Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das ist einer, der lebt!

Ein wilder Ritt durch eine atemberaubende Geschichte

Von: ins_lebenlesen
29.05.2023

Es beginnt und endet mit dem Tod. 1918 stach der Schriftsteller, Abenteurer und Lebenskünstler Arthur Craven mit 31 in Mexiko in See, blieb verschwunden und wurde später für tot erklärt. 2018 – also 100 Jahre später - starb Malgorzata, geliebte Frau des schreibenden Ich-Erzählers und Mutter seiner zwei Söhne, mit 28. Vom Tod aus wird die Geschichte erzählt und darauf steuert sie zu. „Wir drehen hier Kreise, ja, aber wie bei einem Strudel wird der Radius dieser Kreise immer kleiner und enger, und irgendwann endet alles in einem Punkt. In einem Punkt. Diesem Punkt.“ (S. 215) Ja, ein mächtiger Strudel ist diese Geschichte. Sie wird erzählt von Ralf Winden, dem Werbetexter, der - am Tod seiner Geliebten Malgorzata zerbrochen -beschließt, sich in EINER Nacht vor 800 Followern in einem Livestream die Geschichte von Arthur Craven und Malgorzata - und somit seine Geschichte - von der Seele zu reden. Seine zwei Kinder schlafen im Nebenzimmer und eine Linie Koks liegt vor ihm, um ihm zu helfen, diese Nacht zu überstehen. Es ist ein wilder Ritt durch das Leben von Arthur Craven (schlagt mal nach, falls Ihr ihn nicht kennt – ein irrer Typ, einer, der lebt!) und Ralf Winden. Du kommst kaum mit, wer Arthur und wer Ralf ist, denn M. Niedermeier verknotet ihre schicksalhaft verbundenen Leben in rasantem Tempo miteinander. Sie werden mit betörender Leichtigkeit und pointenreichen Anekdoten zu einem Strudel aus dem es kein Entkommen gibt. Die Story folgt durch das Mittel der freien Rede im Livestream keiner starren Linie und saugt einen doch ein. Sie hat was Jazziges. Berauscht und geradezu atemlos fliege ich auf der Achterbahn dieser Geschichte. Möchte mehr wissen über Arthur Craven, Oscar Wilde, dessen Neffe er ist, die Dichterin Mina Loy, die letzte Liebe Arthurs, über die Avantgardisten, Futuristen, Gertrude Stein, die Belle Époque, über all die Künstler, die in der Geschichte auftauchen, über die Kunstszene im Paris des beginnenden 20. Jahrhunderts vor und während der ersten Tage des ersten Weltkriegs. Im Kern geht es wohl um Parallelen und Wiederholungen im Leben, die beflügeln oder hemmen können, darum dass es immer auf und ab geht. Und wie wir uns selbst verwirklichen, wie wir überleben und was die Liebe, das Schreiben und die Kunst damit zu tun haben. Und mach Dein Ding, sch*ß-egal, was andere von Dir denken. „… so wie das hier muss sich Literatur anfühlen! Als könntest du wegen jeder Zeile, die Du schreibst, im Eis einbrechen; als könntest Du wegen jeder Zeile ertrinken. Und dann, am Ende Deines Textes, hast du überlebt. Du fühlst, wie es trägt. Jede einzelne Zeile hast Du überlebt, und das Publikum lebt, freier als jemals zuvor, und sagt: Dieser Text, das ist einer der lebt!, einer der atmet.“ (S. 144) Manuel Niedermeyer ist meine Neuentdeckung des Jahres. Vielen Dank an das @bloggerportal und den @penguinverlag für das Rezensionsexemplar! Vielen Dank an @manuelniedermeyer für diese aufregende Reise!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.