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Rezension zu
Gehe hin, stelle einen Wächter

Harper Lee ist unschlagbar

Von: lesenacht
03.08.2015

Gleich vorweg möchte ich kundtun, wie seltsam es anmutet, negative Rezensionen zu lesen, in denen bemängelt wird, dass Harper Lees "neues" Buch nicht an ihr Erstlingswerk "Wer die Nachtigall stört" heranreicht. Dabei sollte man wissen, dass eigentlich "Go set a watchman" ihr Erstlingswerk war, das vor fast 60 Jahren vom Verlag abgelehnt wurde. Dann hat Harper Lee weiter getüftelt und es umgeschrieben, und daraus entstand ihr Weltbestseller, auch mein unangefochtenes Lieblingsbuch "Wer die Nachtigall stört". Wieso also hat man die Erwarung, dass das wiederentdeckte Manuskript genauso gut, wenn nicht besser sein müsse, als "Wer die Nachtigall stört"? Wer das nun erschienene Buch mit dieser Erwartungshaltung liest, kann nur enttäuscht sein. Ich bin mit dem Gedanken an das neue Buch herangegangen, mehr von Harper Lee zu lesen. Ich bin nicht nur Fan von Scout und Atticus Finch, sondern zuallererst von Harper Lee. Ihre Schreibweise haut mich um. Sie ist genial. Sie lässt mich nicht eher los, als bis ich die letzte Seite gelesen habe und ich bewundere die Autorin zutiefst für ihr Können. To kill a mockingbird/ Wer die Nachtigall stört ist für mich fast eine Bibel, ich kann es noch so oft lesen und entdecke immer wieder etwas neues. Immer wieder weiß Harper Lee mich zu fesseln, mich einzufangen und mit das Gefühl zu geben, mitten in der Geschichte dabei zu sein. Nicht anders war es bei "Gehe hin, stelle einen Wächter." Scout Finch lebt mittlerweile als junge Frau in New York und bestreitet ihr Leben erfolgreich allein. 20 Jahre sind vergangen, sie wird nur selten noch bei ihrem Spitznamen gerufen, Jean Louise ist erwachsen geworden. Im Sommer kehrt sie nun zurück und verbringt zwei Wochen in Maycomb im Haus ihres Vaters, der jetzt über 70 ist, von Rheuma geplagt, und der mit seiner Schwester, Scouts Tante Alexandra zusammenlebt. Scout ist Maycomb und der spießigen Enge entwachsen, und doch lässt sie eine Gesellschaft über sich ergehen, die ihre Tante ihr zuliebe gibt. Die steifen Meinungen und der Rassismus passen ihr nicht, Scout kann ihren Ärger nicht gänzlich hinunterschlucken. Auch das Verhältnis zu ihrem Vater macht einen angespannten Eindruck, bis es schließlich zum Eklat kommt, ehe Vater und Tochter miteinander reden können. Viel mehr kann man zum Inhalt nicht verraten ohne zu spoilern. Allerdings machen mich einige Buchbesprechungen, sei es in Blogs oder in Zeitungen stellenweise sauer. Bei mancher muss man sich fragen, ob der Verfasser das Buch überhaupt bis zum Ende gelesen hat. Da wird Atticus vom Thron gestoßen und als Rassist bezeichnet, der er, wie das Ende zeigt, nicht ist. In "Gehe hin, stelle einen Wächter" hat Harper Lee auch wieder bewiesen, was für ein Talent sie ist. Ihr Humor, ihre Formulierungen, ihre Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen, all das finde ich einfach grandios. "Gehe hin stelle einen Wächer" KANN nicht mit "Wer die Nachtigall stört" verglichen werden, schon die Umstände, die zur Veröffentlichung geführt haben, verlangen, dass man beide Bücher getrennt voneinander betrachtet, und jeder Vergleich ist unsinnig. Ob es rechtens war, das angeblich verlorene und nun wiedergefundene Manuskript zu veröffentlichen, sei dahingestellt. Harper Lees Schwester hat es sicher nicht ohne Grund Jahrzente lang unter Verschluss gehalten. Und ob Harper Lee selbst überhaupt nocht weiß, was mit ihrem alten Manuskript passiert, weiß man auch nicht sicher. Aber ich bin froh, dass ich es lesen durfte. Und ich bedaure nach der Lektüre von "Gehe hin, stelle einen Wächer" zum xten Mal, dass Harper Lee nicht viel mehr Bücher geschrieben hat. Schon als sie an den beiden Büchern gearbeitet hat, war sie eine wunderbar geistreiche und intelligente junge Frau, bedenkt man die Zeit, in der sie ihre Meinung geäußert hat, erst recht. Mittlerweile ist sie fat 90 Jahre alt. "Gehe hin, stelle einen Wächter" ist anders. Ganz anders. Um zu verstehen, worum genau es geht, ist es mE unabdingbar, "Wer die Nachtigall stört" gelesen zu haben. Aber ein Vergleich sollte bitte nicht angestellt werden. Es ist einfach ein weiteres wunderbares Werk von Harper Lee, die ich sehr bewundere.

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