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Rezensionen zu
Kopfkissenbuch

Sei Shonagon

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Kopfkissenbuch von Sei Shōnagon (Japan um 1000) Aus dem Japanischen ins Deutsche von Michael Stein (2015) || Das Kopfkissenbuch nimmt uns mit auf eine Reise und zwar 1000 Jahre in die Vergangenheit, an den Hof des japanischen Kaisers, ein Ort voller Geheimnisse und Wissen, die wir ohne Sei Shōnagon niemals erfahren könnten. Das Besondere fängt aber schon bei der Aufmachung des Buches an. Es erinnert an ein Kopfkissen, es ist quadratisch (22.7 x 3.7 x 22.7 cm), es gibt beim Drücken leicht nach, das Satinpapier und der Feinleinen-Einband hinterlassen ein weiches Gefühl. So ist das Lesen an sich schon etwas merkwürdig. Es fühlt sich nicht wie ein normales Buch an, sondern eher wie ein Sammlerobjekt. Dies ist kein Buch zum durchrasen, sondern zum genießen, da es aus vielen Fragmenten besteht. Es ist kein “Pageturner”, sondern eher mal was für zwischendurch. Wenn man Interesse an der Beschreibung der damaligen Gesellschaft hat, kann sich einfach fallenlassen, seinen Alltag verdrängen und eintauchen, in einen andere Welt. Sei Shōnagon vertraut uns ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Geheimnisse und Empfindungen an. So wirkt das Buch mehr wie ein Zeitzeugenbericht und Tagebuch, bestehend aus vielen kleinen Geschichten, Gedichten, Gedanken und Anekdoten über ihre Tage als Hofdame. Die Kapitel sind recht kurz, mal ein paar Seiten lang, mal einfach nur ein kurzer Abschnitt. So sind manche Geschichten eher lustig, andere eher sexuell und teilweise poetisch. Der Übersetzer Michael Stein zeigt uns mit der Neuübersetzung ein Bild der damaligen Zeit, also der damaligen Kultur Japans. Wortspiele der Autorin werden nicht erklärt, sondern nur darauf hingewiesen. So kann man diese sprachlich nachvollziehen. Die Übersetzung wirkt sehr modern, so entsteht ein sehr flüssiges Lesen. Die Fußnoten stehen vertikal im Buch und enthalten auch Absätze des Übersetzers, die Hintergrundinformationen bieten. Die vertikalen Fußnoten sind auf Dauer leider etwas nervig, da sie den Lesefluss unterbrechen, da das Buch ständig gedreht werden muss. Dafür gibt es aber ein ausführliches Nachwort des Übersetzers. Es gibt auch ein Nachwort der Autorin, in dem erklärt wird, was ein Kopfkissenbuch ist und dies geschieht in Form einer Anekdote. Sei Shōnagons war eine intelligente und belesene Frau, als sie ihren Dienst am Hofe begann. Als selbstbewusste moderne Frau hat sie sich ihren Traum erfüllt, am Hofe zu dienen. Das merkt man auch an ihrer Art zu schreiben. Teilweise wirkt sie sehr arrogant und herablassend, dann auf einmal sehr verträumt und naiv. Man erlebt alle Facetten ihres Charakters beim Lesen. Auf jeden Fall wirken ihre Beobachtungen nicht, als wären sie 1000 Jahre alt und mit ihren Aufzeichnungen schuf sie auch noch ein literarisches Genre , namens Zuihitsu. Das Genre besteht aus lose miteinander verbundenen persönlichen Essays und fragmentarischen Ideen, die in der Regel auf die Umgebung des Autors reagieren.

