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Rezension zu
Kopfkissenbuch

Eine Reise in die Vergangenheit

Von: Kirschblüten und schwarze Tinte
07.11.2022

Kopfkissenbuch von Sei Shōnagon (Japan um 1000) Aus dem Japanischen ins Deutsche von Michael Stein (2015) || Das Kopfkissenbuch nimmt uns mit auf eine Reise und zwar 1000 Jahre in die Vergangenheit, an den Hof des japanischen Kaisers, ein Ort voller Geheimnisse und Wissen, die wir ohne Sei Shōnagon niemals erfahren könnten. Das Besondere fängt aber schon bei der Aufmachung des Buches an. Es erinnert an ein Kopfkissen, es ist quadratisch (22.7 x 3.7 x 22.7 cm), es gibt beim Drücken leicht nach, das Satinpapier und der Feinleinen-Einband hinterlassen ein weiches Gefühl. So ist das Lesen an sich schon etwas merkwürdig. Es fühlt sich nicht wie ein normales Buch an, sondern eher wie ein Sammlerobjekt. Dies ist kein Buch zum durchrasen, sondern zum genießen, da es aus vielen Fragmenten besteht. Es ist kein “Pageturner”, sondern eher mal was für zwischendurch. Wenn man Interesse an der Beschreibung der damaligen Gesellschaft hat, kann sich einfach fallenlassen, seinen Alltag verdrängen und eintauchen, in einen andere Welt. Sei Shōnagon vertraut uns ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Geheimnisse und Empfindungen an. So wirkt das Buch mehr wie ein Zeitzeugenbericht und Tagebuch, bestehend aus vielen kleinen Geschichten, Gedichten, Gedanken und Anekdoten über ihre Tage als Hofdame. Die Kapitel sind recht kurz, mal ein paar Seiten lang, mal einfach nur ein kurzer Abschnitt. So sind manche Geschichten eher lustig, andere eher sexuell und teilweise poetisch. Der Übersetzer Michael Stein zeigt uns mit der Neuübersetzung ein Bild der damaligen Zeit, also der damaligen Kultur Japans. Wortspiele der Autorin werden nicht erklärt, sondern nur darauf hingewiesen. So kann man diese sprachlich nachvollziehen. Die Übersetzung wirkt sehr modern, so entsteht ein sehr flüssiges Lesen. Die Fußnoten stehen vertikal im Buch und enthalten auch Absätze des Übersetzers, die Hintergrundinformationen bieten. Die vertikalen Fußnoten sind auf Dauer leider etwas nervig, da sie den Lesefluss unterbrechen, da das Buch ständig gedreht werden muss. Dafür gibt es aber ein ausführliches Nachwort des Übersetzers. Es gibt auch ein Nachwort der Autorin, in dem erklärt wird, was ein Kopfkissenbuch ist und dies geschieht in Form einer Anekdote. Sei Shōnagons war eine intelligente und belesene Frau, als sie ihren Dienst am Hofe begann. Als selbstbewusste moderne Frau hat sie sich ihren Traum erfüllt, am Hofe zu dienen. Das merkt man auch an ihrer Art zu schreiben. Teilweise wirkt sie sehr arrogant und herablassend, dann auf einmal sehr verträumt und naiv. Man erlebt alle Facetten ihres Charakters beim Lesen. Auf jeden Fall wirken ihre Beobachtungen nicht, als wären sie 1000 Jahre alt und mit ihren Aufzeichnungen schuf sie auch noch ein literarisches Genre , namens Zuihitsu. Das Genre besteht aus lose miteinander verbundenen persönlichen Essays und fragmentarischen Ideen, die in der Regel auf die Umgebung des Autors reagieren.

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