selbst zeigt: Sollte die Welt des Glaubens von der weltlichen Macht getrennt werden? Können wir eine Gesellschaft aufbauen, die uns nicht spaltet, sondern eint? Rushdie zeigt mit Victory City mal wieder sein ganzes Können und was für ein geschickter Erzähler er ist. Zugegeben, man muss manchmal etwas bei der Stange bleiben bei den ausufernden Schilderungen. Aber im Großen und Ganzen ist der Roman eine geschickt verpackte Allegorie für unsere Gesellschaft. Und Pampa Kampana eine spannende Heldin, mit der man gerne über die Jahrhunderte mit fiebert.

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