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Rezension zu
Damals dieser Kuss

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bekannter Plot neu umgesetzt

Von: Katharina Piske
22.07.2015

Cover Wenn ich mir das Bild anschaue, dann muss ich sofort an Sommer denken, an unbeschwerte Tage und Freiheit. Das steht etwas im Widerspruch zum Inhalt, da man Annas und Finns Beziehung kaum als so rosig bezeichnen könnte, wie das Pärchen vermuten lässt. Die Situation zwischen den beiden ist eher vertrackt. Allerdings stimmt das Händchenhalten mich optimistisch und lässt mich sofort auf ein Happy End hoffen, weshalb ich gerne darüber hinwegsehe, dass die Ausgangssituation der Geschichte nicht mit dem Cover korrespondiert. Meine Meinung Ich seh solche Bücher, in denen ein ehemaliger Außenseiter sich zu einem ansehnlichen Individuum entwickelt, ja auch gerne als (persönlichen) Rachefeldzug der Schulzeitunderdogs an. Es zeigt eindeutig, dass die Schulzeit zwar ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens ist, aber keinesfalls definiert, wer wir für den Rest unseres Lebens sein werden. Ich denke, das hat das Buch ziemlich gut verdeutlicht. Von der Thematik her klingt Damals dieser Kuss nach einem typischen Jugendroman mit Liebe, Leid und Herzschmerz und das ist auch absolut zutreffend. Allerdings beinhaltet er auch viele Elemente, die so ganz anders sind bzw. verfährt Claire LaZebnik nicht konsequent nach Schema F. Nichts läuft so ab, wie man es von anderen Büchern aus dieser Sparte gewohnt ist. Zum einen ist es hier mal der Junge, der sich zum Positiven entwickelt hat (das ist ja eher selten), zum anderen beginnt die Handlung tatsächlich mit der "Vorgeschichte", d.h. sie setzt in der neunten Klasse ein und macht dann nach dem Streit einen Sprung in die zwölfte Klasse. Man muss also als Leser nicht bröckchenweise rekonstruieren, was damals zu dem Streit der beiden geführt hat bzw. wie intensiv ihre Beziehung gewesen ist. Dadurch hat man gleich mitbekommen, dass Anna Finn schon mochte, als er weniger gut aussah. Das finde ich super. weil es zeigt, dass sie nicht auf Oberflächlichkeiten fixiert ist. Ich hasse es aber, dass sie sich von der Meinung anderer so stark beeinflussen lassen hat. Man muss ihr an der Stelle jedoch zu Gute halten, dass sie selbst sich für dieses Verhalten verurteilt und es unmittelbar danach schon bereut. Deshalb mochte ich sie auch so: sie ist ehrlich zu sich selbst, kritisch im Hinblick auf ihr Verhalten, versucht, vernünftig die Sicht anderer nachzuvollziehen und ist ziemlich still und bescheiden, wenn es um ihre Kunst geht (wobei sie in der Beziehung ein Anrecht auf mehr Selbstbewusstsein hätte). Sie wirkt sehr reif in ihrer Art und ist damit so ein wunderbarer Gegenentwurf zu Lily (auf die ich noch zu sprechen komme) und irgendwie auch zu ihrem Vater, mit dem ich einfach nicht warm werden konnte. Gerade weil ich sie so mochte, habe ich umso mehr mit ihr mitgelitten, als Finn sich ihr gegenüber wie ein Eisblock verhalten hat und sie mit ansehen musste, wie Lily und er sich schöne Augen gemacht haben. Was nun Finn anbelangt, war ich erstmal sehr glücklich, dass er zwar deutlich hübscher geworden ist, aber er trotzdem noch der selbe Mensch wie vorher gewesen ist. Er ist nicht über Nacht zum obercoolen heißumschwärmten Typen geworden, der nur auf Partys abhängt und sportlich der totale Oberflieger ist. Zu meiner großen Freude hat Claire LaZebnik von diesem Cliché Abstand genommen, sodass Finn immer noch einen Faible für merkwürdige Bilder und Fakten hat und den Nerd heraushängen lässt, seine Brille trägt und sich nicht aufstylt, immer noch gegen Drogen ist und auch immer noch ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein zu schätzen weiß. Allerdings war ich zwischenzeitlich äußerst schlecht auf ihn zu sprechen, weil es mir so vorkam, als würde er bewusst auf Annas Gefühlen herumtrampeln. Außerdem war er ein absoluter Sturkopf, weil er sich vehement geweigert hat, Anna eine Chance zu geben, sich zu entschuldigen bzw. ihre Entschuldigungen zu akzeptieren. Vielleicht empfinde ich das auch nur so, weil man das Geschehen aus Annas Sicht präsentiert bekommt. Würde man in Finns Kopf stecken, dann würde man an der Stelle wohl eher mit ihm sympathisieren. Trotzdem habe ich nicht ganz verstanden, warum er nur auf Anna sauer ist und nicht wenigstens ein kleines bisschen auf die anderen, die ihn schließlich ausgelacht haben. Lily war so eine Person, gegen die ich im Laufe eine richtiggehende Abneigung entwickelt habe. Sie mag ja ein mutiger, unterhaltsamer, netter Freigeist sein, aber sie ist auch verwöhnt, hält sich scheinbar für das Zentrum der Welt und macht wirklich nur Dinge, die ihr Spaß machen - nach den anderen fragt sie da gar nicht. Solche Menschen finde ich immer sehr anstrengend und deswegen habe ich auch absolut nicht nachvollziehen können, warum sich Finn überhaupt zu ihr hingezogen gefühlt hat. Ja, klar, die kann ganz bezaubernd sein und dass sie hübsch ist, spielt wahrscheinlich auch eine nicht unwesentliche Rolle, aber sie verhält sich so dermaßen kindisch, dass man einfach nur genervt sein kann. Zum Glück hat er das auch irgendwann mitbekommen, sonst hätte ich ernsthaft an seinem Charakter gezweifelt. Alle anderen in der Gruppe (Lucy, Oscar, Hilary und Eric) waren zwar weniger präsent in der Handlung, aber deswegen nicht weniger liebenswürdig (auf jeden Fall liebenswürdiger als Lily). Ich habe die Entwicklungen in ihrem Leben gerne mitverfolgt, muss aber sagen, dass sie schon sehr stark reduziert geschildert wurden. Das ist eines der Probleme des Buches, wie ich finde: da es so stark auf die Geschichte um Anna und Finn fokussiert ist, scheinen alle weiteren Handlungsstränge nebensächlich und verlaufen irgendwann im Sande (z.B. die Sache zwischen Wade und Anna). Dadurch wirken sie überflüssig, obwohl sie eigentlich die Handlung wesentlich beeinflussen und darum auch mehr ausgebaut bzw. ein fulminanteres "Ende" verdient hätten. Der Schluss lässt im Prinzip keine Wünsche offen, da sich alles scheinbar problemlos so gefügt hat, wie es sein sollte. Für meinen Geschmack ist er dadurch schon wieder zu perfekt geraten und hat der Geschichte die Authentizität genommen. Fazit Damals dieser Kuss präsentiert zwar Altbekanntes, hebt sich aber dennoch von Jugendromanen mit einer ähnlichen Thematik ab, weil es das übliche Schema anders verarbeitet. Streckenweise haben mich einzelne Charaktere sehr stark aufgeregt, was im Grunde für das Buch spricht, weil es nicht spurlos an mir vorübergegangen ist. Über die Glaubwürdigkeit mancher charakteristischer Wendungen lässt sich streiten, mir persönlich kamen sie ein wenig zu gewollt vor.

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