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Rezension zu
Zwischen Welten

Lebenskonzepte auf dem Prüfstand

Von: Thomas Lawall
22.03.2023

Wenn man den Klappentext liest, ist im Großen und Ganzen klar, um was es in diesem Buch geht. Gleichzeitig fragt man sich, was es denn wohl mit dem Schwan auf sich hat. Diese Frage wird kurioserweise bereits auf der ersten Textseite beantwortet. Das Cover gibt also keine Rätsel mehr auf. Weitaus wichtigere Fragen stellt der bereits zitierte Klappentext. Diese könnte der Rezensent allesamt beantworten. Macht er aber nicht, damit nicht etwa ein Spoilergeschrei losbricht. Erzählen tut er trotzdem einige inhaltliche Dinge. Schließlich sollen seine Zeilen Menschen im günstigsten Fall dazu veranlassen, diesen hinreißenden Dialog nicht zu verpassen. Denn es ist ja ein solcher und zwar ausschließlich. Theresa und Stefan wohnten einst in einer winzigen 2-Zimmer-Wohnung. Diese kleinstmögliche WG funktionierte drei Jahre lang und bestens. Man driftete nicht in eine Beziehung ab, obwohl Stefan gewisse Ambitionen gehabt hätte. Theresa sah es völlig anders: "Ich fand dich halt nicht sexy." Also waren die beiden so etwas wie Geschwister. Sie waren "beide wie eine Wunschfamilie füreinander", und so sollte es für immer sein. Ein "Pakt", der auch zwanzig Jahre danach noch Gültigkeit besitzt. Stefan fasst zusammen: "Ich glaube, wir sind einfach irgendwann in Richtung Freundschaft abgebogen und haben uns daran gewöhnt." Doch wie das Leben so spielt, zwang Theresa eine familiäre Katastrophe zu einem drastischen Kurswechsel und zum Abbruch des Studiums. Zwanzig Jahre sollte man sich aus den Augen verlieren, aber der Zufall sorgte für ein Wiedersehen. Aus diesem entsteht nun, zwischen Hamburg und "Schütte", eine Brieffreundschaft der moderneren Art, per E-Mail und WhatsApp. Ob das bei einem Umfang von fast 450 Seiten nicht langweilig wird? Nein, ganz im Gegenteil, denn das ist spannend, informativ und unterhaltsam zugleich. Die beiden haben unterschiedliche Horizonte, aber sie sind weit. Das ist auch nötig bei der Themenvielfalt, die zur Verfügung steht. Allein durch die grundverschiedenen Berufe der beiden, er ist Journalist und Kulturchef bei einer Hamburger Wochenzeitung und sie selbständige Landwirtin, ist jede Menge Zündstoff vorprogrammiert, was sich dann aus Theresas Sicht so anhört: "Irgend etwas an dir und deiner Arbeit provoziert mich. Vielleicht bin ich auch nur neidisch, weil du weiterhin in dieser Reden-Schreiben-Lesen-Welt lebst, aus der ich damals abgehauen bin." Theresa hat andere Sorgen. 200 Rinder, die Mitarbeiter*innen und politischen Rahmenbedingungen und Sachzwänge rund um ihren Biohof fordern ihren Tribut und schließlich sind auch noch Mann und Kinder da. Etwas erheiternd wird die Debatte um den geschlechtergerechten Sprachgebrauch, welchen Theresa als "modische Sprachkosmetik" bezeichnet. Schließlich habe die Emanzipation "mehr gekostet als ein Sternchen" und "jahrtausendealte Probleme" könne man damit nicht lösen. Weitaus heftiger wird es, wenn Rassismus oder Klimapolitik auf der Tagesordnung stehen. Zu allem Überfluss wären da noch die weltweite Pandemie und Putins Angriffskrieg in der Ukraine. Alles in allem also ein teilweise heftiger, aber (meist) sehr kultivierter Schlagabtausch. Die beiden machen es vor. Liefern eine Art Rezept. Unterschiedliche Lebensauffassungen und -konzepte prallen, teilweise heftigst, aufeinander, aber solange man jeweils sachbezogen bleibt, müssen daraus keine Fronten oder gar Festungen entstehen, die einander bekriegen. Könnte man meinen ... ...aber es kommt ja oft ganz anders als man denkt.

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