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Rezension zu
München 72

die heiteren Spiele

Von: vanessa.liest
12.09.2022

Ich bin selber Münchnerin. Ich war im Olympiadorf habe dort Freunde besucht, bin durch den Park flaniert und war auch schon ein oder zwei Mal im Olympiastadion und der Olympiahalle. Ich bin unter den großen Zeltdächern gestanden und hab mich dort klein gefühlt. Ich glaube ich hab nie besonders viel nachgedacht über die Olympischen Spiele 1972 (obwohl sie mir so präsent waren – verrückt, oder?) bis zu diesem Jahr. Heute, fast genau 50 Jahre später springt mir Olympia an jeder Ecke ins Gesicht – und dankenswerterweise, denn sonst hätte ich mich vielleicht gar nicht mehr für das Thema interessiert. Ich hab Werbung auf Instagram für dieses Buch gesehen und in einer Kurzschlussreaktion hab ich beschlossen – das will ich jetzt lesen! Dabei bin ich sonst eigentlich überhaupt keine Sachbuchleserin, aber ich hatte zu dem Zeitpunkt schon so viel darüber mitgekriegt, dass ich wusste das mich das Thema interessiert. Und was für eine Lektüre! Die Olympischen Spiele 1972 waren das Mammutprojekt nach dem zweiten Weltkrieg, man wollte wieder wer sein in der Welt und das negative Bild der ersten Spiele 1936 in Berlin mit fröhlichen Farben und heiteren Spielen übermalen. Schlussendlich ist das nur halb gelungen, denn was vor allem von diesen Spielen bleibt ist der Geschmack von Terror und Verzweiflung. „München 72 – ein deutscher Sommer“ ist aufgebaut wie eine Chronik. Aufgegliedert in Kapitel die sich jeweils mit einem Tag beschäftigen, ist es wunderbar stringent und es ist leicht, dem roten Faden zu folgen. Es ist nicht nur ein bloßes Runterrattern von Fakten, es werden richtige kleine Geschichten erzählt. Geschichten von einer Vision, einer Herkulesaufgabe, von Sportlern und ja, auch eine schreckliche Geschichte von Terror, Angst und Tod. Der Text bleibt sachlich und unpolitisch, lässt aber auch die Figuren des Dramas Olympische Spiele sprechen. Für das Buch wurden zahlreiche Sportler, Mitarbeiter und Angehörige interviewt und es verleiht dem Buch so viel Farbe. Ich habe lächeln müssen. Ich habe weinen müssen. Mein Herz hat geschmerzt und mein Kopf war randvoll zum Ende. Nicht voll genug, denn das nächste Buch zum Thema wartet schon auf mich, aber dieses Buch hat auf jeden Fall eine hohe Marke gesetzt. Spannend wie ein Krimi, Emotionen von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Nichts ist so tragisch, wie das echte Leben. Ich hätte mir noch mehr Bilder gewünscht, aber das wäre auch schon mein einziger Kritikpunkt. Ein wirklich gutes Sachbuch.

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