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Rezension zu
Sternstunde

Sternstunde/Die 20er fernab von Glanz und Ausschweifungen

Von: die_buecherweltenbummlerin
12.04.2023

Die junge Krankenschwester Hanna wird 1919 in die Klinik Waldfriede versetzt, da sie nach dem Tod ihres gefallenen Verlobten zunehmend Probleme mit der Versorgung versehrter Soldaten bekommt. Doch die neue Klinik ähnelt einer Ruine und muss erst noch aufgebaut werden. Während die Unruhen und die Inflation Deutschland in festem Griff halten, müssen sich Dr. Louis Conradi und das Klinikpersonal großen und kleinen Hürden stellen. Dass sie Adventisten sind, macht es ihnen im gebeutelten Berlin der Nachkriegszeit nicht einfacher. Hannas einziger Lichtpunkt ist ihr Vorgesetzter. Und so beginnt eine zarte Beziehung zwischen beiden. Doch nur im Geist. Da ich erst vor Kurzem wieder angefangen habe, historische Romane zu lesen, musste ich mich erstmal daran gewöhnen, dass das Genre oftmals gar nicht auf einen Höhepunkt zueilt. Auch bei "Sternstunde" blieb das Atem-Anhalten aus, doch die Geschichte empfand ich trotzdem als so spannend, dass ich es nicht vermisst habe. Anders als Fräulein Gold oder Babylon Berlin stellt uns Corina Bomann eine Zeit nach dem Ersten Weltkrieg vor, die ich sehr authentisch finde. Hier gibt es keinen Glanz und keine Ausschweifungen. Stattdessen erleben die Leser*innen die Armut, Nöte, Gefahren und Einschränkungen der 20er. Das Geld hat seinen Wert verloren und ein Glas Kirschen ist ein unbezahlbarer Luxus. Kommunisten kämpfen gegen Traditionalisten. Frauen genießen keine Freiheiten, sondern gesellschaftliche Missachtung, wenn sie unverheiratet schwanger werden. Die Stimmung dieser Zeit hat die Autorin so gut eingefangen, dass sich die erzeugten Bilder sofort mit Fotos aus meiner Erinnerung vermischten. Ohne Romantisierung und Nostalgie. Eine Besonderheit stellt hier die Gemeinschaft der Adventisten dar. Da ich religiösen Gemeinschaften sehr kritisch gegenüberstehe, war es für mich interessant, den Protagonisten Louis Conradi zu beobachten, einerseits Sympathie für ihn zu entwickeln und ihn auch gleichzeitig zu verurteilen. Wobei Bomann hier nie übertreibt, sondern stets mit feinen Nuancen arbeitet. Ein historischer Roman, der aufgrund seiner Authentizität überzeugt!

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