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Rezension zu
Federgrab

Behaviorismus in seiner düsteren Form

Von: Stage Reptiles
01.04.2023

Der zweite Band der Holger Munch-Reihe hat es in sich. Nicht nur, dass wieder Kinder und Jugendliche die Opfer sind, dieses Mal spielt er auch noch mehr mit Urängsten und hartem Überlebenskampf. Dabei geht es - ohne zu viel zu verraten, um Hunger, Dunkelheit und das Spiel mit der Angst. Zwischendurch kann man sich selbst die philosophische Frage stellen, wie sich ein Hamster im Käfig wohl fühlt und wenn man noch weitergehen möchte, ist man schnell beim Behaviorismus von F.B. Skinner angelangt. Doch das verlangt Vorwissen, denn Bjork selbst geht darauf nicht ein, man kann sich nur gewisser Parallelen nicht erwehren. Wie vorangegangenen Buch, macht sich der Autor auch hier wieder Gedanken über Kinder und Jugendliche, die ohnehin kein einfaches Leben in nicht intakten Familien haben und macht sie zu wahren Opfern. Unterschwellig scheint er damit zu fragen: Müssen Kinder erst sterben, bevor man auf sie aufmerksam wird? Für den Leser ist es nicht unbedingt einfach, beschriebene Kinderleichen auf den Seiten vorzufinden und sich, wenngleich nur sehr grob, dem Schicksal dahinter stellen zu müssen. Federgrab stellt nicht nur die Ermittler vor scheinbar unlösbare Aufgaben, auch der Leser fiebert mit, spielt mögliche Szenarien und Täter in Gedanken durch, nur um dann - ebenso wie Munch - eines Besseren belehrt zu werden und wieder von vorne beginnen zu müssen. Die Geschichte hinter der toten Jugendlichen ist tragisch und verklärt zugleich, hat, wie bereits geschrieben, viel Soziologie in sich und lässt den Leser am Ende auch ein bisschen erschüttert zurück. Dass Bjork vor nichts zurückschreckt, macht ihn zu einem guten, aber auch harten Autor, der die Düsternis, die man von nordischen Schriftstellern gewohnt ist, deutlich hervorkehrt. Das Buch trieft vor Rückschlägen in den Ermittlungen und Hoffnungslosigkeit und wartet auch nicht mit dem alles auflösenden Happy End auf. Vielmehr zeigt es die Verkettung verschiedener Schicksale und Erlebnisse, die Menschen prägen oder gar zerstören. Verstärkt wird diese Atmosphäre durch Sprecher Dietmar Wunder. In seiner Stimme ist dieser dunkle Unterton, der gar nicht erst versucht, das Hörbuch neutral einzulesen, sondern den Hörer hineinwirft in die Stimmung des Buches. Sehr gut kann man sich vorstellen, wie die einzelnen Charaktere agieren und vom Wesen her sind, denn Wunder haucht ihnen sehr viel Leben ein - ohne dabei zu sehr die Stimme verstellen zu müssen.

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