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Rezension zu
Das Kind in mir will achtsam morden

Fruchtquetschie-Alarm

Von: Dr. Tobias Kallfell
09.03.2023

Im zweiten Teil der Achtsam-Morden-Reihe knüpft Karsten Dusse nahtlos an den ersten Band an, und zwar wortwörtlich. Die erste Seite startet da, wo die letzte Seite von Band 1 endete. Man erfährt direkt, was aus Boris wurde. Das fand ich schon einmal eine großartige Idee! Und auch sonst greift Dusse bei „Das Kind in mir will achtsam morden“ auf die Zutaten zurück, die auch schon beim ersten Teil wunderbar funktioniert haben (vgl. eine frühere Rezension). Es gibt jede Menge Situationen, in die man sich hervorragend hineinversetzen kann (z.B. in einem Restaurant nicht bedient zu werden und ewig zu warten). Wieder sprüht das Buch vor bösem (schwarzem) Humor. Und dieses Mal findet nicht nur das Thema „Achtsamkeit“ Berücksichtigung, sondern auch die Theorie des „inneren Kinds“, und das durchaus kenntnisreich und mit wertvollen Botschaften. Wir begegnen allen Figuren aus Band 1 wieder und begleiten Björn dabei, wie er weiter seine Rolle als Mafia-Boss spielt. Dabei gerät er natürlich wieder in absurde und auch gefährliche Situationen, die er aber aufgrund seiner psychologischen Kenntnisse stets mit Gelassenheit angeht und bewältigt. Herrlich kurios (wie schon im ersten Teil)! Auch findet man wieder herrlich humorvolle Kontraste. Dieses Mal ist mir zu Beginn z.B. der Kontrast zwischen Gesagtem und Gedachtem aufgefallen, der jede Menge Witz erzeugt. Und natürlich lebt das Buch auch wieder von dem Kontrast, dass Björn sich einerseits als treusorgender Vater ins Zeug legt und andererseits als kaltblütiger Mafia-Boss agiert. Was auch aberwitzig daherkommt, ist der Umstand, wie Björn sich immer wieder vor sich selbst rechtfertigt, bei dem, was er so treibt. Selbstvorwürfe werden kleingeredet, sein Fehlverhalten wird von ihm selbst relativiert, immer unter Bezugnahme auf seine Kenntnisse zur frühkindlichen Sozialisation. Herrlich! Ein schlechtes Gewissen kennt er nicht. Auch die Therapiegespräche sind sehr amüsant gestaltet worden. Es ist immer wieder zum Schießen, welche Lehren Björn aus dem Gelernten zieht. Ihm geht es vor allem darum, mit seiner Schuld zurechtzukommen und eine hilfreiche Strategie zu entwickeln, mit seinem gefährlichen Doppelleben umzugehen. Wunderbar grotesk! Die Therapieziele von ihm und von seinem Therapeuten könnten nicht weiter auseinanderliegen, das bemerkt allerdings nur der Leser. Und ob man es glaubt oder nicht, man nimmt aus diesem Buch tatsächlich sogar einiges Wissenswertes zum Thema Achtsamkeit mit (z.B. die Technik der Gedankenwanderung). Die entscheidende Frage jedoch ist, ob der zweite Teil mit dem ersten mithalten kann. In meinen Augen ist das nur bedingt der Fall. Das liegt vermutlich daran, dass das Konzept aus Band 1 bereits bekannt ist und sich ein wenig abgenutzt hat. Und des Weiteren kam mir das Familienleben von Björn zu kurz, das im ersten Teil noch eine so tragende Rolle gespielt hat. Auch war der schwarze Humor nicht mehr ganz so genial und perfekt. Es gab schon einige (wenige!) Stellen, die nach meinem Gefühl dem Klamauk gefährlich nahe kamen. Das war im ersten Band noch überhaupt nicht so. Aber das ist natürlich Geschmackssache, anderen mögen das überhaupt nicht so empfunden haben. Fazit: Der zweite Teil der „Achtsam-Morden-Reihe“ ist immer noch sehr gut, aber der erste Band war ein Stück besser. Dennoch bleibt es bei knappen fünf Sternen. Die Grundidee bleibt einfach genial und Dusses Schreibstil ist einfach großartig. Daran hat sich nichts geändert. Es ist natürlich schwer, das Niveau des perfekt umgesetzten ersten Bands zu halten. Ich bin unsicher, wann ich den dritten Teil lese. Ich glaube es ist besser, eine Pause zwischen der Lektüre der einzelnen Bände einzulegen, weil sich das zugrundeliegende Konzept zu schnell abnutzt. Das Buch ist auf jeden Fall etwas für Krimi-Freunde, die aber auch mit einer großen Portion schwarzem Humor umgehen können.

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