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Rezension zu
Fräulein Steiff

Margarete Steiff als liebevolle, starke, eindrückliche Persönlichkeit!

Von: miss_lia48
02.08.2022

„,Willst du mir helfen, Gretle?‘ ,Gern, Tante Ursche, aber ich taug zu nichts. Das weißt du ja.‘ ,Ach was, das gibt es gar nicht‘, sagt Bartholomäus streng. ,Jeder Mensch taugt zu was, man muss nur herausfinden, zu was.‘“ (Gespräch zwischen Margarete, ihrer Tante und dem Großvater) INHALT: 1847 erblickt Margarete Steiff im schwäbischen Giengen das Licht der Welt. In jungen Jahren erkrankt sie an Kinderlähmung und kann ab sofort nie wieder laufen. Die Mutter hat stets viel zu tun mit dem Haushalt, mit der Buchhaltung für ihren Mann und mit ihren vier gemeinsamen Kindern. Vor allem mit der Drittgeborenen. Sie macht sich große Sorgen, was soll nur aus ihrer Tochter werden? Was, wenn sie sie später nicht mehr wird tragen können? Sicherlich wird „das Gretle“ aufgrund ihrer Lähmung keinen Ehemann finden, wird nicht arbeiten können und muss von der Familie ein Leben lang durchgefüttert werden! Die ärztlichen Behandlungen kosten viel Geld, nichts scheint anzuschlagen. Und trotzdem verlässt Margarete selbst, nicht der Mut. Sie ist lebenslustig, selbstbewusst und bei Gleichaltrigen beliebt. Sie kann so schön erzählen und Zither spielen. Margarete beklagt sich nie darüber, dass sie nicht laufen kann, möchte aber überall dabei sein und stört sich mit der Zeit daran, auf die Hilfe anderer Leute angewiesen zu sein. „Fürs Gretle wird’s reichen“, hört sie immer wieder, wenn sie die abgetragene Kleidung ihrer Schwestern und Cousinen bekommt. Und sie beschließt, sich eines Tages, trotz ihrer schwachen rechten Hand, selbst ein Kleid zu nähen, das perfekt passt… Und tatsächlich schneidert, näht und verkauft Margarete ein paar Jahre später Filzwaren, wie Unterröcke oder Sofakissen. Ihr Geschäft läuft gut. Aus einer Idee heraus, näht sie als Geschenk für ihre Schwägerin, ein Nadelkissen in Elefanten-Form. Doch als sie bemerkt, mit welcher Freude und Hingabe ihr kleiner Neffe Paul damit spielt, muss sie erkennen, dass noch viel mehr Potenzial in dem „Elefäntle“ steckt und, dass Kinder diese kleinen Tierchen regelrecht zum Leben erwecken können… „Wie gerne würde sie dafür sorgen, dass jedes Kind auf der Welt einen Freund haben könnte, der immer da ist und dem man alles sagen möchte, was man auf dem Herzen hat. Einen Freund, den man einfach nur liebhaben kann. ‚Aber das ist unmöglich‘, sagt sie traurig, ,so viele Elefäntle kann ich ja gar nicht nähen.‘“ MEINUNG: Vor Jahren habe ich den Film mit Heike Makatsch über die „Mutter“ der Steifftiere gesehen und auch ein paar Kurzportaits über Margarete Steiff sind mir bereits unter die Augen gekommen. Jedes Mal war ich von dieser Frau beeindruckt. Und als ich gesehen habe, dass Maren Gottschalk (die bereits u. a. ein tolles Buch über Frida Kahlo geschrieben hat) einen Roman herausbringt, der sich mit der Geschichte von Margarete Steiff befasst, musste ich ihn natürlich lesen! Tja, was soll ich sagen, das Buch hat mich direkt gefangen genommen, weil Margarete so liebevoll, empathisch und zauberhaft mit den Kindern und den Kuscheltieren umgegangen ist. Interessant finde ich den Aspekt, dass die Erwachsenen anfangs dachten, dass Kinder mit den Tierchen aus Stoff nichts anfangen können, ganz nach dem Motto: „Die können doch nichts!“. Doch Margarete erkannte das Potenzial dahinter… Bezaubernd beschreibt die Autorin, wie Margarete die Kinder mit den Stofftieren beobachtet und wie diese in den Händen der Kinder lebendig werden. Sie werden zum Freund und Spielgefährten, aber auch zum Seelentröster. Diese Situationen wirkten auf mich sehr berührend und authentisch geschildert. Da möchte man selbst nochmals Kind sein! Auch das kreative Arbeiten mit Stoffen interessiert mich und so habe ich Margarete gerne bei der Arbeit über die Schulter „geschaut“. Dazu noch ein paar schwäbische Begriffe hier und dort und ich fühlte mich heimisch – aber keine Angst, so viele Wörter sind es nicht! 😉 Eindrücklich beschreibt Maren Gottschalk auch die Auswirkungen von Margaretes Behinderung. Sie muss sich als Kind am Boden entlangziehen, muss häufig getragen werden oder benötigt Hilfe beim Ankleiden. Immer wieder bekommt sie mit, dass andere sie auch als Last empfinden. Schlimm fand ich das damalige Bild, jemand mit Behinderung, hätte keine Fähigkeiten, keine lebenswerte Zukunft, müsse vor den Augen der höheren Gesellschaft abgeschirmt werden und wäre zu bemitleiden. Doch Margarete Steiff beweist allen das Gegenteil, indem sie lernt, ihre Einschränkungen im Alltag so gut es geht, zu minimieren und einen Weg für sich findet, ihre Fähigkeiten einzusetzen und ein erfülltes Leben zu führen. Ihre Geschichte zeigt, dass in jedem von uns, trotz eventueller Einschränkungen, auch Begabungen stecken und sie macht Mut, das Leben selbst in die Hand zu nehmen und etwas daraus zu machen. Eine tolle, starke Frau, die ich gerne auch persönlich kennengelernt hätte! Zugegeben, ich mochte bei diesem Buch das Hin- und Herspringen in der Zeit nicht immer so gerne. Und auch beim Cover fehlt mir irgendetwas. Aber allein für die liebevollen Schilderungen von den Kindern, den Stofftieren und vor allem für den eindrucksvollen Lebensweg von Margarete Steiff, lohnt sich dieser Roman allemal! Seit dem Beenden des Buches würde ich am liebsten sofort in das Steiff Museum gehen und mir alles mit eigenen Augen und vor Ort selbst anschauen! FAZIT: Wer ein Herz für Kinder und Kuscheltiere sowie Interesse an starken Frauenfiguren und eindrucksvollen Lebenswegen hat, muss dieses Buch lesen! Von mir gibt es eine klare Empfehlung! 4-4,5/5 Sterne.

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