Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Fairy Tale

Fantasy nach King ...

Von: der Michi
16.02.2023

... das klingt nach einer ähnlichen Überraschung wie sein zuletzt veröffentlichter Killer-Thriller "Billy Summers". Der war zwar kein Schocker, aber doch Literatur auf hohem Niveau. Hier dauert es knapp dreihundert Seiten, bis Charlie schließlich zu seiner Queste aufbricht, doch dem Autor gelingt, woran andere verzweifeln. Mit schonungslosem Realismus etabliert er zunächst seine Figuren und wir merken erst spät, dass wir trotz des späten Abstiegs in die Parallelwelt schon längst mitten in der Haupthandlung steckten. Denn jeder Held will schließlich erst einmal geformt werden. So ist dann auch Charlies Wesen der Schlüssel zu seinem Umgang mit der Situation. Er, ein typisch Kingscher Held, ist zwischen Idealismus, Ausweglosigkeit und seinen eigenen Abgründen hin- und hergerissen. Das alles wurde in früheren King-Thrillern zwar schon heftiger beschrieben, doch dem märchenhaften Setting steht Charlies Persönlichkeit dennoch gut. "Prinz Charlie" mausert sich also vom einfachen Schüler zum Bezwinger von Riesinnen und Nachtsoldaten, der im Kampf gegen das Böse auch nützliche Erkenntnisse aus dem Football-Training und Büchern einsetzt. Die großen Horrorelemente hebt sich King größtenteils fürs Finale auf, das langjährige Fans nicht enttäuschen dürfte. Zuvor durchstreift sein junger Held eine fremdartige und doch vertraute Anderwelt, in der Magie, schreckliche Wesen, geheimnisvolle Prinzessinnen und sprechende Tiere ebenso dazu gehören wie Oberleitungsbusse und elektrisch geladene Zombies. Für die Verknüpfung beider Welten findet King schlüssige Details und sogar ein fiktives Buch, das die Bezüge zu bekannten Märchen und Legenden aus unserer Welt herstellt und eine alternative Deutung ihrer Entstehung erfindet. Wie so oft vergeht die Zeit wie im Flug, trotz des epischen Umfangs. King findet schon im relativ langen Vorspiel zur Expedition in die Unterwelt genug Mysteriöses, das das Interesse des Lesers wach hält und beschreibt wie gewohnt seine Charaktere und ihre Umgebung so bildlich und nahbar wie kein zweiter. Rückblickend funktioniert kein Teil ohne das andere, Geduld wird also belohnt. Kings Erzähluniversum fügt "Fairy Tale" in jedem Fall eine spannende Facette hinzu, die auch langjährige Fans neugierig machen kann. Kompliziertes Worldbuilding braucht es da gar nicht, die Liebe zum Erzählen und die vertraute Andersartigkeit der Parallelwelt namens Empis spricht für sich.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.