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Rezension zu
Der Plot - Eine todsichere Geschichte

Zäher Anfang - insgesamt gut

Von: Sabine Ibing
12.03.2023

Jake Finch Bonner landete mit seinem Erstwerk einen Bestseller, wurde in New York als Autor gefeiert. Doch das liegt Jahre zurück, seine Folgeromane konnten nicht überzeugen. Nun unterrichtet er Kreatives Schreiben am Ripley College in einem Provinzkaff in Vermont – dabei ist er recht interesselos. Seine Studenten legen ihm belangloses Zeug auf den Tisch und keiner von ihnen scheint Talent zu haben. Doch eines Tages steht ein arroganter Typ vor ihm, der meint, einen Selbstläufer in der Hand zu haben, offeriert ihm einen Plot mit einer Story, die noch nie dagewesen ist. Jake muss dem verschlossenen Evan Parker innerlich recht geben – das ist DIE Story! «Ach machen Sie sich mal keine Sorgen. Alle, die etwas zu Stande gebracht haben, müssen mit so was rechnen. Stephen King? J. K. Rowling? Sogar Ian McEwan! Irgendein Irrer hat Joyce Carol Oates mal beschuldigt, mit einem Zeppelin über sein Haus zu fliegen, um zu fotografieren, was er auf seinem Computer schreibt.» Evan Parker ist von sich überzeugt, in den Seminaren kann er nichts lernen, er weiß bereits alles über das Schreiben – rückt auch nur 30 Seiten an Jake heraus, der ihn beim Schreiben beraten soll. Der Student verhält sich überheblich, in allen Seminaren abweisend. Was ist aus diesem Mann geworden?, fragt sich Jake ein paar Jahre später, nie hat er was von dieser Story gehört. Er googelt den Studenten und findet heraus, er muss direkt nach dem Seminar verstorben sein. Jake hat eine Schreibblockade, ihm fällt keine gute Geschichte ein – als Schriftsteller gilt er als Auslaufmodell. Da hat er eine blendende Idee: Er nimmt die geniale Plotidee und schreibt diese Kriminalgeschichte auf. Evan ist verstorben. Das Buch «Die Krippe» wird ein Bestseller. Jake ist wieder da, in den Feuilletons wird das Buch hochgejubelt, er wird bei Oprah eingeladen, der Roman verkauft sich millionenfach, wird in andere Sprachen übersetzt. Doch eines Tages erhält Jake eine anonyme E-Mail: «Du bist ein Dieb». Es folgen weitere Mails, die ihn des Plagiats bezichtigen. Sie werden immer bedrohlicher ... Jake soll sich stellen, ansonsten lasse man ihn auffliegen ... Jake entschließt sich, den Absender ausfindig zu machen und recherchiert im Leben von Evan Parker – denn irgendwo aus diesem Dunstkreis muss der Erpresser stammen. «Über acht Monate Psychoterror, Unterstellungen, Drohungen und Hashtags, um das Gift möglichst weit zu verbreiten, und nichts hatte es aufzuhalten vermocht! Anstatt mit dem Problem fertigzuwerden, hatte er es immer weitere Kreise ziehen lassen, und es hatte alle eingesogen, an denen ihm etwas lag.» Ich war kurz davor, den Kriminalroman beiseitezulegen, als dieser Plot dann anzog und endlich spannend wurde. Leider braucht es fast bis zu Mitte, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Das beginnt, als der Autor, Jake Finch Bonner, sich auf die Suche macht, das Leben von Evan Parker zu erforschen. Hier findet er Parallelen zum Plot, macht sich auf, eine Kriminalgeschichte aufzulösen. In einem zweiten Strang ist die Geschichte in der Geschichte konstruiert, Auszüge aus dem Roman «Die Krippe» von Jake Finch Bonner. Wer hinter den Mails steckt, habe ich früh geahnt, doch Jean Hanff Korelitz hat es geschafft, dass ich die Überlegung verwarf – gelungen. Im Prinzip geht es hier um zwei Dinge: Dürfen Autor:innen Ideen von anderen aufnehmen – und ist das bereits ein Plagiat? Kann es nicht sein, dass viele Autor:innen den gleichen Einfall haben? Zeitungsnotizen, Erlebtes, die Welt steckt voller Romanideen. Wann ist es Ideen-Diebstahl, und wann ist es verwerflich, eine Inspiration zu klauen? Jake quält sich mit Selbstvorwürfen. Gleichzeitig verwebt dieser Literaturkrimi die Literaturszene: Blogger, Feuilleton, Lesereisen, TV-Sendungen, Good-Reads ... wie reagieren diese mächtigen Strukturen, wenn ein Gerücht aufkeimt? Hat er? Hat er nicht? Der Verlag muss ein Statement setzen, Anwälte kommen auf den Plan. Doch wenn diese Behauptungen lediglich eine anonyme Basis haben, können sie trotzdem schaden? Ein typischer «Tu das nicht!» – Plot. Ein Protagonist weiß genau – wenn diese Grenze überschreitet, kommt ein Stein ins Rollen. Geh nicht in den Keller! – Schau nicht in die Kiste hinein! Und Jake macht genau das und immer wieder! Ein guter Kriminalroman mit einem äußerst zähen Anfang. Trotzdem Empfehlung, Literaturinteressierte werden ihren Spaß haben! Jean Hanff Korelitz hat Buchkritiken, Essays, Theaterstücke, Kinderbücher und Romane veröffentlicht. Ihr New York Times-Bestseller »Du hättest es wissen können« wurde 2020 von HBO unter dem Titel »The Undoing« mit Nicole Kidman, Hugh Grant und Donald Sutherland erfolgreich verfilmt. Korelitz lebt mit ihrem Mann, dem irischen Dichter Paul Muldoon, in New York City. ​

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