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Das Kopfkissenbuch

Von: Feyza

14.12.2016

SEI SHANAGON – DAS KOPFKISSENBUCH "In diesem Buch habe ich all das, was ich gesehen oder empfunden habe, niedergeschrieben, und zwar in den Mußestunden zu Hause, denn andernfalls hätte ich damit rechnen müssen, dass es womöglich Fremde zu Gesicht bekämen. Es mag hier und da vorkommen, dass ich mir Aus-drucksweisen geleistet habe, die bedauerlicherweise irgendjemanden vor den Kopf stoßen könn-ten." Sei Shōnagon erklärt dies in ihrem "Kopfkissenbuch", mit dem sie Literaturgeschichte schrieb und sich für die Ewigkeit einen Platz in den Herzen ihrer japanischen Landsleute sicherte. In Japan ist dieses Buch Pflichtlektüre in den Schulen , denn es schildert auf poetische Weise das höfische Leben in der Vergangenheit dieses großartigen Landes.Doch eine wichtige Frage stellte ich mir schon vor Beginn des Lesens, wie kam es denn dazu, dass eine Frau im Jahr 1000, die die Hofda-me der Kaiserin Sadako war, dieses Meisterwerk verfassen konnte? Sei Shōnagon war eine sehr kluge junge Dame, die aus einer literarisch und wissenschaftlich hochbegabten Familie stammte und als 26-Jährige in den Dienst des japanischen Hofes trat, dies ist ihr lieber, als bloß als Ehefrau zu Hause herumzusitzen, schreibt sie. Zehn Jahre lang stand sie im Dienst der Kaiserin, in dieser Zeit schreibt sie Anekdoten aus dem Alltag auf, dokumentiert ihre persönlichen Vorlieben und Abneigungen sowie Ansichten über ihre Mitmenschen in ihrem Tagebuch. Ihren Einträgen gibt sie Titel wie "Peinliches", "Was mich neidisch macht", "Womit man sich Zeit lässt" oder "Was mein Herz anrührt". Dabei ist das Kopfkissenbuch kein zusam-menhängendes Tagebuch, sondern die Aufzeichnungen sind lose und ohne chronologischen Auf-bau aneinandergereiht. Shōnagon schreibt auch über Jahreszeiten und deren Stimmung, Gipfel und Schluchten, Paläste und Wolken, zu jedem Thema fällt ihr etwas Geistreiches und Interessantes ein. Sogar der äußerst merkwürdige Buchtitel stammt von ihr, denn als man sich am kaiserlichen Hofe fragt, was man mit einem Stapel Papier anfangen solle, das der Kaiser geschenkt bekommen hatte, gibt sie zur Antwort: "Zu einem Kopfkissen taugt es doch allemal…!" Daraufhin schenkt die Kaiserin der schlagfertigen Shōnagon den Papierstapel und sie weiß auch gleich was sie damit machen wird: "Ich wollte nun diese Menge Schreibpapier unbedingt vollschreiben, was mit der Aufzeichnung seltsamer Vorkommnisse und mancherlei Kleinigkeiten eigentlich gar nicht zu bewältigen ist, und deshalb habe ich eine Unzahl abwegigster Gedanken zu Papier gebracht." Das "Kopfkissenbuch" ist viel mehr als eine Notizensammlung, es ist meiner Meinung nach ein Kunstwerk mit ganz viel voller Humor und Lebendigkeit. Das liegt vor allem an dem launigen Stil der Autorin, die vor keinem Thema zurückschreckt, dennoch muss ich ehrlich sagen, dass wir de-finitiv keine Freundinnen gewesen wären, weil ich sie unsympathisch fand. Auch wenn sie nicht eitel war und auf ihre eigenen Schwächen und Missgeschicke aufmerksam machte, zwar war das sehr authentisch. Und ich bewundere diese Ehrlichkeit wirklich sehr, aber das macht sie in meinen Augen nicht gleich liebenswert. Mit einer gewissen Berechtigung war die Dame bei ihren Mitmenschen aber auch nicht sonderlich beliebt. Abgesehen davon, dass sie verwöhnt war (zu den Unanehmlichkeiten ihres Lebens gehör-ten inkorrekte Höflichkeitsfloskeln in Briefen und quietschende Wagenräder. Gänzlich verdorben ist ein Tag, der eine Verhandlung mit einem so unwürdigen Menschen wie einem Handwerker erfordert – also das sind so Dinge, die für mich keinen so prickelnden Charakter ausmachen) Ich glaube, da bin ich schon sympathischeren Menschen begegnet. Was aber auch gesagt werden muss ist, dass sie oft noch nachgeahmt wird, jedoch ohne Erfolg, sie schafft mit ihren Aufzeichnungen die neue literarische Gattung „Zuihitsu“. Ich persönlich fand es aber auf jeden Fall beeindruckend, dass sie noch zu Lebzeiten zum literari-schen Star wurde, und nun über 1000 Jahre später liegt ihr Meisterwerk in einer deutschen Neu-übersetzung und in seiner ungekürzten Pracht vor, wenn sie das erlebt hätte... Die äußerst liebevoll gestaltete Spezial-Ausgabe des Manesse Verlags, mit der seidigen Polste-rung verleitet dazu, das Buch tatsächlich als Kopfkissen zu benutzen, sein Inhalt verhindert das Ein-schlafen jedoch, kaum glauben, dass ihre Beobachtungen über 1000 Jahre alt sind. "Was mein Herz anrührt“ Spatzen, die ihre Jungen aufziehen. Wenn ich an spielenden Kindern vorbeigehe Wenn ich Räucherwekt anzünde, das angenehm duftet, und mich dann allein zur Ruhe lege. [...]" (37) Liebe Grüße Feyza (_FOEZ_)

