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Rezension zu
Mary

Atmosphärisch dicht

Von: Barbara
05.12.2022

Ich habe mich über Wochen nach dem Entdecken in der Vorschau des btb Verlages auf das Erscheinen von „Mary“ gefreut. Endlich ein Roman über Mary Shelley. Den konnte ich mir nicht entgehen lassen. Umso mehr freute ich mich, als der Verlag mir ein Exemplar zum Lesen und Rezensieren zur Verfügung stellte. Ich muss ja gestehen, dass nicht nur Mary selbst mich als Figur reizte. In meiner Jugend las ich viele Gedichte Lord Byrons auf Englisch, da es sie in der Übersetzung gar nicht gab. Ich glaube, es gibt bis heute keine (umfangreichen) Übersetzungen seiner Gedichte. Und ich habe damals eine dicke Biographie über ihn gelesen („Byron“ von Benita Eisler, im Blessing Verlag erschienen (man merkt, dass ich endlich meine Bücher wieder bei mir habe und zum ersten Mal in unserer Bibliothek sitze, um Rezensionen zu schreiben)). Außerdem begann zu dieser Zeit meine Leidenschaft für den Schauerroman und ich hörte öfter eine Band namens Diodati. Und genau dort befinden wir uns zum Teil in Anne Eekhouts Roman „Mary“. In der Villa Diodati, die Lord Byron in Jahr 1816 angemietet hatte, am Genfersee. Dort verbrachte er den verregenten Sommer mit Mary, Percy Shelly, deren Sohn William und Marys sehr schwierigen Stiefschwester Claire, sowie John Polidori. Sie sitzen beisammen, nehmen viel zu viel Laudanum (einer Opiumtinktur) zu sich und erzählen sich Gespenstergeschichten. Eines Abends schlägt Lord Byron vor, dass jeder von ihnen eine eigene Gespenstergeschichte schreiben soll. Und Mary erinnert sich an einen Sommer in ihrer Jugend, in dem sie mit ihrer Freundin Isabella Mr. Booth kennenlernt. Einen sehr viel älteren Mann, der düstere Geheimnisse mit sich herum zu tragen scheint. Ich muss gestehen, dass ich zunächst sehr verwundert war, über den Stil, in dem Anne Eekhout das Buch geschrieben hat. Ich hatte etwas anderes erwartet. Vielleicht eine Art Pageturner mit viel Spannung und Tempo. Dem war aber nicht der Fall. Vielmehr ist Anne Eekhout etwas ganz unglaubliches gelungen. Sie hat es geschafft, mit ihren Worten die Atmosphäre einzufangen, die damals in Diodati und auch in Schottland geherrscht haben muss. Eine Atmosphäre, die mich recht atemlos werden ließ. Sie war so erdrückend, klebrig, voller Laudanum. Dadurch langsam und zäh. (Zumindest stelle ich mir einen solchen endlosen Drogenrausch vor.) Die verworrenen Liebeleien zwischen allen Anwesenden befremdeten mich, die Geschichte der jungen Mary wirkten wie ein frühlingshafter Kontrast zu den düsteren Szenerien auf Diodati. Anne Eekhout ist da schon etwas Großes gelungen, das mich nicht so wirklich loslässt. Ich denke, es gehört zu den wenigen Büchern, die ich irgendwann noch einmal lesen werde. Anne Eekhout lebt in Utrecht und wurde 1981 geboren. Sie studierte Jura und ging anschließend in eine Schreibschule. In ihrer Danksagung am Ende des Buches schreibt sie: „Ich habe versucht, eine wahrhaftige Geschichte zu schreiben, mit einem Leben als Ausgangspunkt. Dieses Leben ist mir lieb geworden. und das Schöne ist: die Erfindungen darum herum ebenso sehr.“ Und ich finde, es ist ihr gelungen und man spürt, wie lieb ihr dieses Buch ist. Ins Deutsche übersetzt hat es Hanni Ehlers. Sie wurde 1954 in Ostholstein geboren, studierte Niederländisch, Englisch und Spanisch. Unter anderem übersetzt sie auch Leon de Winter ins Deutsche. Auch ihr ist ganz wunderbar gelungen, die Atmosphäre in diesem Roman ins Deutsche zu übersetzen. Vielen Dank hierfür.

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