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Rezension zu
Das tiefschwarze Herz

...sehr seitenstarker, doch brillant inszenierter Krimi!

Von: Andreas Kück - LESELUST
26.10.2022

Edie Ledwell, die eine Hälfte des kreativen Teams um die erfolgreiche YouTube-Animationsserie „Das tiefschwarze Herz“, steht verzweifelt nach Hilfe suchend vor Robin Ellacott: Ein dubioser Fan mit dem Pseudonym „Anomie“ tyrannisiert sie im Netz aufs übelste. Aufgrund mangelnder Erfahrung im Bereich der Internetkriminalität lehnt Robin den Auftrag ab und verweist auf Detekteien, die sich auf dieses Thema spezialisiert haben. Wenige Tage später wird die Leiche von Edie auf dem Highgate Cemetery, dem Schauplatz der Serie, aufgefunden – nur wenige Meter entfernt von ihrem lebensbedrohlich verletzten Kompagnon Josh Blay. Robin und ihr Partner Cormoran Strike setzen nun alles daran, um die wahre Identität dieses mysteriösen wie gefährlichen Gegeners „Anomie“ zu entlarven. Doch mit ihrer Suche im Netz und den Ermittlungen im realen Leben nähern sie sich nicht nur Edie Ledwells Mörder Schritt für Schritt, sondern scheuchen auch eine rechtsradikale Vereinigung auf, der jedes Mittel recht ist, um weiterhin im Verborgenen operieren zu können…! 1343 Seiten, parallel abgedruckte Chat-Verläufe, Auszüge aus Twitter-Accounts, lange Dialog-Passagen über mehrere Seiten, ein üppiges Handlungspersonal mit Klarnamen und Internet-Pseudonymen: Robert Galbraith aka Joanne K. Rowling erzählt die Geschichte wieder mit langem Atem und erwartet diesen ebenso von der Leserschaft. Und wenn auch das parallele Lesen der Chats, das Zuordnen der Twitter-Nachrichten und das Verknüpfen der vielfachen Handlungsstränge mir meine volle Konzentration abverlangte, so saß ich wieder Stunde um Stunde – das schwere Buch mit beiden Händen auf meinem Bauch abstützend – in meinem Lesesessel und folgte gebannt der Handlung. Ich staunte über die detaillierten Verknüpfungen und war voller Hochachtung über den raffinierten Aufbau der Geschichte. Mrs. Rowling liefert wieder einen perfekt inszenierten Krimi ab, lässt ihr Protagonisten-Paar gemeinsam mit der Leserschaft in die (Un-)Tiefen des Internetzes eintauchen und scheut auch nicht davor zurück, heikle Themen wie Pädophilie, Manipulation und Rechtspopulismus anzusprechen. Je mehr ich in die Handlung eintauchte, umso deutlicher offenbarten sich mir die Personen hinter den Pseudonymen. War ich anfangs durchaus in Versuchung, den einen oder anderen Chat-Verlauf nur oberflächlich zu lesen bzw. gänzlich zu überspringen, merkte ich sehr schnell, dass sich hinter scheinbar belanglosen Nebensätzen Informationen verbargen, die für das Verständnis der weiteren Geschichte wichtig waren, bzw. es mir erst ermöglichte, Verknüpfungen herzustellen. Seite für Seite schien die Handlung immer mehr an Tempo zuzunehmen, was schlussendlich in einem dramatischen Showdown endete. Doch auch die Beziehungsebene zwischen Robin und Cormoran wird wieder ausführlich beleuchtet und erhält nachhaltige Impulse. So sind Heldin und Held zunehmend gezwungen, sich selbst ihre Gefühle zum Gegenüber einzugestehen, ohne dass dies zu einer Liebesschmonzette verkommt. Über nunmehr sechs Romanen hinweg hat die Autorin zwei ambivalente Charaktere erschaffen, wo jede*r über eine komplizierte Biografie verfügt. Mit dem Wissen um die erlittenen Erfahrungen aus der Vergangenheit agieren beide Personen nachvollziehbar und verständlich, gleichzeitig sorgt es für eine vibrierende Dramatik zwischen den mir so liebgewonnenen Hauptfiguren. Auch diesmal gönnt die Autorin ihrem Handlungspersonal eine Weiterentwicklung: Robin ist dem Status der Assistentin längst entwachsen, begegnet Cormoran auf Augenhöhe und ist so zur gleichwertigen Partnerin gereift. Beim siebten Kriminalroman von Robert Galbraith erwarte ich somit eine längst überfällige Änderung im Titel: Ein Fall für Cormoran Strike sollte abgelöst werden von Ein Fall für Strike und Ellacott – Robin hätte es mehr als verdient!

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