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Kopfkissenbuch

Von: Nicca

22.08.2016

Dieses Buch ist wirklich wunderschön. Es ist so weich, dass man es tatsächlich als Kopfkissen nutzen könnte - aber dafür ist es natürlich viel zu schade. Das Buch fühlt sich unglaublich gut an, ich könnte stundenlang darin blättern und es einfach in den Händen halten. "Kopfkissenbuch" und ich - das war Liebe auf den ersten Blick. Es handelt sich hierbei um ein Tagebuch und es wirkt schon äußerlich wie eins, da es so schön gestaltet worden ist. Dem Leser wird hier kein langweiliges, steifes Buch geboten sondern ein lebendiges, spannendes Tagebuch. Ich finde es sehr gut, dass das Buch sowohl inhaltlich als auch vom Design her diese Lebendigkeit ausstrahlt und den Leser hypnotisiert. Man lernt auch viel über die japanische Kultur. Wie bei Manesse üblich, gibt es zu bestimmten Dingen genauere Erklärungen. Das finde ich immer toll - man braucht kein Internet, um das Buch zu verstehen, weil unbekannte, neue Dinge gleich mit erklärt werden. Somit gibt es keine Verständigungsprobleme. Zusätzlich zu den Erläuterungen, die man auf fast jeder Seite findet, gibt es auch noch ein Glossar. Besser kann man die Leser wirklich nicht informieren. Der Schreibstil ist eher anspruchsvoll, man sollte schon fit sein beim Lesen und sich für dieses Buch Zeit nehmen - zumindest, wenn man wirklich alles verstehen möchte und auch etwas von dem übermittelten Wissen behalten möchte. Dieses Buch eignet sich auch hervorragend als Geschenk. Fazit Ein wunderschönes, lehrreiches und spannendes Buch, in das ich mich auf den ersten Blick verliebt habe.

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Kolumne 24/2016: #Kopfkissenbuch Einige von euch haben schon mitbekommen, dass ich noch nicht alle meine Geburtstagsgeschenke ausgepackt habe. Auch wenn der 16. Mai schon ein paar Tage her ist – drei Geschenke sind immer noch zu. Ich nenne es einfach mal Selbstschutz und Disziplin und ich bin schon voller Vorfreude, denn bald öffne ich wieder eins. Danke an die Schenker für die Geduld! Außerdem kam in den letzten Tagen erst wieder eins an – also dieses Jahr ist das mit dem Geburtstag und den Geschenken so eine Sache. *lach* Dadurch, dass ich wieder so wahnsinnig schöne, kreativ buchige Dinge bekommen habe, habe ich mir überlegt, euch diese nach und nach zu zeigen. Los gehts mit dem ersten Geschenk, welches mich pünktlich offline und online erreichte. Ein Doppelgeschenk – ja, sowas gibt es. Lest ihr im Liegen? Geht es eurem Kopf gut? Wenn nicht oder wenn doch – bettet euren Kopf auf dem Kopfkissenbuch. Es ist seidig weich und ein echter goldglänzender Schatz. Guckt ihr mal? Ist das nicht edel? Das Buch darf ich nun schon seit März meinen Buchschatz nennen. Zum Geburtstag gab es eine Schatzergänzung. Ihr fragt euch wohl schon, was es mit der Reisedokumentenmappe auf sich hat. Diese habe ich zum Geburtstag bekommen und diese ist reichlich gefüllt. Wenn ihr euch das nächste Foto anseht, könnt ihr vielleicht sogar ersehen, von wem. Na, habt ihrs? Weiterelesen -> http://literatwo.de/kopfkissenbuch/

