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Rezension zu
Engelskalt

Spannender Auftakt

Von: Stage Reptiles
19.02.2023

Nordische Hoffnungslosigkeit schlägt dem Leser entgegen, sobald er das Buch aufschlägt. Dunkelheit, Nässe, Kälte, eine gewisse Ausweglosigkeit und ein Stück Tabuthema, denn Kinder sind doch eigentlich die, die verschont werden sollten. Doch schon längst ist dieses Tabu gebrochen und auch Samuel Bjørk schreckt nicht davor zurück, die Schwächsten zu seinen Opfern zu machen. Engelskalt wirft einen mitten hinein in eine an sich schon längst bekannte Geschichte einer Buchreihe. Aber Moment, das ist doch Teil 1? Es ist bereits so viel passiert, die Vorstellung der Protagonisten fällt knapp aus, es werden kurze Zusammenfassungen als Beschreibungen abgeliefert, die aber irgendwie einen seltsamen Beigeschmack hinterlassen. Was hat man übersehen oder verpasst? Der Leser hat den Eindruck, als müsse er schon ein ziemliches Vorwissen haben, hat er aber nicht, denn die Reihe um Munch und Krüger beginnt wirklich mit Engelskalt. Das ist entweder brutal spannend, weil man hofft - oder mittlerweile weiß -, dass es weitergeht und man in den Folgebänden Zeitreisen in die Vergangenheit unternimmt, um an genau diesen Punkt zu gelangen. Oder aber es ist total irritierend. Man muss diese Art von Erzählstil sehr mögen. Wer Stieg Larsson kennt, fühlt sich sofort an seine Buchreihe erinnert und nicht zuletzt dürfte das auch einer der Gründe sein, warum man Bjørk als Nachfolger des verstorbenen Autors handelt. Warum ich mir damit schwertue? Weil ich Bjørk erst vor Kurzem für mich entdeckt habe und mit Band 4 (unbewusst) begonnen haben, der eigentlich vom Geschichtsverlauf her der Anfang der Reihe ist. Wenn man also die Bände rückwärts lesen würde, wäre man irgendwann an dem Punkt, an dem man sich in Engelskalt befindet. Aber nun zum Thriller selbst. Der ist brachial und bringt viele Verdächtige, subtile Hinweise und spannende Momente. Bjørk ist ein Meister des Plottwist und schafft es, den Leser permanent zu überraschen. Natürlich fiebert man mit, sammelt selbst die Hinweise, so offensichtlich oder versteckt sie zwischen den Zeilen auch sein mögen. Unweigerlich hat man einen mutmaßlichen Täter und fühlt sich bestärkt darin, wenn Munch und sein Team auf das gleiche Ergebnis kommen. Aber irren wir uns vielleicht alle? Faszinierend ist, dass Bjørk so schreibt, dass der Leser sich als Teil des Ermittlerteams fühlt und nicht nur als Beobachter von außen. Dabei bleibt er gar nicht erzählerisch nur auf seinen Protagonisten, sondern wechselt die Perspektive und gibt dem Leser Einblicke in die Nebenschauplätze, die das Team gar nicht hat. Alles in allem ist Engelskalt ein faszinierender und fesselnder Thriller, der einen vollkommen in seinen Bann schlägt. Es ist dringend zu empfehlen, die Reihe wie vom Autor geplant zu lesen und nicht willkürlich anzufangen, alles andere ist zu verwirrend (ich hatte eine andere Meinung bei Band 4). Einziger Wackelpunkt ist, dass sehr viele einzelne Elemente verwoben werden, hier ein Schauplatz, da noch ein kleiner Dreh, dort ein Hinweis und irgendwie gibt es immer noch mehr, das unbedingt eingeflochten werden muss. Der verarbeitete Stoff und die einzelnen Elemente hätten das Zeug zu mehreren, verschiedenen Büchern. Es ist kein entspannendes Buch, das man nebenher lesen kann, man sollte sich darauf konzentrieren und sich Zeit dafür nehmen, sonst überliest man schnell das ein oder andere wichtige Detail. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Wenn man das Hörbuch wählt, hat man das Gefühl, eine Hollywoodgröße wie Adam Sandler oder Bond-Darsteller Daniel Craig lesen vor. Das kommt daher, dass Synchronsprecher und Schauspieler Dietmar Wunder dahintersteckt. Der mehrfach ausgezeichnete Hörspielsprecher hat etwas sehr Beruhigendes in der Stimme. Wunder schafft es, dass man ein Hörbuch nicht nur zum Autofahren oder für nebenbei hört, sondern es aktiv genießt, auf der Couch mit einem Glas Wein oder einer Tasse Tee in der Hand.

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