Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Der Aufstand der Ungenießbaren

Grosse Autoren-Empfehlung

Von: Marija
18.10.2022

«Jeder von uns hat in diesem Krieg jemanden oder etwas verloren, und aus Körperteilen, die deine Leute meinen Leuten und meine Leute deinen Leuten abgeschnitten haben, könnte man so viele Menschen zusammenschrauben, um damit eine ganze Kleinstadt zu bevölkern.» In diesem gesellschaftskritischen Roman geht es nicht um Krieg per se, auch wenn er an uns Ex-Jugoslawen klebt, wie ein langzerkauter Kaugummi ohne Geschmack. Es findet sich vermutlich auch keine Literatur aus unserer Heimat, die nicht vom Krieg betroffen ist. Jedenfalls nicht seit den 90ern. Doch Edo Popović möchte nicht, dass man seine Literatur durch die Kriegsbrille betrachtet und in einem Interview sagte er, dass nicht der Krieg das Leben der Kroaten zerstört habe, sondern der bis heute grassierende Turbo-Kapitalismus. Der Privatisierungsprozess habe den Menschen alles weggenommen und Unternehmen hätten das Geld aus dem Land gepumpt. Und darum geht es in diesem dystopisch anmutenden Roman, den Popović 2011 geschrieben hat. Zagreb, wie viele andere kroatische Städte, soll von einer Mauer der Privatisierung umgeben sein, Kroatien mehr eine Holding als ein Staat. Banker, Manager und Broker, die sich für Götter halten, privatisierten das Wasser und denken nun, sie könnten auch den Wind beherrschen. Den kroatischen Originaltitel «Lomljene vjetra», was «Brechen des Windes» bedeutet, finde ich daher überaus passend. Die Machthaber plündern das Land und «Gärtner», der neuste in der Truppe der Ungeniessbaren, knöpft sich die Vorstandsmitglieder dieses Megakonzerns einen nach dem anderen vor. Er hält einen CEO ausserhalb der Mauern gefangen, wo ihm sein vieles Geld nichts nützt. Er verfüttert ihm eine Münzsuppe, Sand oder auch mal die Financial Times. Doch, wo ein CEO war, kommt ein neuer an seine Stelle und auch «Gärtner» fragt sich irgendwann, wie er dieses System überhaut besiegen soll. In einem weiteren Handlungsstrang treffen ein kroatischer und ein serbischer Kriegsveteran bei Tulove Grede, Schauplatz der Winnetou Filme und wo sie sich einst gegenseitig bekämpften und nun Aussprache halten, aufeinander. Allgemeine Popović-Empfehlung meinerseits!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.