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Japan um 1000 Kopfkissenbuch Autorin: Sei Shōnagon Originaltitel: Makura-no-Soshi Veröffentlichung: 12. Oktober 2015 bei Manesse Neue und ungekürzte Übersetzung: Michael Stein Genre: Uta Nikki, Klassische Literatur "Zur kühleren Abendstunde in der allerheißesten Jahreszeit, wenn es so dunkel ist, dass man kaum noch etwas sieht, wirkt der Anblick eines Herrenwagens - es muss durchaus kein hochherrschaftlicher Wagen mit Vorreitern sein -, in dem ein oder zwei Männer mit hochgerollten hinteren Jalousien einherfahren, erfrischend auch mich. Und wenn dazu noch das Spiel auf einer Biwa oder der Klang einer Querflöte ertönt, bedauere ich es zutiefst, wenn der Wagen vorbei- und weiterfährt. Es ist eine meiner Marotten, dass ich bei solchen Gelegenheiten den Geruch des Zuggeschirrs des Ochsen reizvoll finde, ein strenger Geruch eigentlich, den man eher ungern in Kauf nimmt. Wenn es ganz dunkel ist und mondlose Finsternis herrscht, gefällt es mir, wenn der Geruch vom Rauch der brennenden Fackeln in den Händen der Vorreiter ins Wageninnere hereinweht." (Sei Shonagon - Kopfkissenbuch, Manesse Verlag, Übersetzung: Michael Stein) Vor über 1000 Jahren, wo sich manche Völker noch mit Steinen und Keulen bekriegten, feierte Japan nicht nur einen der ersten Romane überhaupt, sondern auch seinen ersten literarischen Star. Denn noch zu ihren Lebzeiten erfuhr die Hofdame Sei Shonagon, wie populär ihre Niederschriften wurden. Und obwohl es für uns vermutlich unvorstellbar ist, aber sogar an ein ausführliches Nachwort hat die Autorin gedacht. Historiker waren der redefreudigen Hofdame für so reichhaltige Informationen natürlich sehr dankbar. Und dennoch hat Sei Shonagon ein großes Mysterium hinterlassen. Anders als beim Genji Monogatari, welches in seiner Vollständigkeit nicht komplett sicher der Hofdame Murasaki Shikibu zugeordnet werden kann (das Thema ist bis heute unter Historikern und Japanologen sehr kontrovers diskutiert), so kann man sich bei der ehrenwerten Hofdame Sei Shonagon schon ziemlich sicher sein, dass das komplette Werk, ihr Kopfkissenbuch, auch aus ihrer Feder entsprungen ist. Obwohl das Leben der Sei Shonagon und ihrem Hauptwerk so gut datiert ist, fehlen leider, man kann schon sagen, beinahe vollständig Informationen darüber, wo sie ihren Lebensabend verbrachte und wie und wann sie gestorben ist. Es scheint, als hätte sie sich wie ihre Schriftsteller-Kollegin Murasaki Shikibu in Luft aufgelöst. Was die ehemalige Hofdame aber hinterlassen hat, ist ein mehr als beeindruckendes Vermächtnis der Weltliteratur. Wer beim Kopfkissenbuch eine epische, dramatische Geschichte wie beim Prinzen Genji erwartet, der wird sich wundern. Das Kopfkissenbuch der Sei Shonagon ließt sich nämlich wie ein Tagebuch, welches gefüllt ist mit den alltäglichen Geschehnissen am kaiserlichen Hofe von Kyoto. Genau so wenig darf man aber auch einen steifen, langatmigen Wälzer erwarten. Es ist sogar das komplette Gegenteil der Fall. Die Hofdame Sei Shonagon versteht es nämlich bestens, den Leser zu unterhalten. Mit vielen kleinen Anekdoten aus dem Alltag am Hofe schildert sie eine sehr persönliche Sichtweise über eine Zeit, in die wir uns nur noch schwer hineinversetzen können. Überraschend