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Rezension zu
Das Wunder von Bahnsteig 5

Fremde werden Freunde

Von: Elke
04.01.2023

Was eignet sich besser als eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn man gerne Menschen betrachtet, die der Zufall an einem Ort zusammenführt? Man kann Vermutungen anstellen, über interessante Eigenschaften oder tragische Schicksale fantasieren, was natürlich besonders gut gelingt, wenn man sich immer wieder begegnet. Genau das ist die Ausgangssituation in Clare Pooleys neuem Roman „Das Wunder von Bahnsteig 5“: Die Zugfahrt von dem Londoner Vorort Surbiton nach Waterloo dauert knapp vierzig Minuten, immer an Bord Iona Iverson auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz. Die exzentrische Ratgeberkolumnistin ist immer in Begleitung ihres Schoßhündchens, und dass sie täglich den gleichen Platz besetzt, haben sämtliche Mitreisende mittlerweile zähneknirschend akzeptiert. Mit Argusaugen beobachtet sie alles, was um sie herum vor sich geht, und so ist sie auch die Erste, die den Ernst der Situation erfasst. Ein Mitreisender schnappt nach Luft, droht zu ersticken, wird aber durch das beherzte Eingreifen eines jungen Krankenpflegers gerettet. In den darauffolgenden Tagen kommt man miteinander ins Gespräch, lernt sich allmählich kennen und damit nimmt die Handlung an Fahrt auf, und aus Fremden werden Freunde, die sich umeinander kümmern. Die Autorin konzentriert sich auf sechs Personen, von denen jede ihr Päckchen zu tragen hat, was sich allerdings erst im Verlauf der Handlung herausstellt. Dabei gelingt es ihr, die üblichen romantisierenden Fallstricke und Happy Ends zu vermeiden, die man üblicherweise in diesem Genre erwartet. Stattdessen thematisiert sie Altersdiskriminierung, Jobverlust, Einsamkeit, toxische Beziehungen, Krankheit und Cybermobbing. Clare Pooley ist mit „Das Wunder von Bahnsteig 5“ ein unterhaltsamer Feelgood-Roman gelungen, den ich gerne empfehle, da er sich mit seinen ernsten Untertönen wohltuend von all dem abhebt, das man üblicherweise in diesem Genre erwartet.

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