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Rezension zu
Glanz und Größe

Glanz und Größe – Der Aufbruch Europas 1648 – 1815 | Tim Blanning

Von: Textopfer
04.06.2023

Erschienen bei DVA Das Werk! Welch ein Werk! Ein Werk für alle Geschichtsfreaks und – fans! Für alle, die sich gerne in die tiefen der Geschichte abseilen und es lieben, dort die Welt zu erforschen und erkunden. Glanz und Größe meint hier den Aufbruch Europas in die Neuzeit. Aber für mich passt es zu diesem großartigen, voluminösen Werk, welches allein schon durch seinen Umfang (über 900 Seiten mit Quellen und Kartenteil) absolut besticht! Wie so oft, sind es Menschen außerhalb Europas, die uns die Geschichte Europas besser nahebringen. Vielleicht ist es dieser Blick von außen, der neutraler bewertet - somit nie die „Nationale Brille“ auf hat. Tim Blanning schafft dies auf jeden Fall. Nach 30 Jahren Krieg Ausgangspunkt ist ein Europa, das nach 30 Jahren am Boden lag. Zeitweise entvölkert, zeitweise ohne funktionierende Landwirtschaft und mit nur rudimentärem Handel. Ein Europa mit schlechten Verkehrswegen. Schrecklich und wie Hindernisse für alle, die von A nach B mussten. Eine pure Qual. Dies galt es zu ändern, wollte man Waren besser schneller sicherer transportieren und somit den Handel fördern. Die Staaten mussten die Wege in die Hand nehmen. Aber die Staaten mussten vor allem lernen, den Handel nicht zu ersticken, indem zu viele durch Zoll mitverdienen wollten. Allein zwischen Basel und Rotterdam gab es auf dem Rhein 38 Zollstationen, die die Güter immer weiter verteuerten. Positiv war jedoch, dass die Geburtenraten wieder stiegen. Es wurde jünger geheiratet. Die Auswirkungen von Krieg, Hungernöten und Seuchen, die es natürlich immer noch gab, waren nicht mehr so immens wie zuvor. Dafür schaffte z.B. die Medizin Durchbrüche, wie erste Immunisierungen gegen Pocken. Umfangreich, Faktenreich und umsichtig Tim Blannings Buch zeigt sich als Ergebnis intensiver Recherche. Es ist nicht nur umfangreich, faktenreich, sondern auch sehr umsichtig geschrieben. Systematisch werden zahlreichen Aspekte der Alltags- und Sozialgeschichte, Wirtschafts- und Technikgeschichte (wie z.B. Post, Bevölkerungsentwicklung, Rollenverhalten, Umgang mit Homosexualität, Bildung, Handel, Entwicklungen auf dem Agrarsektor, und vieles mehr) vielschichtig abgedeckt. Natürlich fehlt aber auch nicht der Blick auf die politische Entwicklung, Geschichte dieser Zeit, auf die großen Umbrüche, Krieg und Frieden. All dies führte Europa in die Moderne. Gut erzählt! Erzählerisch ist es aber vor allem unterhaltsam, da es durch mannigfaltig interessante und zeitweise skurrile Beispiele, die am Leben orientiert sind, erzählt. Das alles lässt das Dargestellte pulsieren und neigt somit nicht- wie vergleichbare Bücher – zur endlosen nüchternen Faktenaneinanderreihung. Das dargestellte Leben pulsiert. Der Autor nennt aber auch klar, wo die Grenzen einer historischen Sozialwissenschaft liegen. So bekennt er, dass Statistiken oft nur die Tendenz nennen können, wie z.B. bei der Demoskopie, den Geburts- oder Sterberaten. Dass hier nur mit Schätzungen gearbeitet werden kann, ist klar. Das tut dem allen aber keinen Abbruch, sondern macht es wissenschaftlich ehrlich. In Tim Blannings Werk kann man sich auf wunderbar, schöne Art als Geschichtsfan verlieren. Man erhält einen intensiven, großartigen Einblick. Hier findet jeder, historisch Begeisterte, ihm noch unbekannte Fakten. Wer Geschichte und Geschichten aus der Geschichte liebt, kommt hier auf seinen Kosten – der wird dieses Buch genießen.

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