dabei ist, wie frei, offen und amüsant die Autorin die Geschehnisse schildert. Ob nachdenklich, humorvoll oder auch mal sehr frech, Sei Shonagon hat all ihre Facetten in diesen kleinen Geschichten und Gedichten verewigt. Eine der wenigen Kontroversen, die über die Jahre im Bezug mit dem Kopfkissenbuch entstanden sind, ist die Frage nach einer chronologischen Reihenfolge der Einträge. Darauf gibt die Autorin nur wenige konkrete Hinweise. In den ersten Einträgen des Kopfkissenbuches wird jedoch klar, dass Autorin den Menschen, die am Hofe dienen, noch neidisch hinterherblickt. Überliefert ist, das die Hofdame Sei Shonagon erst relativ spät in ihrem Leben zu einer echten Hofdame am kaiserlichen Hof wurde. Mit ungefähr 30 Jahren diente sie der schönen wie sanften jungen Kaiserin Sadako, zu der sie schnell ein freundschaftliches Verhältnis aufbaute. Sei Shonagon brauchte nicht lange, um sich am Hofe einzuleben. Dem Leser wird außerdem relativ schnell klar, die Autorin tratscht auch mal gerne und ist des öfteren in Lästerlaune. Dies gewährt dem Leser einen unglaublich heiteren, aber auch intimen Einblick in eine Welt, die wir uns vermutlich als sehr traditionell, streng und antiquiert vorstellen. Dabei sind die Themen, über die die Autorin schreibt, auch heute noch teilweise erfrischend aktuell. All die kleinen Geschichten sind mit einer Leichtigkeit geschrieben, dass man sich kaum vorstellen kann, man habe es mit einem über 1000 Jahre alten Text zu tun. "120 Was würdelos aussieht Ein großes Schiff, das bei Ebbe auf einer Sandbank festsitzt. Ein großer Baum, der vom Sturm entwurzelt wurde und nun mit dem Wurzelwerk nach oben umgestürzt daliegt. Ein Mann von niederem Stand, der seine Gefolgsleute anschreit. Eine Ehefrau, die wegen irgendeiner Belanglosigkeit beleidigt das Haus verlässt, weil sie meint, dass ihr Mann sie verzweifelt suchen werde. Der aber denkt gar nicht daran, sondern nimmt es zu ihrem größten Ärger gelassen, sodass sie schließlich, weil sie nicht immerzu auswärts übernachten kann, von selbst wieder zurückkommt." (Sei Shonagon - Kopfkissenbuch, Manesse Verlag, Übersetzung: Michael Stein) Zur vorliegenden Ausgabe Bereits am 09. Oktober habe ich einen Beitrag verfasst, der sich ausführlich mit der optischen Ansicht der neuen Ausgabe des Kopfkissenbuches befasst: Vorschau - Kopfkissenbuch In diesem Abschnitt möchte ich mich jedoch diesmal auf den Inhalt konzentrieren. Ich muss aber dennoch einmal anmerken, dass ich nur selten eine für den privaten Gebrauch, bibliophile Ausgabe in den Händen gehalten habe, welche sich so hochwertig anfühlt, wie diese Neuausgabe. Die große Kritik in den vorherigen Ausgaben des Kopfkissenbuches lag darin, inhaltlich gekürzt zu sein. Selbst die bislang umfangreichste deutsche Übersetzung von Mamoru Watanabe war nicht nur gekürzt, sondern leider auch durch viele andere westliche Handschriften/Übersetzungen des Kopfkissenbuches vom Ton und Verständnis her alles andere als originalgetreu. Man könnte sagen, alle erhältlichen Ausgaben wurden verwestlicht. In der neuen Hardcover-Ausgabe vom Manesse Verlag liefert Michael Stein eine von den japanischen Herausgebern autorisierte, ungekürzte Neuübersetzung ab. In einem ausführlichem Nachwort des Übersetzers, erwähnt