Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Das ist einer, der lebt!

Manuel Niedermeier

(1)
(2)
(0)
(0)
(0)
€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Eine Reise soll es sein. Die berühmte auf der Suche nach dem eigenen Weg. Und abbiegen ist auch noch angesagt. Die vorgezeichnete Richtung der Eltern verlassen oder sie im besten Fall gar nicht zu betreten. Wie soll das gehen? Kurz und schmerzlos jedenfalls nicht. Ralf und Małgorzata wissen es und wollen es, ohne jedoch eine Vorstellung davon zu haben, wie ein solcher Lebensentwurf aussehen könnte. Für Ralf, den Sohn einer "genialischen" Schauspielerin, führt die Suche auf einem Umweg über die "Avantgarde", wie auch immer man diese heute definieren möge. Für ihn also führt jene Suche erst einmal einhundert Jahre zurück. Ein Neffe Oscar Wildes hat es ihm angetan. Im schillernden Leben des Arthur Cravan, geb. 1887 als Fabian Lloyd, glaubt er Parallelen zur eigenen Existenz zu entdecken, auch wenn diese mitunter schwer nachzuvollziehen sind. Interessant wird es insofern, als sich Ralfs große Liebe mit einer Person beschäftigt, die Arthur sehr nahe stand. Małgorzata, die sich der Literaturwissenschaft verschrieben hat, interessiert sich für die amerikanische Künstlerin und Dichterin Mina Loy, die den "Poeten-Boxer" Arthur Cravan 1918 in Mexico-Stadt heiratete. Was das Leben der beiden historischen Persönlichkeiten mit den in der Gegenwart lebenden genau zu tun hat, bleibt der Phantasie der Lesenden überlassen. Die oft heraufbeschworen wirkenden "Parallelen" können nicht immer überzeugen. Die permanenten Zeitsprünge sind oft anstrengend und unübersichtlich zugleich, zeigen aber andererseits in eine Richtung, die Ralf erst nach und nach für sich entdecken wird. Denn wenn Leben, die keinen sog. geordneten Bahnen folgen, als Vorbilder dienen, dann sind eine ganze Menge konventioneller Lebensentwürfe von vornherein ausgeschlossen... Nicht nur der Stoff und die Perspektiven der Geschichte(n) sind ungewöhnlich, sondern auch und ganz besonders die Form! Im Grunde ist sie ein Livestream vor etwa 700 Zuschauer:innen. Sie alle sind neugierig, ohne zu wissen, was wirklich auf sie zukommt. "Sie kennen diese Facette noch nicht, den Cravan in mir, den Meister des Extremen." Jahre hat es gedauert, so viele Follower zu bekommen und zu motivieren, am Ball zu bleiben. Bleibt zu hoffen, dass Ralfs Kinder Bartosz und Hannes durchschlafen werden... Denken und immer wieder (zer)denken. Was nutzt das ganze gescheite Drehen und Wenden? Wird sich am Ende herausstellen, dass nach all den Erwägungen schlicht etwas zu TUN ist, wenn da plötzlich Mut genug vorhanden ist, eigene Wege zu gehen? Die unbekannten unentdeckten. Denn wie heißt es im ersten Kapitel: "Jeder Aufbruch ist eine Ankunft im Ungewissen." Wie man es schafft, nicht das Leben der Eltern zu führen? Eine direkte Antwort gibt Manuel Niedermeier nicht. Indirekte Hinweise auf die Beschilderung zahlreicher Lösungswege schälen sich aber nach und nach heraus. Spätestens am Ende der Geschichte. Klar und unzweideutig. Und damit kann jetzt jede:r etwas anfangen.

