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Rezension zu
Die Gestirne

+ Eleanor Catton: „Die Gestirne“ (Hörbuch) +

Von: Irve liest
15.10.2022

Ausnahmsweise beginne ich bei einer Buchvorstellung mit dem Infotext des Verlags, denn meines Erachtens fasst es den Inhalt sowie die Wirkung der Geschichte auf mich sehr treffend zusammen: „Neuseeland, zur Zeit des Goldrausches 1866: Als der Schotte Walter Moody nach schwerer Überfahrt nachts in der Hafenstadt Hokitika anlandet, trifft er im Rauchzimmer des örtlichen Hotels auf eine Versammlung von zwölf Männern, die einer Serie ungelöster Verbrechen nachgehen: Ein reicher Mann ist verschwunden, eine opiumsüchtige Hure hat versucht, sich das Leben zu nehmen, und eine ungeheuerliche Summe Geld wurde im Haus eines stadtbekannten Säufers gefunden. Mit der Stimme von Sascha Rotermund wird der Hörer hineingezogen in ein Geheimnis, wie mit Goldstaub bestreut und in Opium getränkt.“ Ich liebe Bücher, die sich langsam entspinnen, ohne dabei langweilige Längen zu entwickeln. Das hat Eleanor Catton mit diesem Roman geschafft. Denn sie versteht es, ihre Geschichte äußerst einnehmend darzustellen. Eigentlich dreht sich alles lediglich darum, dass ein Mann verschwunden ist, eine Frau des versuchten Selbstmordes bezichtigt wird und dort viel Geld gefunden hat, wo es niemand vermutet hätte. Das klingt zunächst nicht nach genug Stoff, um über tausend Buchseiten zu füllen, respektive mehr als dreißig Stunden Hörgenuss zu schaffen. Aber neben diesen Eckpunkten gibt es eine Fülle von Hintergrundgeschichten, die mehr oder weniger intensiv an den Verbrechen oder Auffälligkeiten rütteln. Wie gut, dass Walter Moody nach seiner Ankunft in Hokitika im Rauchsalon genau auf diejenigen Männer trifft, die scheinbar gemeinsam genug Kenntnis haben, um die eingangs erwähnten Tatsachen miteinander in Bezug setzen zu können und es auch tatsächlich zu tun. Denn nach und nach kommen sie alle zu Wort und tragen ihr Scherflein bei zu einem kurzweiligen Abend für Walter Moody und mich, der im Verlauf von verwirrend und unterhaltsam zu unfassbar und skandalös wechselt. Die Autorin springt räumlich und zeitlich, versieht ihre Kapitel mit Überschriften aus dem astrologischen Bereich, deren Sinn sich mir nicht erschlossen hat. Vielleicht wäre da die Wahl des Mediums Buch die bessere gewesen, um den Verlauf der Planeten in Raum und Zeit besser verfolgen zu können. Da der Roman in seinen kleineren und größeren Geschichten, die sich intensiv um die Eckpunkte winden, sehr ausufernd und opulent erzählt wird, stand ich gelegentlich etwas auf dem Schlauch, da ich einige Erwähnungen nicht immer parat hatte, wenn diese Hintergründe wichtig waren. Im Hörbuch lässt es sich so schlecht blättern, in einem Buch wesentlich besser. So kam es, dass ich ab und an einige längeren Passagen doppelt gehört habe, um allen Fäden weiterfolgen zu können. Das war aber nicht schlimm, denn Sascha Rotermund liest wirklich mitreißend, durchweg frisch, lebendig und die Spannungskurve sehr gut umsetzend. Mich fasziniert auch im Nachhinein noch der Stil, denn die Autorin erzählt jeweils Bröckchen, quasi Wissenshäppchen, zu allen der Verbrechen beziehungsweise Auffälligkeiten, aber aus vielen verschiedenen Blickwinkeln, sodass sich schlussendlich ein facettenreiches, umfassendes Bild des Geschehenen abgebildet wird. Fast alles wird aufgelöst, lediglich einige kleinere Fäden bleiben lose. Auch sehr gut gefallen hat mir die geschaffene Atmosphäre. Ich hatte sowohl die Herren im Rauchzimmer als auch einige der Roman-Szenen lebhaft vor Augen. Auch sprachlich ist diese Geschichte angemessen und sehr überzeugend umgesetzt! Für Fans ausladender historischer, atmosphärischer Kriminalromane!

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