Michael Stein wie wichtig es nicht nur war, eine ungekürzte deutschsprachige Ausgabe zu präsentieren, sondern auch eine sprachlich moderne und verständliche Übersetzung abzuliefern, die aber dennoch den Stil von Sei Shonagon beibehält. Die neue Übersetzung ließt sich nicht nur flüssig, es wurden auch zahlreiche interessante Fußnoten zu etlichen Begriffen und Situationen hinzugefügt. Wer sich also durch das Kopfkissenbuch gelesen hat, der sollte auf keinen Fall dort schon das Buch zuklappen, denn was folgt, sind extrem interessante Anhänge, die für mich das Gesamterlebnis einfach abrundeten. Neben dem ausführlichem Kommentar von Übersetzer Michael Stein gibt es zahlreiche Infos zum Leben der Sei Shonagon, einen Glossar und ein Personenregister. Ganz besonders interessiert war ich an dem Abschnitt, in dem die verschiedenen Ausgaben und Handschriften besprochen wurden. Nicht nur äußerlich macht die Neuausgabe was her, auch inhaltlich hat sich diese Ausgabe meine Hochachtung verdient. Resümee Man kann mit großer Gewissheit sagen, die beiden Hofdamen Sei Shonagon und Murasaki Shikibu lebten zur gleichen Zeit. Im Tagebuch der Murasaki Shikibu äußert sich die Autorin relativ abschätzig über Sei Shonagon. Genau genommen wirft sie ihr Hochnäsigkeit und Arroganz vor. Zum einen sind die Worte von Murasaki Shikibu nicht ungewöhnlich, da die beiden Damen anscheinend aus rivalisierenden Häusern stammten. Aber auch an sich kann ich mich Murasaki Shikibus Ansicht nicht anschließen. Es stimmt, Sei Shonagon besaß in ihrem Schreibstil das gewisse Etwas, was sich zuerst ein wenig arrogant liest. Je weiter ich aber im Kopfkissenbuch voran kam, desto mehr lernte ich die freche, manchmal sogar herablassende art zu schätzen. Sei Shonagon war nicht nur eine selbstbewusste Frau, sie war außerdem unglaublich modern, teilte sowohl gleichermaßen an Männern und Frauen aus. Ihren großen Traum, am Hofe zu dienen, hat sie sich erarbeitet und erfüllt. Für die Autorin, so ist es unschwer in den Texten zu erkennen, war dies die schönste Zeit ihres Lebens. Und trotz all der Selbstbewusstheit kam auch häufig ein anderer Charakter der Autorin zum Vorschein: Sie war verträumt, ein wenig naiv was viele ihrer Ansichten anging, und gleichzeitig auch eine einfühlsame Person. Es dürfte wohl kaum charmantere Erzählungen vom Leben am Kaisershof in Kyoto geben, als das Kopfkissenbuch. Makura no soshi. Der Originaltitel des Kopfkissenbuches. Ein Buch, was selbst die Kleinsten in Japan bereits kennen. In Deutschland dürfte diese Bekanntheit wesentlich zurückhaltender sein. Das dieser Klassiker der Weltliteratur aber nun endlich in seiner ungekürzten Schönheit vorliegt, kann man dem Manesse Verlag wieder einmal hoch anrechnen. Diese Übersetzung war überfällig und wurde von Liebhabern japanischer Literatur seit vielen Jahren gefordert. Diesem Wunsch ist man nachgekommen und hat nicht nur optischen einen Hingucker gelandet, sondern auch inhaltlich eine deutsche Ausgabe abgeliefert, die Sei Shonagons Kopfkissenbuch den gebührenden Respekt zollt. Und wer wissen möchte, was nun eigentlich ein Kopfkissenbuch eigentlich ist, auch dazu hat die Autorin in ihrem Nachwort noch eine amüsante Anekdote auf Lager.

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