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Rezension zu
Fabelhafte Rebellen

Fabelhafte Rebellen

Von: jasmin_lesewelten
10.04.2023

Die wissenschaftliche Monographie ,,Fabelhafte Rebellen. Die frühen Romantiker und die Erfindung des Ich" von Andrea Wulf und aus dem Englischen übersetzt von Andreas Wirthensohn, ist ein Highlight inmitten all meiner Sachbücher. 😍 Beeindruckt bin ich schon seit meiner eigenen Schulzeit vom Jenaer Kreis und darüber hinaus großer Fan von Friedrich Schiller und Novalis. ♥️ So viel las ich bereits über die beiden und freute mich umso mehr über diese neue Errungenschaft, die einen neuen Schwerpunkt setzt und neue Forschungsansätze bereithält. In den 1790er Jahren, in einer Zeit, in der absolute Monarchen die Menschen unterdrücken, kommen die Intellektuellen Goethe, Schiller, Novalis, Fichte, Schelling, Hegel, Alexander von Humboldt, Caroline Schlegel und die Schlegel-Brüder in der Universitätsstadt Jena zusammen, um die Welt zu verändern. Der Fokus liegt auf der geistigen Revolution, die die Dichter, Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler starten und die Auswirkungen auf unsere heutige Lebensführung hat. Andrea Wulf stellt hervorragend Verknüpfungen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart her und untersucht, inwiefern wir unser Verständnis der freien Individualität, unser Recht auf freien Willen und einer selbstbestimmten Lebensführung und die Kompetenz der Selbstreflexion jenen ,,fabelhaften Rebellen" zu verdanken haben. Ihre Ideen und Ideale gingen schließlich mit dem Bruch von Konventionen ihres 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts einher, wozu beispielsweise die Trennung von PartnerInnen und beruflichen Tätigkeiten zählen, die unpassend geworden zu sein scheinen. Die FrühromantikerInnen des berüchtigten Jenaer (Freundes-) Kreises werden einzeln vorgestellt und ihre Entwicklung in ihren jeweiligen sozial-politischen Umfeldern nachgezeichnet. Ihre Begegnungen werden chronologisch geordnet und auch vor ihren Unstimmigkeiten nicht Halt gemacht. Viele bildhafte und akribisch detailliert ermittelte Beispiele und unterhaltsame Anekdoten erleichtern den Lesefluss und bleiben im Gedächtnis. Mit großem Interesse las ich das Kapitel über die Geschlechterrollen, über die es zu zahlreichen Diskussionen kam. Friedrich Schlegel z.B. setzte sich für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ein und verfasste Parodien auf die Werke seiner Freunde, die noch ein traditionelles Rollenbild vermittelten. Mit Caroline Schlegel als weiblicher Repräsentantin wird zudem der Blickwinkel erweitert und nicht nur - wie meistens üblich - die männliche Perspektive jener Zeit untersucht. Viele Primärwerke sind abgedruckt, ebenso zahlreiche Zitate und Abbildungen, die das Lesen erleichtern. 420 eng bedruckte Seiten voller informativer, interessanter, verständlicher, unterhaltender Inhalte entführen uns in die bahnbrechende Zeit des Jenaer Kreises mit all seinen inspirierenden TeilnehmerInnen! Hinzu kommt die beachtliche Leistung des 100-seitigen wissenschaftlichen Apparates mit all seinen Anmerkungen, Fußnoten und Quellenverweisen.

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