Lesen Sie weiter

Es beginnt und endet mit dem Tod. 1918 stach der Schriftsteller, Abenteurer und Lebenskünstler Arthur Craven mit 31 in Mexiko in See, blieb verschwunden und wurde später für tot erklärt. 2018 – also 100 Jahre später - starb Malgorzata, geliebte Frau des schreibenden Ich-Erzählers und Mutter seiner zwei Söhne, mit 28. Vom Tod aus wird die Geschichte erzählt und darauf steuert sie zu. „Wir drehen hier Kreise, ja, aber wie bei einem Strudel wird der Radius dieser Kreise immer kleiner und enger, und irgendwann endet alles in einem Punkt. In einem Punkt. Diesem Punkt.“ (S. 215) Ja, ein mächtiger Strudel ist diese Geschichte. Sie wird erzählt von Ralf Winden, dem Werbetexter, der - am Tod seiner Geliebten Malgorzata zerbrochen -beschließt, sich in EINER Nacht vor 800 Followern in einem Livestream die Geschichte von Arthur Craven und Malgorzata - und somit seine Geschichte - von der Seele zu reden. Seine zwei Kinder schlafen im Nebenzimmer und eine Linie Koks liegt vor ihm, um ihm zu helfen, diese Nacht zu überstehen. Es ist ein wilder Ritt durch das Leben von Arthur Craven (schlagt mal nach, falls Ihr ihn nicht kennt – ein irrer Typ, einer, der lebt!) und Ralf Winden. Du kommst kaum mit, wer Arthur und wer Ralf ist, denn M. Niedermeier verknotet ihre schicksalhaft verbundenen Leben in rasantem Tempo miteinander. Sie werden mit betörender Leichtigkeit und pointenreichen Anekdoten zu einem Strudel aus dem es kein Entkommen gibt. Die Story folgt durch das Mittel der freien Rede im Livestream keiner starren Linie und saugt einen doch ein. Sie hat was Jazziges. Berauscht und geradezu atemlos fliege ich auf der Achterbahn dieser Geschichte. Möchte mehr wissen über Arthur Craven, Oscar Wilde, dessen Neffe er ist, die Dichterin Mina Loy, die letzte Liebe Arthurs, über die Avantgardisten, Futuristen, Gertrude Stein, die Belle Époque, über all die Künstler, die in der Geschichte auftauchen, über die Kunstszene im Paris des beginnenden 20. Jahrhunderts vor und während der ersten Tage des ersten Weltkriegs. Im Kern geht es wohl um Parallelen und Wiederholungen im Leben, die beflügeln oder hemmen können, darum dass es immer auf und ab geht. Und wie wir uns selbst verwirklichen, wie wir überleben und was die Liebe, das Schreiben und die Kunst damit zu tun haben. Und mach Dein Ding, sch*ß-egal, was andere von Dir denken. „… so wie das hier muss sich Literatur anfühlen! Als könntest du wegen jeder Zeile, die Du schreibst, im Eis einbrechen; als könntest Du wegen jeder Zeile ertrinken. Und dann, am Ende Deines Textes, hast du überlebt. Du fühlst, wie es trägt. Jede einzelne Zeile hast Du überlebt, und das Publikum lebt, freier als jemals zuvor, und sagt: Dieser Text, das ist einer der lebt!, einer der atmet.“ (S. 144) Manuel Niedermeyer ist meine Neuentdeckung des Jahres. Vielen Dank an das @bloggerportal und den @penguinverlag für das Rezensionsexemplar! Vielen Dank an @manuelniedermeyer für diese aufregende Reise!

Lesen Sie weiter

Das ist einer, der lebt! von Manuel Niedermeier Ein wahrlich irrer Ritt durch die Erzählungen von Ralf, der Koks schnaufend und monologisierend vor einem eingeschalteten Live-Stream sitzt. Mit einigen Versätzen erzählt Ralf von seinem Leben und den vielen darin vorkommenden Parallelen zu Arthur Cravan, einem Neffen Oscar Wildes. Was er mit seiner sehr lebendigen Geschichte verarbeitet, wird erst nach und nach klar. Cravan und Ralf, Ralf und Cravan. Beide haben eine intensive Verbindung zu Sprache, zu Fieber und zu Eisbergen. Einer ist einer, der lebt, der andere ist einer, der es wieder lernen will. Die Sprache hat mich teils gefordert, teils überrumpelt und teils amüsiert. Und häufig den Nagel etwas umgekehrt auf den Kopf getroffen: __ „Ist alles in Ordnung?“, fragte nun eine Frau mit Nachdruck Arthur hielt das für eine schwierige Frage. Wenn alles in Ordnung war, war alles getan, und es war an der Zeit zu sterben, weil die Welt einem dann nichts mehr zu bieten hatte und man selbst der Welt nichts mehr zu geben […]. __ Die Geschichte ist in Teilen wenig greifbar, was m. E. schlicht an der sehr verbal-erzählerischen Sprache liegt. Sie fließt förmlich dahin, so wie Jazz dahinfließen kann. Alle, die neugierig geworden sind, möchte ich ermutigen, das Buch mal genauer anzusehen. Ich hatte eine sehr gute Zeit damit. Danke liebes Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar! Mein aller erstes noch dazu.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.